In den Verbrennungsanlagen auf dem Knapsacker Hügel sollen künftig bis zu 720.000 Tonnen Klärschlamm im Jahr verfeuert werden.
BraunkohleausstiegRWE plant weitere Anlage zur Verbrennung von Klärschlamm in Hürth
Die erste reine Klärschlammverbrennungsanlage auf dem Knapsacker Hügel befindet sich noch im Bau – jetzt plant die RWE Power AG bereits eine zweite Anlage. Derzeit wird das Genehmigungsverfahren vorbereitet. Kurz vor Weihnachten gab es eine erste Behördenanhörung bei der Bezirksregierung in Köln, einen sogenannten Scoping-Termin. Die Hürther Stadtverwaltung informierte jetzt den städtischen Ausschuss für Planung, Umwelt und Verkehr in einer Mitteilung über das Projekt.
Vor dem Hintergrund des Braunkohleausstiegs baut RWE seinen Kraftwerksstandort in Knapsack um. Schon seit mehr als 25 Jahren verbrennt RWE in den Kesseln des Goldenbergkraftwerks und des Kraftwerks Ville Berrenrath neben Braunkohle auch Klärschlamm mit. Doch damit wird spätestens 2030 mit dem Ende der Braunkohleverstromung Schluss sein.
RWE hat Millionen in die Logistik zur Verwertung von Klärschlamm in Hürth investiert
Stattdessen soll der Klärschlamm nach und nach in eigene Verbrennungsanlagen ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe umgeschichtet werden. Im März 2023 war Spatenstich für die erste, 80 Millionen Euro teure Verbrennungslinie, in der bis zu 180.000 Tonnen mechanisch vorgetrockneten Klärschlamms pro Jahr thermisch verwertet werden können. Inzwischen befindet sich auch eine zweite Verbrennungslinie mit der gleichen Kapazität im Bau.
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Die beiden Linien der 2021 genehmigten Anlage sollen 2026/27 in Betrieb gehen und werden nach Angaben des Energiekonzerns vor allem die benachbarte Kohleveredelung und andere Industrieunternehmen mit Prozessdampf versorgen. Auch über die Verbrennungsanlage hinaus hat RWE in die Logistik zur Klärschlammverwertung auf dem Knapsacker Hügel investiert. Dazu gehören zwei Lagerhallen und eine Trocknungsanlage für Klärschlamm.
Klärschlammverbrennung soll Arbeitsplätze in Knapsack sichern
RWE betonte bei der Vorstellung der ersten Verbrennungsanlage, dass mit dem Einsatz von Klärschlamm auch ein Beitrag zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes bei der Energieerzeugung geleistet werde. Außerdem trage die Anlage zur Entsorgungssicherheit von Klärschlämmen aus kommunalen Kläranlagen bei. Die Verbrennung schaffe zudem die Voraussetzungen dafür, den Wertstoff Phosphor aus der Klärschlammasche zurückzugewinnen. Darüber hinaus sichere sie Arbeitsplätze in Knapsack.
Wie bereits die erste Klärschlammverbrennungsanlage wird auch die zweite Anlage, die bis 2029 in Betrieb gehen soll, laut Vorhabenbeschreibung von RWE aus zwei baugleichen Linien bestehen, die ebenso auf die Verbrennung von jeweils 180.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr ausgelegt sind. Die Jahreskapazität der beiden Anlagen mit dann insgesamt vier Verbrennungslinien liege also bei 720.000 Tonnen.
Der derzeitige Genehmigungsrahmen für die Klärschlammverbrennung auf dem Knapsacker Hügel erlaubt die thermische Verwertung von bis zu 900.000 Tonnen im Jahr. Dabei müsse es auch bleiben, forderte der Ausschussvorsitzende Herbert Verbrüggen (CDU). Der Fachbereichsleiter Planen, Bauen und Umwelt der Stadtverwaltung, Manfred Siry, erklärte: „Wir wollen nicht das Klärschlamm-Mekka von Nordrhein-Westfalen werden.“
RWE-Sprecher Guido Steffen betont auf Nachfrage der Redaktion: „Die Monoverbrennung soll die Mitverbrennung wegen des Kohleausstiegs ersetzen. Sie wird die Mengen nicht erhöhen und damit auch nicht den Verkehr.“
Dass der Genehmigungsantrag erst jetzt gestellt werden soll, sei nicht ungewöhnlich, sagt Steffen. Es sei bei parallel ausgelegten technischen Anlagen meist üblich, erst einmal mit einem Strang anzufangen und dann Erfahrungen beim Genehmigungs-, Vergabe- und Bauverfahren und eventuell auch beim Betrieb zu sammeln, um sich dann mit dem zweiten Strang zu befassen.
Verbrennungsanlage könnte Beitrag zur Fernwärmeversorgung in Hürth leisten
Womöglich könnte die Klärschlammverbrennung künftig einen Beitrag zur Fernwärmeversorgung in Hürth leisten. „Darüber werden Gespräche mit RWE geführt“, sagte Bürgermeister Dirk Breuer im Ausschuss. Bislang stammt ein großer Teil der Fernwärme aus dem Goldenbergkraftwerk. Für die Zeit nach dem Braunkohleausstieg müssen die Stadtwerke die Versorgung aber neu aufstellen und arbeiten gerade einem entsprechenden Konzept.
Noch aber steht der Genehmigungsantrag aus. Zahlreiche Gutachten, unter anderem zur Umweltverträglichkeit, werden erst im Lauf des Verfahrens erstellt. Die Verwaltung erwartet laut Stellungnahme zum Scoping-Verfahren, dass „der Bau einer zweiten Klärschlammverbrennungsanlage die Hürther Bürgerinnen und Bürger zu Nachfragen anregen wird“. Deshalb müsse im Genehmigungsverfahren auf eine klare und verständliche Kommunikation Wert gelegt werden.
Bei der Genehmigung der im Bau befindlichen Anlage hatte eine Bürgerinitiative dem Unternehmen und den Behörden mangelnde Transparenz vorgeworfen. Es gab auch Befürchtungen, dass von der Anlage Gerüche ausgehen könnten. RWE wies das zurück und erklärte, dass die Verbrennungsanlage gekapselt sei und die Lastwagen hinter einer Luftschleuse entladen würden. Das Rauchgas durchlaufe eine mehrstufige Reinigung, hieß es.