WaldführungenNadine Waldenberger will den Wald in Hürth erlebbar machen
Hürth – „Sie haben Sinne, können Schmerz empfinden, sehen, kommunizieren und leben mit- oder auch gegeneinander.“ – Wenn Nadine Waldenberger von ihren Favoriten spricht, leuchten ihre Augen und sie gerät ins Schwärmen. Die Wesen, denen ihre Leidenschaft gilt, kennt jeder – aber doch zumeist auf eine andere Art und Weise: Bäume.
Um ihr Wissen und ihre Liebe zum Wald und seinen Bewohnern weiterzugeben, bietet die 42 Jahre alte Erftstädterin nun seit September Waldführungen an. „Gemeinsam den Wald zu erleben, ihn mehr über das Emotionale zu sehen und alle mit einem großen Lächeln im Gesicht zu verabschieden, das beflügelt mich“, erläutert Waldenberger, die hauptberuflich den Waldkindergarten Waldwichtel in Alt-Hürth leitet.
Das Miteinander der Bäume spüren
Schon früh hat die Erftstädterin ihre Liebe zur Natur entdeckt, war „definitiv ein Draußenkind“ und hat viel in wilder Natur gespielt. Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin war relativ schnell klar, dass sie darauf auch beruflich ihren Schwerpunkt legen will. So begann sie 2012 als Aushilfe in dem Waldkindergarten, den auch schon zwei ihrer drei Söhne besucht hatten, und übernahm zwei Jahre später dessen Leitung.
Die Führungen
Angeboten werden Waldführungen, Stadtbaumexkursionen und Wildkräuterwanderungen für Familien, Kinder oder Erwachsene. Eine Führung für Erwachsene gibt es am 21. Oktober, 16 Uhr, unter dem Motto „Der Wald steht Kopf“. Eine Familienführung gibt es am 22. Oktober, 10 Uhr. Treffpunkt ist der Hürther Berg am Parkplatz am Adolf-Dasbach-Weg. Eine Anmeldung ist erforderlich. Weitere Informationen gibt es online. (aj)
Um ihre pädagogische Arbeit als Walderzieherin noch zu vertiefen, begann Nadine Waldenberger an der Waldakademie des Försters und Bestsellerautors Peter Wohlleben eine Ausbildung zur Waldführerin und erlebte in den Wochenend-Blockseminaren einen Aha-Effekt: „Genau das ist es, was ich im Wald immer spüre, das Miteinander der Bäume und der Natur. Ich habe zuerst die Akademie besucht und seine Bücher erst danach entdeckt.“
„Kiefern schicken Gift an Wurzeln anderer Bäume“
Die Feststellung, dass Bäume miteinander in Interaktion sind und vielschichtige Sinne haben, vermittelt sie nun auch bei ihren zwei- bis vierstündigen Führungen. „Buchen beispielsweise wachsen miteinander und helfen sich gegenseitig bei der Versorgung. Sie versuchen gemeinsam, Eichen zu verdrängen. Kiefern hingegen kämpfen gegen andere Bäume und schicken Gift an deren Wurzeln“, berichtet die Waldführerin.
„Es gibt so viele Faktoren und faszinierende Experimente zu entdecken, ich bin sicher, dass die Menschen das früher alles wussten, aber nun verlernt haben, es zu sehen. Und vieles rund um Bäume wissen wir auch noch nicht“.Um möglichst früh damit zu beginnen, das Wissen zu vermitteln, hat Waldenberger auch geplant, Fortbildungen für Erzieher und Pädagogen anzubieten. „Ein Waldtag kann für alle so spannend, und nicht mehr länger eine Pflichtveranstaltung sein.“
Die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen sei nach anfänglicher Skepsis immer groß: „Wenn sie plötzlich alle Namen der Bäume kennen, überlegt haben, wie Bäume trinken und einen verletzten Baum streicheln, um ihn zu trösten – das ist ein toller Erfolg.“
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Und auch für einen anderen Erfolg hat die Waldführerin klare Vorstellungen: „Die Bäume schaffen den Klimawandel alleine, wir können es nicht richten. Allerdings sollte die Waldbewirtschaftung überdacht werden, es muss nachhaltiger und keine Monokulturen mehr gepflanzt werden. Der beste Naturschutz bedeutet, dass wir Menschen die Finger raus lassen.“