Er wollte ungern in Alterstraurigkeit versinken. Daher hat sich der Ruheständler Helmut Schmitz zum Standesbeamten ausbilden lassen.
Statt RuhestandHelmut Schmitz (67) traut in Hürth als Ehrenbeamter Paare
Ruhestand und keine Aufgabe mehr? Das kann Helmut Schmitz (67) sich nicht vorstellen. Lange bevor er vor eineinhalb Jahren als stellvertretender Leiter des Gebäudeamts der Stadt Hürth und wenig später auch als stellvertretender Leiter der Hürther Feuerwehr in den Ruhestand verabschiedet wurde, hörte er sich deswegen nach einem passenden Ehrenamt um. „Ich wollte eine kleine Aufgabe für nebenher, um im Ruhestand zu Hause nicht in der Alterstraurigkeit zu versinken“, sagt er.
Just zur gleichen Zeit wurden im Rathaus ehrenamtliche Standesbeamten gesucht. Und nach einem Gespräch mit seinem Chef und Bürgermeister Dirk Breuer stand schnell fest: Helmut Schmitz wird ehrenamtlicher Standesbeamter. „Dafür wurde für mich im Rathaus sogar eine neue Position geschaffen – der Ehrenbeamte“, sagt Schmitz. Vorgeschrieben sei nämlich, dass ein Standesbeamter Mitarbeiter der Stadtverwaltung sein müsse.
Schmitz ist nun einer von zwei ehrenamtlichen Standesbeamten. Hinzu kommen fünf hauptamtliche Kollegen. Zudem dürfen der Bürgermeister und der Erste Beigeordnete Trauungen vornehmen.
Die Ausbildung zum ehrenamtlichen Standesbeamten dauerte 14 Tage. Dabei lernte Schmitz einiges über das Ehe- und Verwaltungsrecht – zum Beispiel, welche Papiere vorliegen müssen. Mitunter müsse auch ein Dolmetscher anwesend sein, der die Trauung in die Muttersprache des Partners oder der Partnerin übersetze.
Noch keine Hochzeit ist im letzten Augenblick geplatzt
Auch, wie eine Trauung gestaltet werden kann, erfuhr Schmitz in der Ausbildung. „Heute gibt es ja ganz moderne Möglichkeiten zu heiraten, etwa mit Musik“, sagt er. Zudem können Paare in Hürth zwischen dem Standesamt im Rathaus, der „Gelben Villa“, der Musikschule in Alt-Hürth, dem Feierabendhaus und der Burg Gleuel wählen. „Freie Trauungen, wie etwa am Otto-Maigler-See, machen wir aber nicht“, sagt Schmitz.
Drei Jahre ist seine Schulung jetzt her. Inzwischen hat Rentner Schmitz schon viele Trauungen vollzogen. Und bisher sei noch keine Hochzeit im letzten Moment geplatzt, berichtet er augenzwinkernd. „Es ist ein Ehrenamt, das mir wirklich Spaß und Freude macht.“ Er lerne schließlich nur nette Menschen kennen. Mehr noch: „Ich habe auch ausschließlich mit glücklichen Menschen zu tun, die voller Hoffnungen stecken.“
Manchmal erlebe er sehr emotionale Momente, bei denen auch er schon habe schlucken müssen. „In der Regel versuche ich mich jedoch so weit abzuschirmen, dass die großen Emotionen nicht so nah an mich herankommen“, sagt er. Doch es rühre ihn immer sehr, wie sich einige Paare auf ihre Trauung vorbereiteten und sich dann mit wohlüberlegten Worten das Eheversprechen gäben. Öfter komme es auch vor, dass die Trauzeugen aus dem Leben der Paare erzählten. Aufgeregt sei er vor jeder Trauung, gibt Schmitz zu. „Am Anfang war das aber noch sehr viel stärker.“ Doch jede Trauung sei etwas Besonderes.
Er habe schon Männer- und Frauenpaare getraut und Paare, die nur mit ihm im Trauzimmer gegessen hätten. Andere seien gleich mit 90 Gästen erschienen. „Die ältesten Brautleute waren 76 Jahre alt, die jüngsten gerade mal 20 Jahre“, berichtet er. Allen Brautleuten überreicht Schmitz nach der Trauung das Geschenk der Stadt Hürth, ein kleines rotes Herz, das sich öffnen lässt. „Darin steckte eine Kerze“, sagt Schmitz. Sie solle Licht ins Dunkle bringen, wenn dann doch einmal dunkle Wolken über den Ehehimmel fegten.