Die Stadtwerke und RWE wollen auch nach dem Braunkohleausstieg bei der Wärmelieferung kooperieren. Weitere Wärmequellen werden geprüft.
Preise sinken leichtStadtwerke Hürth schließen neuen Fernwärmevertrag mit RWE Power
Die Stadtwerke haben mit RWE Power einen neuen Liefervertrag für die Fernwärme abgeschlossen. Er gilt ab Januar 2025 und sichert die Wärmeeinspeisung vom Kraftwerksstandort auf dem Knapsacker Hügel bis Ende 2029 – so lange ist auch die Laufzeit des Goldenbergkraftwerks. Auch nach dem Braunkohleausstieg ab 2030 wollen die Partner kooperieren. Unterdessen werden die Fernwärmepreise im neuen Jahr leicht fallen.
Grund für die Preissenkung sind nach Angaben von Stadtwerkevorstand Stefan Welsch Anpassungen bei den Preisänderungsklauseln, die unter anderem die Kostenentwicklung bei der Wärmeerzeugung berücksichtigen. Einkalkuliert werde, dass die klimaschonende Auskopplung von Industrieabwärme bei der Orion-Rußfabrik vom Probe- in den Regelbetrieb übergegangen sei. „Der neue Vertrag mit RWE ist der letzte Puzzlestein“, so Welsch.
In Hürth werden 60 Prozent aller Haushalte mit Fernwärme versorgt
In Hürth sind 60 Prozent der Haushalte an die Fernwärme angeschlossen. Die Stadtwerke zählen rund 7400 Wärmekunden. Geliefert wird die Wärme aus dem Goldenbergkraftwerk in Knapsack und von der Rußfabrik in Kalscheuren. Doch die Stadtwerke müssen neue Quellen für die Zeit nach der Braunkohle erschließen. „Es gibt dann kein ganz großes Kraftwerk mehr“, so Welsch.
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Schon lange werde deshalb bei den Stadtwerken an einer „Transformations- und Erzeugungsstrategie“ gearbeitet, so Welsch. „Wir spielen alle Möglichkeiten durch.“ Neben wettbewerbsfähigen Preisen sei ein Ziel, die Fernwärme „grüner“, also nachhaltig klimaneutral zu machen. Die Partnerschaft mit RWE werde dabei in Zukunft eine wichtige Rolle spielen und noch ausgebaut.
RWE Power setzt künftig in Knapsack auf regenerative Energien
Der neue Wärmeliefervertrag mit RWE sehe bereits die Möglichkeit vor, dass klimaneutrale Wärme etwa aus neuen Klärschlammverbrennungsanlagen in Knapsack schon vor 2030 für die Fernwärme genutzt werden könne. Im Rahmen des Projekts „Reallabors Energiewende“ prüft RWE weitere Möglichkeiten alternativer Energieerzeugung. Im Frühjahr hatte RWE angekündigt, auch nach dem Ende der Braunkohle am Standort Knapsack festzuhalten und dort auf regenerative Energien und Kreislaufwirtschaft zu setzen.
„RWE Power freut sich sehr, sowohl den Stadtwerken Hürth als auch den weiteren Kunden des Chemieparks in gewohnter Qualität Dampf und Wärme anbieten zu können“, erklärt Prof. Christian Forkel von RWE in einer Pressemitteilung. „Mit unserem Reallabor am Knapsacker Hügel wollen wir einerseits die lokale Energiewende voranbringen, andererseits wollen wir auch für die Zukunft Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Hürth und die Region sichern.“
Stadtwerke Hürth suchen auch nach anderen Wärmequellen
Die Stadtwerke wollen sich darüber hinaus weitere Optionen offenhalten. „Es ist nie gut, von einem Lieferanten abhängig zu sein“, so Welsch. Womöglich könne in Zukunft auch Abwärme aus anderen Quellen eingespeist werden, etwa aus einem Rechenzentrum. Auch das Biomassekraftwerk, das Eon in Knapsack ursprünglich für die abgewickelte Papierfabrik gebaut hat, sei als Wärmequelle denkbar. Darüber hinaus prüfen die Stadtwerke den Bau kleinerer dezentraler Blockheizkraftwerke, die womöglich in Zukunft mit grünem Wasserstoff betrieben werden könnten.
Ins Detail will Stadtwerkevorstand Welsch noch nicht gehen. Er kündigt an, dass die neue Fernwärmestrategie im Frühjahr dem Verwaltungsrat vorgestellt werde und dann auch Beschlüsse gefasst würden. Die Fernwärmekunden müssten sich jedenfalls keine Sorge um die Wärmeversorgung machen. „Die Fernwärme ist und bleibt die Versorgung der Zukunft“, sagt Welsch. „Wir werden alles daran setzen, dass sie auch bezahlbar bleibt.“