Schon mit acht Monaten wurden bei Juna Tumore im Bauch diagnostiziert. Das tapfere Mädchen und ihre Mutter haben schwere Zeiten hinter sich.
BenefizaktionEin ganzes Dorf singt in Hürth für die an Krebs erkrankte kleine Juna (3)
„Huhu“, winkt Juna in die Kamera des Mobiltelefons. Das dreijährige Mädchen wirkt fröhlich, aufgeweckt und wissbegierig. Doch Juna ist schwer krebskrank. Die Ärzte haben bei ihr Neuroblastome gefunden. Dabei handelt es sich um Tumore, die sich häufig im Bauchraum entwickeln. Sie entstehen möglicherweise bereits vor der Geburt. So war es vermutlich auch bei Juna. „Wahrscheinlich hatte sie den Krebs schon, bevor sie im November 2021 geboren wurde“, sagt ihre Mutter Laura Dahl (32).
Das Mädchen war gerade acht Monate alt, als am 12. Juli 2022 bei ihr der Krebs diagnostiziert wurde. Da hatte er bereits gestreut. Doch Juna ist tapfer. Nach der Diagnose folgte eine Chemotherapie, danach eine erste Operation in Köln. Weil jedoch der Kreislauf des Kindes damals nicht mehr mitmachte, musste diese OP abgebrochen werden. Reste der Tumore konnten deswegen nicht entfernt werden.
Juna aus Hürth muss alle sechs Wochen zur Kontrolluntersuchung
„Bei der Entlassung hatten uns die Ärzte aber erklärt, dass sich bei Kindern unter 18 Monaten solche Resttumore auch von ganz alleine zurückentwickeln können“, berichtet Laura Dahl. Engmaschig wurde Juna kontrolliert – alle sechs Wochen. Monatelang veränderten die Tumore ihre Größe nicht. Bei einer Kontrolluntersuchung Anfang dieses Jahres stellten die Ärzte dann aber fest, dass die Tumore in Junas Bauch und Brustraum wieder gewachsen waren.
„Das war wie ein schlimmer Alptraum“, schildert die Mutter den Anruf aus der Klinik am Abend des 4. Januar. Einen Tag später wurde Juna in der Klinik aufgenommen. „Heute geht es Juna den Umständen entsprechend gut“, sagt Laura Dahl. Mit ihrer kleinen Tochter redet sie offen über die Krankheit. Erst seit wenigen Tagen ist das Mädchen wieder aus dem Krankenhaus. Zuletzt hatte das Kind eine sehr hoch dosierte Chemotherapie bekommen. Danach bekam Juna ihre eigenen, im Frühjahr entnommenen Stammzellen zurück.
„Die Ärzte haben erklärt, dass bei der hoch dosierten Chemo das komplette Rückenmark regelrecht platt gemacht wird“, berichtet Laura Dahl. Sie holt tief Luft. „Das war eine ganz schwere Zeit.“ Juna sei es sehr schlecht gegangen. Hinzu kam, dass sie völlig isoliert sein musste. „Sie durfte unter gar keinen Umständen eine Infektion bekommen.“
Juna hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einiges hinter sich: sieben Antikörper-Chemo-Therapieblöcke, zwei Zwischen-Chemos und zwei sehr schwere Operationen. Ende Juni wurde ihr in einer rund zwölfstündigen Operation in Tübingen der Haupttumor aus dem Bauchraum entfernt. Anfang September folgte dann die Fortsetzung, als ihr in einer weiteren, etwa sechsstündigen OP die Haupttumorreste aus dem Brustraum genommen wurden. Mehr als 90 Prozent der Tumore konnten so entfernt werden.
Hürth: Juna muss zu Hause bleiben, weil die Infektionsgefahr zu groß ist
Täglich wartet Laura Dahl nun auf den Anruf aus dem Klinikum in Essen. „Dann bekommen wir die Termine für die Bestrahlungen.“ Danach folgt die Immuntherapie. „Aber das stehen wir auch noch durch“, sagt Laura Dahl. Man funktioniere – irgendwie müsse man da durch. Am Schlimmsten sei es für sie, ihr Kind so leiden zu sehen. Kraft gibt ihr unter anderem Junas Lächeln und ihr fröhliches Plappern.
Die Heilungschancen beschreiben die Ärzte als gut. „Wir hoffen so sehr, dass Juna wieder ganz gesund wird.“ Doch zurzeit darf das Mädchen nicht in den Kindergarten. Juna darf auch nicht auf dem Spielplatz mit anderen Kindern herumtoben. „Die Gefahr einer Infektion ist einfach zu groß“, sagt die Mutter. Per Videoübertragung wird sie deswegen am Sonntag (8. Dezember) zugeschaltet.
Um ihrer Freundin zu helfen, hat Kerstin Zimmermann (43) mit Stotzheims Ortsvorsteher Willy Winkelhag und einem rund 20-köpfigen Helferteam für diesen Tag ein großes Benefizfest organisiert. Mit dem Erlös soll die alleinerziehende Mutter unterstützt werden, die sich um ihre schwer kranke Tochter kümmert und deshalb nicht arbeiten gehen kann.
Helferinnen und Helfer haben für die Benefizaktion gebacken und gebastelt
Das „Weihnachtssingen für Juna“ beginnt am Sonntag, 8. Dezember, um 15 Uhr auf Winkelhags Hof an der Decksteiner Straße 69 in Stotzheim. Der Eintritt ist frei. „Gegen Spenden gibt es reichlich zu essen und zu trinken“, verspricht Kerstin Zimmermann. Viele Sponsoren wollen sich mit Brötchen, Würstchen und Getränken beteiligen.
In vielen Haushalten wird für das Fest gebacken. Das Weihnachtsgebäck soll zugunsten der kleinen Familie verkauft werden, genauso wie die Weihnachtsdeko, die in der Stotzheimer Kita Zwergengarten, in der Carl-Orff-Grundschule in Alstädten/Burbach und im Handarbeitskreis gebastelt wurde. Unterstützung kommt auch vom BC Stotzheim. Die Stiftung Kinderträume der ETL-Gruppe hat ein Spendenkonto eingerichtet.
„Das alles ist einfach toll“, sagt Laura Dahl. Dass ihr so viele Menschen beistehen wollen und sie nicht allein lassen, überwältige sie. Ihre Freundin Kerstin Zimmermann sagt: „Das Leid und die Angst um Juna können wir Laura nicht nehmen, aber wir können versuchen, ihr wenigstens finanziell ein bisschen zu helfen.“
Ihr Tochter besucht dieselbe Gruppe im Zwergengarten wie Juna. Die beiden Mädchen, aber auch ihre Mütter sind Freundinnen geworden. Mit dem Wissen einer solchen Krankheit im direkten Umfeld ändere sich die eigene Sicht auf viele Dinge, sagt Zimmermann. „Alltagssorgen verblassen hinter einem so großen Kummer. Jeder von uns kann wirklich dankbar sein, gesunde Kinder haben.“