Im Advent tauscht Karnevalist Frank Tesch seine Gardeuniform gegen Bischofsmantel und Mitra. Als Nikolaus liebt er glänzende Kinderaugen.
Über 30 AuftritteDer Nikolaus wohnt in Hürth – eigener Enkel erkannte ihn nicht
Die Gardeuniform der Funken Rot-Weiß Gleuel hat Frank Tesch nach dem Sessionsauftakt erstmal wieder in Schrank gehängt. Der Karneval hat über Weihnachten Pause, auf Frohsinn folgt Besinnlichkeit: In den kommenden Tagen wirft Tesch sich den Bischofsmantel über, setzt die Mitra auf und versteckt sein Gesicht hinter einem weißen Rauschebart.
Seit 33 Jahren ist der 57-jährige Hürther als Nikolaus unterwegs und sorgt besonders gern für leuchtende Kinderaugen. Für seinen Nebenjob als Heiliger Mann hat sich Frank Tesch, der standesgemäß an der Niklausstraße in Sielsdorf wohnt, eine Woche Urlaub bei den Kölner Fordwerken genommen. Sonst würde er die vielen Termine gar nicht schaffen.
Manche Familien besucht der Nikolaus aus Hürth schon in zweiter Generation
Mehr als 30 Auftritte hat er im Advent bei Weihnachtsfeiern von Vereinen und Firmen, bei seinen Karnevalskollegen – vor allem aber in Familien, die er teils schon in zweiter Generation besucht. Koordiniert werden die Termine von seiner Ehefrau Birgit. Sie übernimmt auch die Routenplanung für den Nikolaus, der allerdings nicht mit der Kutsche, sondern im Auto unterwegs ist. Davon zeugt auch ein Blitzerfoto, das den Nikolaus im vollen Ornat hinterm Steuer zeigt. „Ich war aber nur ein klein wenig zu flott unterwegs“, sagt Tesch schnell.
Klar, dass der Heilige Mann es eilig hat. Allein am 6. Dezember, dem Nikolaustag, wird er an einem Dutzend Türen klingeln. „Das ist einfach wunderbar, wenn einem die Kinder erwartungsvoll zuhören und man in glänzende Augen blickt“, sagt Frank Tesch. Von den Familien lässt er sich vorher einen Spickzettel geben, den er dann in sein Goldenes Buch legt.
Eins stellt er aber klar: „Ich bin ein lieber und kein strenger Nikolaus.“ Der Heilige Mann sollte die Kinder nicht verängstigen, meint Tesch. „Ich bin nicht dafür da, die Kinder zu erziehen. Das müssen die Eltern schon selbst machen.“ Allerdings besteht der Nikolaus darauf, dass man ihm ein Lied vorsingt oder ein Gedicht aufsagt. „Leider kann das die Hälfte der Kinder heute gar nicht mehr“, sagt er bedauernd.
Seinen Karnevalsfreunden liest der Nikolaus bei Weihnachtsfeiern aber durchaus auch mal die Leviten – mit viel Humor und gut gereimt. Es war auch ein Karnevalsfreund, der Frank Tesch zum Rollenwechsel brachte. Tesch war in der Session 1990/91 Prinz im Jubiläumsdreigestirn seiner Gesellschaft. Damals wurde ein neuer Nikolaus im Hürther Westen gesucht.
Der Hürther Frank Tesch bestand Nikolaus-Test im Fernsehen
„Mein Prinzenführer Helmut Meller, der selbst seit inzwischen über 50 Jahren der Nikolaus in Bachem ist, meinte: ‚Du bist Prinz, du kannst schwade‘, das wäre doch was für dich.‘“ War es dann auch – und ist es immer noch.
Und er spielt seine Rolle so gut, dass über viele Jahre nicht mal sein eigener Enkel erkannt hat, wer sich am Nikolausabend hinter Rauschebart und Brille verbirgt. Erst im vergangenen Jahr habe der heute Sechsjährige bemerkt: „Der Nikolaus hat ja eine Stimme wie der Opa.“ Er vermute, so Frank Tesch lachend, dass er in diesem Jahr dann doch enttarnt werde.
Sogar den Nikolaus-Test eines TV-Senders hat Frank Tesch vor Jahren einmal bestanden. Vor versteckter Kamera wurden verschiedene Nikoläuse auf die Probe gestellt und mussten sich gegen ziemlich ungezogene Kinder behaupten, die am Ende mit Kissen warfen. Frank Tesch behielt die Ruhe.
Auch als ihn ein Damenkegelclub fragte, ob der Nikolaus auch strippe, bewahrte der gestandene Karnevalist die Fassung und winkte natürlich ab. Den Nikolausmantel legt er nur zu Hause ab.