„Können kein Fenster aufmachen“Hunderte Beschwerden wegen Gestank in Brühl und Hürth
Hürth/Brühl – Vielen Hürthern stinkt es seit Monaten gewaltig, und auch aus Brühler Ortsteilen werden Beschwerden über üble Gerüche gemeldet. Doch die Suche nach den Verursachern gestaltet sich schwierig. Die zuständigen Umweltbehörden haben jetzt vereinbart, enger zusammenzuarbeiten, um die Probleme mit dem Gestank in den Griff zu bekommen.
Buchstäblich die Nase voll hat Susanne Geilen aus Kendenich. Die Hürtherin hat eine Petition im Internet gestartet, in der die Behörden zum Handeln aufgefordert werden. Über 500 Betroffene haben die Beschwerde bereits unterzeichnet. Den Geruch, der seit einigen Monaten vor allem in den späten Abend- und Nachtstunden auftrete, bezeichnet sie als „extrem chemisch“ mit einem Anteil von Fäulnis und Gülle. „Der Gestank ist teilweise so heftig, dass wir kein Fenster aufmachen können“, klagt Geilen.
Hürtherin will mit Bürgerinitiative Druck auf Behörden erhöhen
Gehäuft kommen die Beschwerden seit Mitte Juni neben Kendenich aus Alt-Hürth und Fischenich. Aber auch aus anderen Ortsteilen gibt es Klagen. „Gerüche gab es hier schon immer, aber seit drei Monaten ist es extrem“, sagt ein Familienvater aus Alstädten/Burbach, der sich Sorgen um die Gesundheit seiner Kinder macht. Und auch eine Anwohnerin aus Gleuel berichtet, dass der Geruch „in der Wohnung hängt“.
Susanne Geilen hat sich inzwischen durch einige Betriebe führen lassen, die für sie als Verursacher in Frage kommen, auch auf dem Knapsacker Industriehügel. Das sei aber immer tagsüber gewesen. „Der Gestank tritt ja vor allem nachts auf“, so die Kendenicherin. Sie will mit einer Bürgerinitiative den Druck auf die Behörden erhöhen. Der Stadt wirft sie vor, nicht wirklich etwas gegen die Geruchsbelästigung zu tun.
Stadt Hürth erhielt seit Januar 550 Beschwerden
Allerdings sei die Stadt auch gar nicht zuständig, betont Marco Dederichs, Leiter des Fachbereichs Zentrale Dienste. Dennoch habe die Verwaltung eine Meldeplattform im Internet eingerichtet. Dort können Beschwerdeführer Art und Zeitpunkt der Geruchsbelästigung eintragen, außerdem Daten zu Wind und Wetter. Daraus lasse sich ein Korridor bestimmen, innerhalb dessen der Verursacher liegen könnte. Seit Januar seien rund 550 Beschwerden über das Meldeportal eingegangen, berichtet die Verwaltung.
Die Auswertung erfolgt aber von Hand und auch nicht unbedingt zeitnah. „Das geht professioneller“, meint Dederichs und regt an, dass der Kreis als zuständige Untere Immissionsschutzbehörde eine Software anschafft, um die Beschwerden zu registrieren und auszuwerten.
Bezirksregierung Köln: Viele Verursacher kommen in Frage
Bisher jedenfalls haben die Meldungen aus Hürth und Brühl nicht zu einem Verursacher geführt. Die Beschreibung der Gerüche sei sehr uneinheitlich in Bezug auf Häufigkeit, Intensität und Art, teilte die Bezirksregierung Köln am Montag mit. Als mögliche Geruchsquellen kämen eine Vielzahl von Verursachern in Frage, etwa Chemie- und Abfallanlagen, Kläranlagen, Deponien, Schmutzwasserkanäle oder die Landwirtschaft. „Bisher konnte keine gemeldete Geruchsbeschwerde vor Ort unmittelbar und eindeutig bis zu einem Verursacher nachverfolgt werden“, heißt es in einer Pressemitteilung.
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Zuständig für Geruchsbeschwerden ist laut Bezirksregierung bei unbekannter Herkunft zunächst der Rhein-Erft-Kreis, bei eindeutig zu identifizierenden Geruchsquellen die jeweilige Überwachungsbehörde – das ist entweder der Kreis, die Bezirksregierung oder die Bergbehörde. Die Behörden hätten sich nun auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt. Demnach soll der Kreis ein Kataster mit potenziellen Verursachern von Gerüchen erstellen und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) um Amtshilfe bei der Auswertung der dokumentierten Beschwerden bitten.
Das LANUV soll auch einen Vorschlag zur Ermittlung der Verursacher machen. Gleichzeitig soll der Kreis Kontakt zu den Beschwerdeführern halten, damit die Hinweise zeitnah weiterverfolgt und mögliche Verursacher schneller ausfindig gemacht werden können. Dazu, so erklärt die Bezirksregierung weiter, seien auch die Meldewege unter den Behörden optimiert worden.