Genügend Gäste, zu wenig PersonalRestaurants beklagen Personalengpässe
Rhein-Erft-Kreis – „Ich würde direkt zwei weitere Kellner einstellen“, sagt Giuseppe Celentano, Inhaber des Ristorante Bellissimo in Kerpen-Horrem. Doch es sei zurzeit sehr schwer, Personal zu bekommen. Vor fünf Jahren hat er das Restaurant für italienische Spezialitäten in Horrem eröffnet. Zusätzlich übernahm er vor vier Jahren das Landhaus Schlösser in Kerpen. Sein Team zählt aktuell zwölf Mitarbeiter. „Wenn aber nicht zwischendurch auch unsere Familie noch mithelfen würde, dann wäre die Arbeit zeitweise gar nicht zu schaffen“, berichtet er. Nach der langen Schließung durch die Corona-Pandemie habe sich die Lage ansonsten allerdings entspannt. Seine Restaurants seien gut besucht. „Den Menschen ist richtig anzumerken, dass sie die Besuche im Restaurant genießen und sich wirklich freuen, wieder raus essen gehen zu können“, sagt er.
Zu generellen Personalengpässen kommen die der Pandemie hinzu
„Es gibt coronabedingte Personalengpässe, die hoffen wir jedoch abbauen zu können“, bestätigt Thorsten Hellwig, Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands NRW. Aber ohnehin spüre die Hotel- und Gaststättenbranche den Facharbeitermangel. „Etwa 80 Prozent der Betriebe sind davon betroffen“, so Hellwig. Die Pandemie habe diese Situation weiter verschärft. Noch habe sich die Branche nicht von der langen Schließungsphase erholt. Etwa 15 Prozent der Unternehmen, zu denen außer Gaststätten und Hotels auch Caterer und Schnellimbisse gehören, zögen immer noch in Erwägung, das Geschäft aufzugeben. Eine Dehoga-Erhebung habe ergeben, dass die Umsätze im September 2021 etwa sechs Prozent unter denen von September 2019 lagen. „Und was die bisherigen Vorbestellungen und Buchungen für Geschäftsessen, Betriebsfeiern und Events in der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit betrifft, spüren wir jetzt schon eine ganz deutliche Verschlechterung“, so Hellwig.
Maskenpflicht und 3G-Regeln
Laut Corona-Schutzverordnung des Landes NRW sind seit 1. Oktober in der Innengastronomie keine besonderen Abstände oder Trennwände zwischen den Tischen mehr zwingend erforderlich. Die Maskenpflicht außerhalb des festen Sitz- oder Stehplatzes bleibt jedoch bestehen, ebenso die konsequente Anwendung der 3G-Regeln. Auch müssen zur Kontakt-Rückverfolgung entsprechende Daten im Restaurant aufgenommen werden.
Und ohne entsprechenden Nachweis (geimpft, genesen, getestet) lassen auch die Gastronomen im Rhein-Erft-Kreis die Kunden nicht ins Restaurant. Viele halten jedoch Plätze im Freien bereit, für alle Kunden, die den Nachweis nicht dabeihaben. (mkl)
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Wesentlich positiver sieht Benjamin Edery in die Zukunft. „Wir sind jetzt schon wieder auf dem Niveau von vor Corona“, berichtet er. Seit 28 Jahren führt er das Restaurant Haus Bosen in Erftstadt-Lechenich, mittlerweile mit seinem Sohn Leon. Zurückblickend sei die Zeit der neunmonatigen Schließung nicht leicht gewesen. „Doch jetzt schauen wir nach vorne“, sagt er. Die Senkung der Mehrwertsteuer für Speisen auf sieben Prozent helfe. „Das ermöglichst den Unternehmen, neue Rücklagen zu bilden. Die alten sind während der Schließungsphase aufgebraucht worden“, so Edery. Von Kollegen habe er gehört, dass einige sogar auf ihre Altersversorgung zurückgreifen mussten. Was das Personal betreffe, da habe er wirklich Glück gehabt. „Im Juli habe ich zwei neue Kräfte für den Service eingestellt“, sagt er. Ansonsten sei ihm sein Team treu geblieben. Allerdings habe er anders als in den vergangenen Jahren in diesem Jahr keine Auszubildenden für die Küche und den Service gefunden. „Ich sehe die Gefahr, dass in den nächsten Jahren Betriebe aufgrund von Personalmangel schließen müssen.“
Viele Studenten arbeiten nebenbei im Service
Für Riccardo Cogliano hat sich die Personalsuche erst einmal erledigt. Gerade als er begonnen habe, sich Sorgen um weitere Mitarbeiter zu machen, seien zwei Bewerbungen eingegangen. „Am 1. November ist unser Team um zwei neue Leute größer“, sagt er. Cogliano ist Inhaber des Restaurants „30 Stühle“ in Wesseling. Und als Chef steht er selbst in der Küche. „Die Branche erholt sich“, resümiert er die vergangenen Wochen. Sogar die aufgrund der Pandemie abgesagten Veranstaltungen würden jetzt nachgebucht. „Ich spüre richtig, wie sich die Gäste darüber freuen, dass das öffentliche Leben wieder in Fahrt kommt.“
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Diesen Nachholbedarf erleben auch Sonja und Tobias Köhler inzwischen täglich. „Es lauft richtig gut“, sagt Sonja Köhler. Mit ihrem Mann leitet sie in Brühl das Wirtshaus am Schloss, Inhaber ist Rolf Matheis. Über Personalmangel im Service mache sie sich keine Sorgen. „Diesbezüglich arbeiten wir erfolgreich mit Schülern und Studenten zusammen“, erklärt sie. „Wir suchen aktuell allerdings noch Personal für die Küche“, sagt sie.