„Wir können nicht mehr““ Grundschulen im Rhein-Erft-Kreis hissen die weiße Fahne
Elsdorf/Rhein-Erft-Kreis – An der Arnoldusschule hat die Elternvertretung stellvertretend für Lehrer, Schüler und Eltern weiße Laken aufgehängt. „Das soll nach außen dokumentieren, dass wir nicht mehr können“, sagt Katharina Wenge, Vorsitzende der Schulpflegschaft. Grund ist die rasant steigende Zahl an Corona-Fällen, die viele Schulen zu verkraften haben, und die Testmodalitäten.
In den elf Klassen der Katholischen Elsdorfer Grundschule waren in der vorvergangenen Woche neun Pooltests positiv, wie Schulleiterin Christa Sommer berichtet. Nicht selten auch dieselbe Klasse mehrfach. In einer Klasse waren vier Fälle gleichzeitig aufgetreten. Diese Klasse wurde vom Gesundheitsamt des Kreises komplett in Quarantäne geschickt.
Rhein-Erft: Positiv in die Schule
Nach positivem Pooltest muss eine Einzeltestung gemacht werden, um die positiv getestete Schülerin oder den Schüler aus dem Lollitest-Bündel herauszufiltern. „Dabei kommt das positiv getestete Kind zunächst in die Schule. Das sorgt für Ansteckungsgefahr“, sagt Wenge, die zudem beklagt, dass die Lehrer ohne Schutzanzüge arbeiten müssen und sie daher mit ihrer Vertreterin Astrid Hein privat Gesichtsvisiere und Handschuhe besorgt hat.
Dann muss das Kind separat betreut werden, wozu eine weitere Lehrkraft nötig ist, bevor die Eltern, die oft abrupt ihren Arbeitsplatz verlassen müssen, ihr Kind abholen. „Der Aufwand mit Tests und Nachverfolgung, Listen führen, Betreuung, Information – das alles ist nicht mehr zu leisten“, sagt Wenge. „Wir machen fast nichts anderes mehr“, sagt Sommer. Unterrichtsausfälle seien die Folge. „Auch die Kinder sind traurig, wenn sie nicht zur Schule dürfen“, sagt Wenge.
Schulen im Rhein-Erft-Kreis: Ergebnisse erst am Abend
Oft kommen die Testergebnisse erst am Abend. „Dann müssen wir schnell reagieren und organisieren“, sagt Sommer. Erst am Dienstag um 22.15 Uhr habe sie über eine Schulmail des Landesministeriums mitgeteilt bekommen, dass ab Dienstag keine PCR-Tests mehr vorgenommen werden sollen, sondern Schnelltests. „Das mussten wir über Nacht umsetzen“, klagt Sommer, die sich längerfristige Planungssicherheit wünscht.
Alexander Blumberg, Konrektor der Frechener Lindenschule und Vorsitzender der Fachgruppe Grundschule der GEW im Kreisverband Rhein-Erft, bestätigt die Situation und hat kreisweit zum Hissen weißer Fahnen aufgerufen: „Die neuesten, extrem kurzfristigen Änderungen der Corona-Testungen der Grundschulkinder führen alle Beteiligten an die Grenzen der Belastbarkeit“, sagt er. Die Vorgaben aus Düsseldorf seien „nicht umsetzbar“, das Ansteckungsrisiko für alle, „das schon im Schulbus beginnt“, steige immer weiter und ein „normaler Unterricht“ und eine „normale Bewertung“ der Kinder seien „nicht mehr möglich“. Er fordert frühere Informationen, mehr Personal für die Schulen und professionelle Tests durch geschultes Personal.
SPD-Landtagskandidat: „Systemzusammenbruch“
Von einem „Systemzusammenbruch“ bei den Tests an Grundschulen und Kindergärten sprechen die SPD-Landtagskandidaten Halil Odabasi, Daniel Dobbelstein und Bernd Coumanns. „Infektions- und Quarantänezahlen an Schulen und Kindergärten explodieren und sind nun aufgrund der völlig unzureichenden Testkapazitäten auch nicht mehr transparent nachvollziehbar“, sagen sie. Schulen und Kindergärten blieben weiter der Motor der Pandemie. Die Landesregierung müsse entweder ausreichend Testkapazitäten organisieren oder sofort klären, wie es an den Schulen weitergehen soll.
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Im Kreis wird es zumindest an den Förderschulen weiterhin das vollständige Lollitest-Verfahren geben, teilt die Kreisverwaltung mit. Das heißt: Sollte der Pooltest, in dem alle Proben gemeinschaftlich getestet werden, positiv ausfallen, werden alle Proben der Schülerinnen und Schüler noch mal einzeln ausgewertet, um genau zu klären, wer mit dem Coronavirus infiziert ist.