Mit der Schlüsselrückgabe an das Stadtoberhaupt endet für die Jecken die Zeit der Regentschaft.
Karnevalisten geben Schlüssel zurückBürgermeister in Rhein-Erft sind wieder an der Match

Das Motto für die kommende Session in Brühl präsentierten Bürgermeister Dieter Freytag (r.) und Georg Müller, der Vizepräsident des Festausschusses Brühler Karneval.
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Das närrische Intermezzo ist vorbei, die zwischenzeitlich entmachteten Bürgermeister haben die Rathausschlüssel zurückbekommen und sind wieder in Amt und Würden. Die Karnevalisten ließen die Session Revue passieren.
In Frechen wurde der Zeitplan mehrfach über den Haufen geworfen
Dass Prinz Thomas spontan sein kann, hat er in der Session bewiesen, mehrfach sprengte er den Zeitplan. Und auch bei der Schlüsselrückgabe ging es nicht glatt: Sein Team hatte Prinzenmütze und Stadtschlüssel vergessen. Und so konnte Bürgermeisterin Susanne Stupp erst mit zehnminütiger Verspätung den Rückgabeakt eröffnen. Dann aber ging es los mit den Dankesworten, sowohl von Festkomitee-Präsident Ralf Inden als auch von der Bürgermeisterin. Beide dankten nicht nur Prinz Thomas und Kinderprinzessin Lena für ihr tolles Auftreten in der Session. Die Kinderprinzessin wurde für ihre souveräne Haltung auf den Bühnen gelobt, der Prinz für seinen Gesang und seine Perfomance.

Die Zeit des Abschieds war gekommen, Thomas I und Lena I. übergaben Susanne Stupp wieder die Macht über Frechen.
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„Wir haben tolle Leistungen und Veranstaltungen erlebt, auch die Züge in den Stadtteilen und in Frechen waren sehenswert“, so das Fazit der Bürgermeisterin. Dem stimmte Ralf Inden zu, der sich vor allem freute, dass die Eröffnung des Straßenkarnevals wieder etwas mehr Zulauf hatte, denn zum Schluss war das Kölsch alle. Sein Dank galt aber nicht nur den Tollitäten und den Gesellschaften, er bezog auch Polizei, Feuerwehr, DLRG und den Stadtbetrieb mit ein, der spontan mit der Feuerwehr noch für weitere Sperrfahrzeuge zur Absicherung am Wegesrand sorgte.
„Bei den Absperrungen am Sonntag haben wir das Maximum erreicht, mehr können wir nicht tun, eine gewisse Unsicherheit bleibt immer“, erklärte Zugleiter Erich Braun. Positiv war die Meldung des Stadtbetriebs, wonach im gesamten Stadtgebiet rund 500 Kilo Müll weniger als 2024 angefallen sei. Bemängelt wurde, dass immer noch das Plastikkonfetti benutzt wird, das von den Reinigungsmaschinen nicht aufgenommen werden kann und sie verstopft. Nur mit Mühe bekam anschließend die Bürgermeisterin ihre Stadtschlüssel zurück.
Sowohl die Kinderprinzessin als auch ihr erwachsener Kollege zierten sich und mussten erst überredet werden. Zum Abschluss verkündete das Festkomitee auch noch das Motto für 2026: „Alles op Jeck gestellt“ soll es dann heißen.
Präsident des neu gegründeten Festkomitees Hürther Karneval ist zufrieden
Eine positive Bilanz zog Frank Tesch, Präsident des neu gegründeten Festkomitees Hürther Karneval, nach der ersten Session im Verbund von mittlerweile 15 Vereinen. „Die Säle waren wieder deutlich voller als in den vergangenen Jahren, bei den großen Vereinen waren wir wieder auf dem Niveau wie vor Corona.“ Gut angekommen sei der Fünfer-Tanz, bei dem die Tanzpaare der Traditionsgesellschaften Funken Rot-Weiß Gleuel, Prinzengarde Hürth, Große Knapsacker KG, Große Gleueler KG und Hürther Husaren-Corps bei Auftritten auf Blumen und Orden verzichtet und stattdessen um Spenden für krebskranke Kinder gebeten hatten.
Eine Herausforderung seien für viele Vereine die verschärften Sicherheitskonzepte und die Tüv-Auflagen gewesen. Die Abnahme der Festwagen sei teuer, manche Wagen seien vom Tüv stillgelegt worden. „Wir mussten unsere Gulaschkanone zu Hause lassen“, berichtet Tesch, der auch Vorsitzender der Gleueler Funken ist. Für die kommende Session hat das Festkomitee erstmals ein gemeinsames Motto für den Hürther Karneval ausgerufen. Es lautet: „Bunte Dräum un jecke Zick“.
