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„Es ist befreiend“Warum Hürther an Weihnachten am Wertstoffhof in Kalscheuren Müll entsorgen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann leert einen Sack mit Grünabfällen aus.

Ivan Schneider entschied sich spontan, den Gartenmüll seines Sohnes noch an Heiligabend zu entsorgen.

Auch an Heiligabend brachten viele Hürther Grünabfälle, Sperrmüll, Alt-Papier, Metall oder Elektroaltgeräte zum Wertstoffhof.

An Heiligabend gehörten Josef Berger und Armen Gasparyan zu den wenigen Angestellten der Stadtwerke Hürth, die auf dem Wertstoffhof im Industriegebiet von Kalscheuren von 8 bis 12 Uhr noch zum Anpacken bereitstanden. Trotz – oder gerade wegen – der anstehenden Feiertage sahen die beiden Kollegen auch am 24. Dezember immer wieder Bürger der Stadt auf den Hof der Anlage einfahren, die Grünabfälle, Sperrmüll, Alt-Papier, Hausmüll, Holz, Metall oder Elektroaltgeräte zum Entsorgen und Verwerten heranschafften.

Doch nicht nur Müll bekamen Berger und Gasparyan in die Hand gedrückt: Der ein oder andere Hürther hatte zudem kleine Präsente und herzliche Weihnachtsgrüße mit dabei.

Kalscheuren: Hürther entsorgen an Heiligabend Grünabfälle und Co.

„Vier Autos haben schon vor der Schranke gewartet, als ich den Hof am Morgen um acht Uhr geöffnet habe“, berichtete Berger, der nach zwölf Jahren in seinem Job einzuordnen wusste: „Normalerweise stehen da an einem guten Tag schon 20 Leute bereit. Ich bin natürlich froh, wenn ich gleich wieder Zuhause bin. Mir persönlich ist es aber lieber, wenn es hier voll ist. Dann geht die Zeit schneller vorbei.“

Doch diesen Weihnachtswunsch wollten die Hürther Berger nicht so wirklich erfüllen. In unregelmäßigen Abständen kamen hauptsächlich Männer auf den Hof gefahren, die zumeist ihr Grün aus dem Garten entsorgen wollten. Einer von ihnen war Ivan Schneider, der seinem Sohn damit spontan noch ein kleines vorgezogenes Weihnachtsgeschenk machte: „Mein Sohn und ich haben jeder einen Schrebergarten, bei denen ich gerade war. Da habe ich dann gesehen, dass sich in seinen vollen Gartentonnen auch schon viel Wasser sammelte. Den Müll wollte ich einfach wegbringen, wo ich schon einmal da war.“

Es ist befreiend, seine Sachen wegzubringen. Und jetzt passt es einfach für mich gut, weil ich freihabe und hier nicht viel los ist
Wertstoffhof-Besucher an Heiligabend

Andere nutzten den Tag allerdings auch ganz bewusst aus. So berichtete ein weiterer Mann über die Entsorgung seiner bereits vierten Ladung an Gartenabfällen: „Es ist befreiend, seine Sachen wegzubringen. Und jetzt passt es einfach für mich gut, weil ich freihabe und hier nicht viel los ist.“

In den kommenden Tagen rechnen die Mitarbeiter der Stadtwerke Hürth hingegen wieder mit mehr Arbeit auf dem Wertstoffhof und längeren Autoreihen an der Hofeinfahrt. Denn an den Feiertagen falle viel Elektroschrott und Papier an.

Gregor Dolgner, der für die Stadtreinigung die städtischen Mülleimer entleert, hofft, dass die Bürger der Stadt Hürth ihren Müll auch bis zum Wertstoffhof und nicht nur bis zum nächsten städtischen Mülleimer bringen: „Es ist schon Standard geworden, dass viel Müll nach Weihnachten neben den städtischen Körben steht. Und es wird von Jahr zu Jahr immer schlimmer, obwohl die Leute bei uns fast alles umsonst abgeben könnten.“

Der Wertstoffhof hat bis auf Silvester, 8 bis 12 Uhr, zu seinen regulären Zeiten geöffnet. Weitere Informationen gibt es hier.