Altlasten im BodenWasserstofftankstelle in Hürth wird später fertig und teurer
Hürth – Ursprünglich sollten bereits Stadtbusse an einer neuen Wasserstofftankstelle an der Eschweiler Straße vor dem Schwenk auf die Bonnstraße auftanken. Doch das 1700 Quadratmeter große Gelände, auf dem die Zapfstelle geplant ist, ist immer noch eine verwilderte Brache. Altlasten und Bodenbeschaffenheit haben nicht nur den Zeitplan gehörig durcheinander gebracht – sie führen auch zu erheblichen Mehrkosten. Die Stadtwerke rechnen damit, dass die Aufbereitung des Baugrundstücks fast eine halbe Million Euro kosten wird.
Im Zuge der Umrüstung der Stadtbusflotte auf den klimafreundlichen Treibstoff haben die Stadtwerke bereits 2011 eine Wasserstofftankstelle am Chemiepark Knapsack in Betrieb genommen. Doch trotz zwischenzeitlicher Erweiterung reicht die Kapazität nicht für die inzwischen 16 Busse, die mit Wasserstoff fahren. Außerdem können in Knapsack keine Pkw betankt werden, weil der Druck an der Zapfpistole nicht ausreicht. Ihre fünf geleasten Wasserstoffautos muss die Verwaltung aktuell in Frechen auftanken.
An der Wasserstofftankstelle in Hürth sollen nicht nur Stadtbusse tanken können
Deshalb soll eine zweite Wasserstofftankstelle für Busse, Lastwagen und Pkw her. Im September 2021 unterschrieben die Stadtwerke einen Vertrag mit dem Industriegasunternehmen Air Products. Das Unternehmen aus Hattingen hat bereits die Tankstelle am Chemiepark errichtet und erweitert und soll in Hermülheim nun auch den Betrieb übernehmen. Der Standort an der Eschweiler Straße wurde auch wegen der Nähe zum Betriebshof von Schilling Omnibusverkehr an der Bonnstraße gewählt, wo die RVK, die im Auftrag der Stadtwerke fährt, die Stadtbusse parkt und wartet.
Das Grundstück gehörte zuletzt der Hürther Stadtentwicklungsgesellschaft, die das Areal per Flächentausch an die Stadtwerke übertrug. In nichtöffentlicher Sitzung informierte der Stadtwerkevorstand den Verwaltungsrat – das mit Lokalpolitikern besetzte Aufsichtsgremium – über den Sanierungsaufwand und die Mehrkosten.
Dass es auf dem Gelände Altlasten gibt, ist keine Überraschung. Dort befand sich eine Tonröhren- und Brikettfabrik, die im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Die Fabrik wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut, das Gelände mit Bauschutt und anderem Material verfüllt, darunter auch Bahnschwellen.
Altlasten belegen bereits Gutachten aus den Jahren 2013 und 2014. Als Vorbereitung auf eine Untersuchung durch den Kampfmittelräumdienst wurden weitere Bodenproben genommen, die eine deutlich höhere Kontamination ergaben.
Belasteter Boden muss ausgehoben und entsorgt werden
„Die Altlasten waren vorher bekannt, jedoch nicht in der nun gefundenen Konzentration“, teilte Stadtwerkevorstand Stefan Welsch auf Anfrage mit. Im Wesentlichen handele es sich um polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), in einigen Abschnitten auch um Quecksilber. Die teils mehr als 4,50 Meter tiefen Auffüllungen müssen ausgekoffert, belasteter Boden entsorgt werden. Auch nicht belastete Erde muss abgebaggert werden, weil sie durch den langen Wildwuchs auf dem Gelände nicht standsicher ist.
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Für die Aufbereitung des Bodens müssen erst mal die Stadtwerke aufkommen. 100 000 Euro standen dafür im Wirtschaftsplan, der Verwaltungsrat beschloss jetzt einstimmig einen Nachschlag von 350 000 Euro, darin enthalten sind 80 000 Euro für eine neue Zufahrt. „Nach derzeitigem Stand wird Ende September mit dem Bau begonnen“, so Vorstand Welsch. „Voraussichtliche Fertigstellung ist im Frühjahr 2023.“ Bis dahin müssen einige Stadtbusse nach Frechen fahren, um zu tanken.