„Ich weine nur vor meinen Freunden“Hürth empfing Besuch aus ukrainischer Partnerstadt
Hürth – Es waren bewegende Worte, die Oleksandr und Lilie Zozulya im Heim der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft an die rund 150 Anwesenden richteten. Oleksandr Zozulya, Bürgermeister der ukrainischen Partnerstadt Peremyschljany, war mit seiner Frau zu Besuch gekommen, um an einem kleinen Fest für die Helferinnen und Helfer teilzunehmen, die seit Februar Hilfsgüter spenden, sammeln, packen und in die Ukraine bringen.
Die offene Opposition in Deutschland gegen Russlands Angriffskrieg sei ein Zeugnis „eurer offenen Herzen“, sagte der ukrainische Bürgermeister. Er bedankte sich aufrichtig für die Spenden, die aus Hürth bereits gekommen seien. „Nur ein kleiner Teil dieser Spenden bleibt bei uns. Der größte Teil geht direkt nach Kiew und in andere Städte, in denen die Güter dringend benötigt werden. Auch dank eurer Unterstützung geben wir nicht auf. Wir kämpfen weiter für die Ukraine.“
Ein Kampf zwischen Demokratie und Diktatur
Seine Frau Lilie Zozulya rang bei ihrer Ansprache sichtlich um Fassung. Es gehe nicht nur um einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine, sondern auch um den Kampf zwischen Demokratie und Diktatur. Stille folgte, als sie ihre Erfahrungen schilderte. „Eigentlich arbeite ich in einer Schule. Inzwischen habe ich gelernt, wie man schießt. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals eine Waffe in die Hand nehme.“
Bürgermeister Dirk Breuer dankte Oleksandr und Lilie Zozulya für ihr Kommen. „Die Spendenbereitschaft für unsere Freunde ist enorm. Mit der Russland-Offensive war unser Einsatz sofort gefragt, und die Resonanz von allen Seiten war überwältigend“, sagte Breuer. „Doch die Not in der Ukraine wird immer größer. Medizin und andere Güter werden knapp. Deshalb muss auch unser Einsatz weitergehen.“
Hürth will weiter Spenden sammeln
Hürth hat bereits 14 Lkw mit Hilfsgütern über die polnische Partnerstadt Skawina in die Ukraine geschickt, die mehr als 250 Tonnen an Sachspenden im Wert von rund 400 000 Euro transportierten. Auch der Abend für die Helferinnen und Helfer wurde durch Spenden finanziert.
Für Getränke, Essen, auch in Form traditioneller ukrainischer Köstlichkeiten, war gesorgt. Die Ukrainerin Kristine Shon, die seit einigen Jahren in Deutschland lebt, sang ukrainische Volkslieder und zum Abschluss spontan die Hymne des Landes, zusammen mit allen ukrainischen Gästen.
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Als Zeichen der Dankbarkeit gab es für alle Helferinnen und Helfer handgemachte Kerzen. Sie stammten aus einem Kloster nahe der Stadt, berichtete Bürgermeister Zozulya. „Wenn Gott hilft, so hilft er durch die Hände anderer Menschen“, sagte Lilie Zozulya.
„Und jetzt hilft er uns mit euren Händen.“ Auf ihre Worte reagierten die Menschen im Saal mit lang anhaltendem Applaus, der gar nicht mehr enden wollte. Als sie ihre Tränen schließlich nicht mehr zurückhalten konnte, sagte Zozulya noch: „Unsere Feinde wollen unsere Tränen sehen, aber ich weine nur vor meinen Freunden.“