Zukunft der TagebauregionLandrat fordert mehr Beteiligung für Region
Frechen-Bachem – Für Reiner Calmund ist die Sache klar: „Die Kohle war ein wichtiges Standbein für das Wirtschaftswunder in Deutschland.“ Der Strukturwandel, der jetzt mit dem Ende des Braunkohleabbaus einhergehe, sei eines der wichtigsten Themen in Deutschland.
In einer Bergarbeitersiedlung aufgewachsen
Calmund, der aus Brühl-Heide stammt, dort in einer Bergarbeitersiedlung aufwuchs und sich selbst als „Kind der Kohle“ bezeichnet, war am Montagabend ins Christliche Jugenddorf nach Frechen-Bachem gekommen. Vor rund 80 Unternehmern, die die Agentur für Arbeit Brühl zu einem Diskussionsabend unter dem Motto „Mit Energie in die Zukunft starten“ eingeladen hatte, sprach Calmund dort einführende Worte.
Der frühere Fußballmanager und TV-Experte blickte auf seine Kindheit in Brühl zurück und zeigte dazu auch einige Fotos. Gleichermaßen warf „Calli“, wie der 70-Jährige auch genannt wird, einen Blick in die Zukunft. Wichtig sei es, in neue Technologien zu investieren, in Forschungen zur Künstlichen Intelligenz etwa oder in den Ausbau des 5G-Netzes.
Beim Interview mit dieser Zeitung auf der Fahrt vom Saarland nach Frechen sei die Telefonverbindung sage und schreibe zwölfmal abgebrochen, berichtete Calmund. Das müsse besser werden.
Ziel: Energieregion bleiben
„Wir wollen eine Energieregion bleiben“, berichtete Ralph Sterck, der Chef der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, in der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Kati Ulrich moderiert wurde. Man setzte auf die energieintensive Industrie, gleichzeitig aber auf den Bildungs- und Innovationssektor und die Landwirtschaft als eigenes wirtschaftliches Feld.
Landrat Michael Kreuzberg blickte auf die Arbeit der Kohlekommission zurück. Nach den ersten Treffen sei er wenig optimistisch gewesen: „Doch dann hat die Kommission einen eigenen Geist entwickelt.“ Es sei spürbar gewesen, dass alle ein Ergebnis erzielen wollten.
Am Ende sei ein geschlossenes Maßnahmenpaket vereinbart worden. „Schwierig wird es, wenn man anfängt, das jetzt aufzuschnüren“, sagte Kreuzberg. „Wenn das Ergebnis zerpflückt wird, werden das die Kommissionsmitglieder nicht hinnehmen“, pflichtete ihm Christiane Schönefeld bei.
Die Vorsitzende der Geschäftsführung der NRW-Regionaldirektion der Arbeitsagentur gehörte ebenfalls der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung an, wie das Gremium offiziell hieß.
Wunsch: Schnellere Entscheidungen, weniger Bürokratie
Kreuzberg wünscht sich für die Zukunft schnellere Entscheidung und weniger Bürokratie. Die Region müsse an der Ideenfindung und der Umsetzung der Maßnahmen beteiligt werden: „Es kann nicht alles in Berlin beschlossen werden.“ Dass die Kompetenz der Region bei der Umsetzung der Maßnahmen nicht genutzt werde, halte er für einen „Konstruktionsfehler“.
Als Beispiele für konkrete, erfolgversprechende Projekte nannte Kreuzberg die Gründung eines „Innovationsnetzwerks Tourismus“ mit benachbarten Landkreisen und die Gründung des Campus Rhein-Erft der TH Köln in Erftstadt mit vielen neuen Studiengängen. „Im Sommer kommenden Jahres werden wir dort voraussichtlich den ersten Studenten begrüßen können.“ Ziel sei es, tragfähige Konzepte zu entwickeln, durch die neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen würden.
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Im Zusammenhang mit dem Strukturwandel sei die Agentur für Arbeit Brühl zu einer von drei „Revieragenturen“ in Deutschland ernannt worden, wie deren Chef Rainer Imkamp berichtete. Ziel sei es unter anderem, Menschen zu qualifizieren, zu beraten und zu vermitteln, die nach einer neuen Beschäftigung suchten. Aufgelockert wurde die Debatte durch Improvisationstheater-Einlagen der „Comedy Company“ aus Göttingen.