Wie im Tante-Emma-LadenBei „Miss Elli" in Hürth gibt's zum Einkauf auch das Gespräch
Hürth-Gleuel – Eigentlich wollte Oguz Sönmez sein Gleueler Covid-Testzentrum in das kleine Ladenlokal an der Ernst-Reuter-Straße verlegen, als er im März den Mietvertrag unterschrieb. Doch weil die Zahl der Tests eingebrochen ist, ließ er sich etwas anderes einfallen und eröffnete Mitte Juni einen kleinen Laden. Bei „Miss Elli“ gibt es auf 70 Quadratmetern Lebensmittel für den täglichen Bedarf, viele aus der Türkei. Großen Wert legen Sönmez, seine Frau Cansu und die drei Mitarbeiterinnen auf den persönlichen Kontakt zu den Kunden.
„Meine Idee war, den alten Tante-Emma-Laden wieder aufleben zu lassen“, sagt Sönmez. „Die Leute sollen sich willkommen fühlen, bekommen Rezepttipps und vielleicht auch ein paar Einblicke in unsere Kultur.“ Für den Namen stand die vierjährige Tochter Elif Pate. „Sie wird im Kindergarten nur Elli genannt. Wir wollten keinen türkischen Namen für das Geschäft“, sagt der Vater und Inhaber.
Hürther Unternehmer ist neu im Lebensmittelgeschäft
Für den 44-jährigen gebürtigen Kölner, dessen Eltern aus der Türkei stammen und der seit acht Jahren mit seiner Familie in Gleuel lebt, ist das Lebensmittelgeschäft neu. Önmez ist seit 25 Jahren selbstständig und betreibt in Köln eine Textildruckerei und einen Internet-Handel für Werbeartikel und Textilien. Vor anderthalb Jahren eröffnete er in Gleuel ein Corona-Testzentrum, das mehrfach umzog und inzwischen in einem Container vor der Festhalle untergebracht ist. Zwischenzeitlich hatte er auch eine Teststation in Berrenrath.
„Ich sitz nicht gern den ganzen Tag im Büro“, sagt Sönmez. „Ich brauche den Kontakt zu den Leuten.“ Vor der Eröffnung seines Ladens habe er zweieinhalb Monate lang recherchiert, sich andere Geschäfte angeschaut und dann überlegt, welche Produkte in Gleuel wohl nachgefragt würden. „Ich lerne immer noch täglich dazu“, sagt Sönmez. Trotz des knappen Raums hat er rund 1000 Artikel im Sortiment, darunter Käse, Oliven, Reis, Nudeln, Knoblauchwurst, Tee und Mokka aus der Türkei, frisches Brot, Obst und Gemüse sowie Tiefkühlkost. Gefragt seien die Gewürze aus der Türkei. Feinkost soll bald dazukommen.
Hürther rechnet mit einigen Monaten Anlaufzeit
Fast täglich fährt der Kaufmann um 2 Uhr in der Nacht zum Großmarkt nach Köln, um frische Ware einzukaufen. „Das ist mehr Arbeit, als ich gedacht habe“, räumt er freimütig ein. Geld verdiene er mit dem Lebensmittelladen noch nicht – „muss ich zum Glück auch nicht“. Ihm sei klar, dass so ein Geschäft einige Monate, vielleicht sogar ein Jahr Anlaufzeit brauche.
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„Die Eröffnung vor den Sommerferien war vielleicht auch nicht der optimale Zeitpunkt“, mutmaßt Sönmez. „Außerdem habe ich bisher keine Werbung gemacht.“ Dafür hat Sohn Efe (7) bei den Mitschülern an der nahe gelegenen Brüder-Grimm-Schule eifrig die Werbetrommel gerührt. „Obwohl wir es ihm verboten haben“, sagt Mutter Cansu Sönmez lachend. Am besten gefällt Efe und seiner Schwester Elif der große Lolli-Ständer.
„Miss Elli“ an der Ernst-Reuter-Straße 5 hat montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr, samstags bis 18 Uhr geöffnet.