In den 40 Jahren im Bürgerhaus hat sich die Stadtbücherei neu erfunden. Dort kann man längst nicht mehr nur Bücher und andere Medien leihen.
Seit 40 Jahren im BürgerhausIn der Hürther Stadtbücherei gibt es viel mehr als nur Bücher
Einen runden Jahrestag feiert die Stadtbücherei in diesem Jahr: Vor 40 Jahren zog die Einrichtung, die zuvor in zwei Privathäusern an der Duffesbachstraße in Alt-Hürth und am Hohlweg in Hermülheim untergebracht war, in Räume im Obergeschoss des damals neuen Bürgerhauses. Seitdem führt der Weg für Bücherfreunde über die türkisfarbene Brücke.
Eine kommunale Leihbücherei gab es in Hürth schon vor über 100 Jahren. Das belegt ein gedrucktes Bücherverzeichnis aus dem Jahr 1920. Noch fünf Jahre älter ist ein Verzeichnis von Leihbüchereien der Schulen und Kirchengemeinden. Beide Dokumente finden sich im Stadtarchiv.
3000 Bände für den Erstbestand der Volksbücherei in Hürth gekauft
Die Gründung der ersten Volksbücherei ging auf eine private Initiative des langjährigen Gemeindedirektors Otto Räcke (1913-1983) zurück, berichtet Büchereileiterin Barbara Hoevels. Mit Freunden und 130 Mark sei Räcke 1932 nach Köln gefahren und habe 3000 Bände erstanden.
Während des NS-Regimes sei die Volksbücherei für politische Zwecke missbraucht worden. Es habe nationalsozialistische Werke zur „Einreihung in die Volksbücherei“ gegeben. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Volksbücherei Stotzheim bei einem Luftangriff 1943 zerstört.
Hürther Stadtbücherei zog nach dem Krieg mehrfach um
Nach dem Krieg zog die Bücherei mehrfach um. Ab 1953 gab es eine Freihandausleihe: Leserinnen und Leser durften Bücher selbst zur Hand nehmen und mussten nicht mehr am Tresen vorsprechen. Ab 1954 konnten per Leihverkehr auch Bücher aus anderen Bibliotheken besorgt werden.
Die Zahl der Leihbücher wuchs beständig. 1960 konnten die Hürther aus 5000 Büchern auswählen, 20 Jahre später hatte sich der Bestand verfünffacht. Der Raum an den beiden Standorten wurde knapp. Das änderte sich 1984 mit dem Umzug ins Bürgerhaus, wo 800 Quadratmeter für Bücherregale und Leseecken zur Verfügung standen. Bis 1989 versorgte auch ein Bücherbus 25 Jahre lang die Stadtteile mit Literatur.
Hürther Stadtbücherei hat fast 37.000 Medien im Bestand
Wie sich die Stadtbücherei verändert hat, daran können sich zwei Kolleginnen von Leiterin Hoevels erinnern, die schon bei der Eröffnung 1984 dabei waren. So ersetzte der Computer auf der Theke die Klappkarten, neben Büchern hielten elektronische Medien Einzug. Gefragt sind laut Hoevels die 400 „Tonies“: Figuren mit Chip, auf dem Hörbücher gespeichert sind.
„Aktuell haben wird 36.650 Medien im Bestand“, berichtet Hoevels. Im vergangenen Jahr verbuchte die Bücherei rund 46.000 Besuche und 185.00 Entleihungen. Das bleibt ein Kerngeschäft, die Diplom-Bibliothekarin will die Bücherei aber weiter zum „Dritten Ort“ mit Aufenthaltsqualität entwickeln. Dazu sollen auch neue Möbel beitragen.
Besonders im Fokus hat die Stadtbücherei den Lesenachwuchs. Die Leiterin verweist auf über 20 Kooperationsvereinbarungen mit Kitas und Grundschulen, einen Bilderbuch-Service für Kitas und den „Känguru“-Vorleseclub für Kinder ab drei Jahren in Kooperation mit dem Förderverein „Lesefreunde“.
Wenn es nach Barbara Hoevels geht, sind die Tage im Bürgerhaus gezählt. Die Stadtbücherei soll in ferner Zukunft im Rahmen des Städtebauprojekts „Agora“ in einen Neubau auf dem Kreishausgelände auf die andere Straßenseite umziehen.
Lesetheater für Kinder
Den Jahrestag feiert die Bücherei am Sonntag, 10. November, mit zwei Lesetheaterveranstaltungen für Kinder mit dem Schauspieler Michael Hain. Um 14 Uhr geht es los mit dem Stück „Quentin Qualle – die Muräne hat Migräne“ nach dem Bilderbuch von Jens Carstens mit Musik von Heinz Rudolf Kunze. Die Vorstellung dauert 50 Minuten und ist für Kinder ab vier Jahren geeignet.
Um 16 Uhr liest und spielt Michael Hain aus dem Roman „Gespensterjäger auf eisiger Spur von Cornelia Funke. Das gruselige Theatervergnügen richtet sich an Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren. Der Eintritt ist frei, es wird aber um Reservierung der begrenzten Plätze gebeten unter 02233/53390 oder per E-Mail.