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KarnevalszügeIn Hürth gibt es Kamelle, Strüßjer und Würstchen für die Jecken am Straßenrand

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt eine Fußgruppe, die große Spiegel auf dem Rücken trägt.

Spieglein, Spieglein an der Wand, jecke Fründe außer Rand und Band, hieß es beim Karnevalszug durch Fischenich.

Tausende gut gelaunter Jecken schunkelten bei den Karnevalsumzügen durch vier Hürther Stadtteile.

„D'r Zoch kütt – heute in einer Stunde“: Zum Glück war nur Spaß, was eine Satire auf die Deutsche Bahn ankündigte. Der vereinigte närrische Lindwurm in Alt-Hürth und Hermülheim zog pünktlich an den jubelnden Jecken vorbei. Einen Regen von Kamelle, Strüßjer und Konfetti ließen die Hermöllemer Schötze met Knabüs vom höchsten Wagen im Zug regnen. Direkt in den Büggel lieferten die kleinen Forscher aus dem Kindergarten „Für uns Pänz“ Süßes.

Eltern und Kinder, die nach der Kita-Zeit den Stammtisch „Fründe un Pänz“ gründeten, bereicherten den Straßenkarneval mit viel Glitzer. Eine pfiffige Lösung für den Klimawandel hatten die Ringelsöckche Rut-Wiess parat: „Es ze drüsch et Klima, sin Kaktusse he prima“. Für flotte Beats sorgte die Initiative Hürth Rockt auf ihrem Musikwagen. Atemberaubende Akrobatik bot das Tanzkorps „Kölsche Vita“. Nina I., die erste Karnevalsprinzessin, die über die drei Stadtteile Alt-Hürth, Hermülheim und Knapsack herrscht, freute sich über das sportliche Gefolge.

„Karneval Braucht(um) Zukunft“ plakatierte die Prinzengarde Rut-Wiess an ihrem Wagen. Dass viele Großgefährte mittrekke konnten, ist den Traktoren der Landwirte zu verdanken, und die mahnten in Sprüchen wie „Ohne Bauern gäbe es nur Fußgruppen“ Wertschätzung an.

Die Duffesbachschiffer blühten in Efferen als Blumenwiese auf

1154 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, tonnenweise Kamelle, Schokolade, Strüßjer und ... Würstchen? Etwas Warmes in den Bauch bekamen die Efferener Jecken bei ihrem Karnevalszug, der seit Jahren die Narren aus der Region anzieht. Die Firma Remagen marschierte mit und sorgte für die Wegzehrung – ob Wiener aus dem „Bauchladen“ oder die Bratwurst vom mitgeführten Grill. Der Kochverein Kesselblum hatte alles dabei für ein klassisches Dinner: vom Koch über das Huhn, einen Hummer bis hin zu Pfeffer- und Salzstreuer.

Favoriten auf das schönste Kostüm waren die Efferener Dilledöppche. In traumhaften Kostümen als Meerjungfrauen und -männer brachten sie Kamelle unters Volk. Sensationell auch die Blumenwiese der Duffesbachschiffer. Ebenfalls seit Jahren vertreten: die jecke Nähwiever, die sich in diesem Jahr für „Mozart“ entschieden hatten. Sportlich war die Gruppe Sportcoaching Silvia Nöll unterwegs. Als „Muskelkater“ zeigten nicht nur die Herren, was in ihnen steckt.

Der Stammdesch Schnapsdrossele hatte sich Disney auf die Fahne geschrieben. Schneewittchen, die Schöne und das Biest und Schneemann Olaf waren mit von der Partie. Kein Wunder, dass es „Pommestüte“ Shirin aus Wiesbaden wieder nach Efferen gezogen hatte. „Ich besuche meinen Freund Ingo Riemann, der hier wohnt, und komme jetzt schon zum achten Mal zum Zug, der ist so toll!“

Ohne Mäuse ist in Fischenich alles Käse

Vorneweg fuhr standesgemäß ein alter Trecker: In Fischenich waren die „Kühlhatsche op dr Stross“ – also die Kohlschneider, die der Bevölkerung im bäuerlich geprägten Dorf einst ihren Necknamen eintrugen. Wenn der Kohl vom Feld ist, dann erblühen im Dorf allerlei jecke Pflänzchen. Zwei Dutzend Gruppen mit fast 500 Jecken schickte Zugleiter Uwe Außem auf die Reise: Vereine, Stammtische und Nachbarschaften, die sich teils seit Jahrzehnten jedes Jahr aufs Neue fantasievoll in Schale werfen.

Zum Silber-Jubiläum durften die Rottis ganz vorne mitlaufen. Die Jecken Fründe von der Dorfgemeinschaft waren außer Rand und Band und gingen als Spieglein an der Wand. Mächtig aufgeblasen kamen die Happy Hippos daher, die Paradiesvögel spreizten ihr Gefieder, und 50 Nachbarn von den vier Höfen brachten alles auf die Straße, was so kreucht und fleucht – von der Hummel bis zum Schmetterling. In die Mausefalle waren die Gipfelstürmer getappt. Ihre Erkenntnis: Ohne Mäuse ist alles Käse. Und richtig dufte hatten sich die Mädels der Mini KG verkleidet: als Kölnisch-Wasser-Flakons.