Brühler suchen immer noch künftige Tollitäten
Das Motto für die nächste Session in Brühl ist klar: „Bröhl is bunt, he jeiht et rund“, lautet es. Das verkündeten Georg Müller, Vizepräsident des Festausschusses Brühler Karneval, und Bürgermeister Dieter Freytag beim traditionellen Fischessen der Karnevalisten. Wer dieses Motto mit Leben füllen wird, ist derweil weniger klar. „Wir haben noch keine Tollitäten für das nächste Jahr“, erklärte Müller. Mit dem ersten Januar-Wochenende ist der Termin für eine mögliche Proklamation bereits gefunden. „Auch das Programm steht. Ich hoffe, dass wir alle zusammenstehen und auch hingehen, wenn sich kein Dreigestirn findet“, erklärt der Karnevalist.
Zuletzt habe man eine tolle und ausverkaufte Proklamation erlebt. Rathaussturm und Straßenkarneval seien ebenfalls sehr gut gelaufen. Trotz teils schwieriger Umstände, die die erhöhten Sicherheitsauflagen für die Züge mit sich gebracht hätten, betont Müller. Es gab keinerlei negative Zwischenfälle“, erklärte auch Bürgermeister Freytag, Weiteres kläre man bei der Nachbesprechung mit den Organisatoren der Umzüge.
Brühl: Bürgermeister Dieter Freytag spricht von großartigen Tollitäten
Prinz Benny I. (Benjamin Kamarakis), Bauer Ralf (Ralf Schönenberg) und Jungfrau Alexia (Sascha Schamper sowie das Kinderprinzenpaar Mirija I. (Mirija Ohlerth) und Julian I. (Julian Alexander Fuß) adelte Freytag als „großartige Tollitäten“. Er lobte deren Sammelaktion für ein inklusives Spielgerät für den Kaiserbahnhof-Park, woraufhin das Dreigestirn weitere 888 Euro für einen Verein ankündigte, der Menschen mit Handicap unterstützt. Prinz Benny I. dankte der Stadt und insbesondere dem scheidenden Prinzenführer Markus Feickert für eine „wunderbare gemeinsame Reise“. In Wolfgang Fritz steht Feickerts Nachfolger bereits fest.
Freytag lobte auch die Kräfte der Stadtreinigung. Brühl habe schon kurz nach dem Zug wieder wie „aus dem Ei gepellt“ ausgesehen. Dies widerspricht jedoch der Einschätzung einiger Bürger. Erich Schlottky etwa beklagte eine City „voller Müll und Scherben“. Dem Brühler gefiel auch der Innenstadt-Umzug nicht. Statt kölscher Klänge von Kapellen hätte Musik aus Lautsprechern für „Ballermann-Atmosphäre“ gesorgt.
Karnevalist Georg Müller nahm die Kritik gelassen. Der Geschmack von älteren und jüngeren Menschen sei eben unterschiedlich. „Musik aus Boxen zu verbieten, halte ich für falsch. Niemand will einen sterilen Zug“, so Müller. Zudem seien die Kosten für die Kapellen inzwischen immens. „Daher waren es dieses Mal sechs statt der gewohnten zwölf Kapellen“, erläuterte er.
Pulheimer Narren geraten ins Schwärmen
„In der Farbe getrennt, in der Sache vereint“ – das war die Kernbotschaft, die die im Festkomitee organisierten Karnevalsgesellschaften und Vereine sowie Bürgermeister Frank Keppeler bei der Manöverkritik im „Wirtshaus am Markt“ formulierten. Die Dreigestirne aus Pulheim, Stommeln und die Damen aus Geyen wie auch die Pulheimer Kinderprinzessin Sarah I. und das Kinderprinzenpaar Prinz Franek I. Wojnarowicz und Prinzessin Lena I. Mangerich aus Dansweiler gerieten beim Blick zurück ins Schwärmen. Sie alle möchten die tolle, sensationelle Session, die einigen neue beste Freunde beschert hat, das gemeinsame Feiern und die vielen emotionalen Auftritt nicht missen.

Die Pulheimer Tollitäten und Karnevalisten blickten mit Bürgermeister Frank Keppeler auf eine gelungene Session zurück.
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Auch die Vereinsspitzen waren von der rundum gelungenen Session angetan. Bernd Engels, Präsident der KG Löstije Donswieler, dankte den Tollitäten in besonderer Weise. Er hielt eine knackige, amüsante Rede in Reimform und op Kölsch. „Ich hatte heute Morgen Bock zu dichten.“ Erleichtert waren alle, dass die tollen Tage friedlich über die Bühne gegangen sind. Von vielen ausverkauften Sitzungen, gut bis sehr gut besuchten Veranstaltungen war die Rede, aber auch von Formaten, die beim Publikum weniger ankamen.
