Erster Mietvertrag und Finanz-ABCSo werden Hürther Schüler fit für den Alltag gemacht
Hürth – An der Schule wird bestenfalls auch fürs Leben gelernt, doch gerade die Vermittlung von Alltagskompetenzen kommt in den Lehrplänen oft zu kurz. Diese Lücke will das Hürther Jugendamt gemeinsam mit dem Kölner Jugendhilfeträger Rheinflanke schließen. Beim Projekt „Stärk’ Dich fürs Leben“ an den weiterführenden Schulen geht es um alltägliche Fragen wie den Abschluss von Verträgen, die Eröffnung eines Bankkontos oder die Steuererklärung.
Dass in lebensnahen Fragen Wissenslücken bei den Jugendlichen klaffen, hat eine Umfrage des Jugendamts zutage gefördert. Im Frühsommer 2021 bekamen 3500 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 13 und 18 Jahren einen Fragebogen zu ihrer aktuellen Lebenssituation, den Auswirkungen der Corona-Pandemie und ihren Wünschen nach Hause geschickt. 680 Antworten kamen nach Angaben von Petra Annen-Waizner vom Hürther Jugendamt zurück. „Ein Viertel der Rücksender hat sich mehr Unterstützung von Politik und Jugendamt bei Fragen zur Alltagsbewältigung gewünscht“, so die Jugendhilfeplanerin im Hürther Rathaus.
Bei Schülern der Abschlussklassen in Hürth steht die eigene Wohnung ganz oben
Diesen Wunsch will das Jugendamt den Jugendlichen nun erfüllen. Das Projekt richtet sich an die Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Abschlussklassen. Ziel sei es, so Bürgermeister Dirk Breuer beim Auftakt an der Gesamtschule, den Übergang von der Schule ins Alltagsleben zu erleichtern.
Inzwischen hat das Projektteam um Leiterin Liselotte Strack den Bedarf weiter abgeklopft und schon mal einige Themen ausgemacht, zu denen es Workshops geben soll. „Ganz weit oben steht bei den Jugendlichen die erste eigene Wohnung“, sagt Dennis Diedrich, Geschäftsführer von Rheinflanke. Dahinter folgen das eigene Konto, die Rechte und Pflichten für Volljährige ab 18 Jahre, Vertragsrecht und Finanzen.
Sprechstunden an den weiterführenden Schulen in Hürth
Geplant sind aber neben Workshops zum Finanz-ABC auch Arbeitsgruppen zur Medienkompetenz und zu weiteren Fragen, die von den Schülerinnen und Schülern noch kommen. „Wir wollen uns dabei sinnvoll mit den Schulen ergänzen und keine Doppelstrukturen oder Konkurrenzen schaffen“, betont Diedrich.
Darüber hinaus soll es an allen weiterführenden Schulen feste wöchentliche Sprechstunden für Einzelfallberatungen geben. „Wenn ich die Fragen nicht gleich beantworten kann, mache ich mich schlau“, so Projektleiterin Strack. Bei Bedarf soll das Projekt auf das Jugendzentrum ausgeweitet werden.
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Zunächst läuft „Stärk’ Dich fürs Leben“ noch bis zum Jahresende. Dann endet der Förderzeitraum für das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, aus dem das Projekt aktuell mit knapp 40 000 Euro finanziert wird.