Stadtwerke in der KritikWildschweine verwüsten zahlreiche Gräber in Alt-Hürth
Alt-Hürth – Ein Bild der Verwüstung geben zahlreiche Grabstätten auf dem Friedhof in Alt-Hürth ab. Ende April wühlten dort Wildschweine die Erde auf und warfen bei ihrem nächtlichen Streifzug Blumenvasen und Grabschmuck um. Hermann-Josef Juchem, der auf dem Friedhof die Gräber seiner Eltern und Schwiegereltern pflegt, ist sauer. Er wirft der Stadt vor, den Friedhof nicht ausreichend gegen die Schwarzkittel zu sichern.
Probleme mit Wildschweinen gibt es in Alt-Hürth immer wieder. Die Schweine haben in der Vergangenheit neben dem Friedhof auch den Rasen im benachbarten Stadion umgepflügt. In den Waldflächen des angrenzenden Naherholungsgebiets am Otto-Maigler-See kann sich der Bestand fast ungestört vermehren. „Die Wildschweine sind dort kaum zu bejagen, weil fast immer Spaziergänger unterwegs sind“, weiß Peter Neffgen, Leiter des Hürther Hegerings. Dort seien große Rotten mit teils mehr als 20 Tieren anzutreffen.
Wildschweine kommen aus dem angrenzenden Hürther Naherholungsgebiet am Otto-Maigler-See
Der Friedhof sei für die scheuen Tiere besonders attraktiv. „Da ist Ruhe, die Spaziergänger sind ältere Leute, und es gibt keine Hunde“, sagt Neffgen. „Die austreibenden Pflanzen auf den Gräbern sind ein gefundenes Fressen. Genauso wie die Würmer und Engerlinge, die jetzt hochkommen.“ Um die Wildschweine fernzuhalten, helfe nur, den Friedhof mit Zäunen zu schützen, unter denen sie sich nicht hindurchbuddeln können.
Genau das hätten die Stadtwerke getan, sagt Sprecher Willi Pütz. In den vergangenen Jahren seien „zigtausend Euro“ ausgegeben worden, um die alten Maschendrahtzäune durch stabile Stahlgitterzäune zu ersetzen.
Doch was helfe der Zaun, wenn den Wildschweinen, wie Friedhofsbesucher Juchem beklagt, anderswo Tür und Tor geöffnet würden? Er habe wiederholt früh morgens beim Blumengießen bemerkt, dass das große Rolltor am Zugang an der Moschee noch offen gestanden habe, so der 67-jährige Industriekaufmann im Ruhestand, der in der Nähe wohnt. Juchem vermutet, dass die Wildschweine durch die Unachtsamkeit von Friedhofsgärtnern oder Steinmetzen auf den Friedhof gelangen.
Tore auf dem Hürther Friedhof werden nachts nicht abgeschlossen
„Es ist korrekt, dass das Rolltor tagsüber geöffnet bleibt, weil dort Friedhofsmitarbeiter und Handwerker mit ihren Fahrzeugen passieren müssen“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Pütz. Tagsüber aber würden sich die Wildschweine nicht auf offene Plätze wagen, wenn es ausreichend Deckung gebe. „Zum Dienstschluss wird dieses Tor abgeschlossen“, so Pütz weiter. Dann sei der Friedhof nur noch durch kleine Tore zu betreten, die mit Schließautomaten ausgestattet seien.
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Pütz räumt aber ein, dass diese Tore schon mal von Radfahrern mit Steinen oder Keilen blockiert würden und dann die ganze Nacht offen stünden. Abschließen wollen die Stadtwerke die Zugänge nachts trotzdem nicht, denn das habe früher schon zu Protesten geführt. Immerhin scheint der Friedhof aktuell frei von Wildschweinen zu sein. Dem für das Revier zuständigen Jäger sei es laut Pütz gelungen, die Rotte ohne Schuss zu vertreiben.