Ein dickes Lob gab es für die vielen Hundert Freiwilligen, die die Züge als Wagenengel begleitet haben. „Der Karneval ist in unserer Stadt gut aufgestellt“, freute sich Frank Keppeler und deutete an, dass es in Pulheim, Stommeln, und Sinnersdorf wieder Dreigestirne geben wird. Festkomitee-Präsident Hans-Peter Hasche, der nicht erneut kandidieren wird, sorgt sich all den positiven Aspekten zum Trotz um die Vielfalt des Brauchtums.
Es sei wichtig für die Vereine, dass die Kasse stimme. „Aber wenn sich zwei der mitglieder- und finanzstärksten Vereine zusammenschließen, dann wird der Karneval in der gewohnten Form in den anderen Stadtteilen nicht mehr stattfinden“, sagte er mit Blick auf die Zeltpartys auf dem Markplatz. Die KG Ahl Häre und die KG Löschgrenadiere Blau-Rot hatten sie an Weiberfastnacht und am Karnevalssamstag gemeinsam organisiert. Sie waren ausverkauft. Solidarisch oder profitorientiert – er frage sich, welcher Gedanke sich durchsetze.
In Wesseling blickt man auf eine hervorragende Session zurück
Am Aschermittwoch fanden sich zur traditionellen Stadtschlüsselrückgabe noch einmal Prinzessin Moni I. (Ignacy) aus den Reihen der KG Südstädter Weiß-Gold 1986 mit ihrem Adjutantenteam sowie Vertreter des Festkomitees Wesselinger Karneval und der verschiedenen Gesellschaften bei Bürgermeister Ralph Manzke im Rathaus ein. Einigkeit bestand schnell darin, dass alle Beteiligten auf eine „hervorragende Session“ zurückblickten.

Prinzessin Moni I. gab als letzte Amtshandlung den Stadtschlüssel an den Wesselinger Bürgermeister Ralph Manzke zurück.
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Die erste mit einer Frau auf dem närrischen Thron, mit einer „wunderschönen Prinzessin“ mit 120 Auftritten, so Manzke. Daneben regierten Kinderprinzessin Elena I. (Pütz) aus Urfeld und Kinderprinz Noah I. (Menten). „Es hätte nicht schöner sein können“, resümierte Prinzessin Moni I. und dankte allen Unterstützenden. „Es war auch hart“, aber das Herz war immer mit dabei“, sagte sie. Manzke blickte weiter auf eine ereignisreiche Session zurück. Neben zahlreichen Saalveranstaltungen, die viele Menschen begeistert hätten, darunter fünf in der Kronenbuschhalle, habe es wieder vier Karnevalszüge gegeben, erklärte er.
Beim großen Zug mit 15.000 Zuschauern waren 1600 Teilnehmer in 71 Gruppen dabei. Es gab 20 Festwagen. Der Kinderzug hatte 2000 jecke Teilnehmer, davon waren 1120 Kinder. Auch die kleineren familiären Umzüge in Berzdorf und Urfeld seien fröhlich und friedlich verlaufen. Für den neuen Festkomiteepräsidenten Andreas Over war es ebenfalls die erste Session, in der er verlässlich agiert habe, so Manzke. „Ja, et war joot“, äußerte Over kurz und knapp, aber freudig. „Wir hatten mit allen Beteiligten einen guten Austausch“, führte er aus.
Das bestätigte auch Martina Kürten, die Keldenicher Bezirksbeamtin bei der Polizei. Die Kommunikation zwischen Polizei, Ordnungsamt und der Feuerwehr habe gut funktioniert. „Das Sicherheitskonzept ist sehr gut aufgegangen, die Lkw-Sperrungen wurden umgesetzt.“ Auch der Zwischenfall beim Karnevalszug am Sonntag, der zu einem Stopp des Zuges führte, habe sicher gelöst werden können, betonte sie. Ein Messer, mit dem auf einem Wagen Strüßjerkisten geöffnet wurden, wurde versehentlich mit in die Menge geworfen.
Der Fall wurde geklärt, niemand verletzt. Und natürlich wurde auch das verraten: der nächste Prinz in Wesseling heißt Ralf Pütz und stammt aus den Reihen der Großen Wesselinger Karnevalsgesellschaft 1896. Unterstützt wird er von den Adjutanten Alfred Schlappa, Helmut Schallenberg und Ulli Keilhau. 2026 feiert die GroWeKa ihren 130. Geburtstag. Das neue Prinzenteam ist „mega stolz“, das Ereignis mit der Regentschaft zu krönen, frei nach ihrem Motto: „Schwaade, singe, danze, do springk et Hätz, do laach die Siel“.