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Wegen AltlastenFür die Wasserstofftankstelle in Hürth müssen 9200 Tonnen Erde entsorgt werden

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt einen Bagger neben einer großen Baugrube.

Mit den Vorbereitungen für den Bau der Wasserstofftankstelle wurde begonnen an der Ecke Bonnstraße/Eschweiler Straße.

Der Fund von Eisenbahnschienen tief im Boden hat die Suche nach Blindgängern aus dem Weltkrieg erschwert. Die Baugenehmigung steht noch aus.

Schon vor zwei Jahren sollte eine neue Wasserstofftankstelle an der Ecke Bonnstraße/Eschweiler Straße ihren Betrieb aufnehmen. Vor allem die Hürther Stadtbusflotte wird dort künftig aufgetankt, aber auch Lkw und private Autos, die mit Wasserstoff fahren, können bald an der öffentlichen Zapfsäule tanken. Seit einigen Wochen wird auf dem Grundstück gebaggert. Doch für den eigentlichen Baustart gibt es noch immer keinen Termin. Der könne erst festgelegt werden, wenn eine Baugenehmigung vorliege, teilte die Verwaltung auf Anfrage mit.

Inzwischen ist es knapp drei Jahre her, dass die Stadtwerke einen Vertrag über Bau und Betrieb einer zweiten Wasserstofftankstelle mit dem Industriegasunternehmen Air Products unterschrieben haben. Hintergrund ist, dass die Kapazität der Tankstelle am Chemiepark in Knapsack, die 2011 eröffnet wurde und inzwischen ebenfalls an Air Products verkauft wurde, trotz Erweiterung nicht für die große Wasserstoffflotte des Stadtverkehrs ausreicht. Durch Hürth kurven mittlerweile 16 Stadtbusse, die mit Strom aus eigenen Brennstoffzellen angetrieben werden.

Das Grundstück in Hürth war zunächst zu klein für die Tankstelle

Zu Verzögerungen beim Baustart haben nach Angaben der Verwaltung große Altlasten im Boden geführt. Auch der Kampfmittelräumdienst musste einigen Aufwand betreiben, um das Gelände auf Weltkriegsmunition oder Blindgänger zu sondieren, weil in 4,50 Metern Tiefe Schienen entdeckt wurden, die die Detektion erschwert hätten.

Zusätzlich habe sich das Projekt verzögert, weil die ursprünglich beauftragte Firma verkauft worden sei und die Leistungen neu hätten ausgeschrieben werden müssen, so Henriette Conzen, Sprecherin der Stadt. Darüber hinaus mussten die Stadtwerke einen 2,50 Meter breiten Böschungsstreifen, der im Zusammenhang mit dem Bau der Ortsumgehung Hermülheim an den Landesbetrieb Straßen verkauft worden war, zurückkaufen, weil das Grundstück sonst zu klein gewesen wäre. Denn auf dem engen Gelände müssen später Tanklastzüge nach Anlieferung des Wasserstoffs wenden.

Hürth: Belastetes Erdreich füllt umgerechnet 51.000 Badewannen

Als Vorbereitung für den Bau muss der belastete Boden ausgekoffert und entsorgt werden. „Hierbei werden rund 9200 Tonnen Erdreich bewegt und anschließend wieder aufgefüllt“, so Sprecherin Henriette Conzen. „Mit dieser Menge an Erde könnte man über 51.000 Badewannen befüllen.“ Der Wasserstoff selbst wird später – ähnlich wie an der Tankstelle in Knapsack – oberirdisch gelagert, und zwar in speziell gesicherten Boxen. „Diese Boxen, die zwischen zwei und drei Tonnen Wasserstoff fassen, sind mit Betonsicherungen versehen“, so Verwaltungssprecherin Conzen.

Weiter geht es mit dem Bau aber erst, wenn die Baugenehmigung vorliegt. Der Bauantrag sei im Juni eingereicht worden, so der Leitende Stadtbaudirektor Manfred Siry auf Anfrage. „Es fehlen noch Stellungnahmen von Straßen NRW und vom Kreis.“ Außerdem müssten noch Baulasten wie Abstandsregelungen eingetragen werden. Laut Siry handelt es sich um „Formalien“.

Die Stadt rechnet mit einer Bauzeit von etwa einem halben Jahr. „Die Tankstelle bietet für die Stadtbusflotte logistische Vorteile durch die Nähe zum Betriebshof, höhere Kapazitäten und moderne Technik“, so Sprecherin Conzen. „Die bestehende Tankstelle in Knapsack bleibt als Backup-Lösung weiterhin verfügbar, falls die neue Tankstelle ausfällt oder Wartungsarbeiten durchgeführt werden müssen.“