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Anlaufstellen für Bürger festgelegtHürther Stadtverwaltung bereitet sich auf Stromausfall vor

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Der Krisenstab sitzt in der Wache zusammen.

Mit umfangreichen Schulungen und Übungen wie hier auf der Feuerwache bereitet sich der Krisenstab auf den Ernstfall vor.

Bereits seit 2016 hat die Stadt Hürth einen Krisenstab, der bei Notfällen einberufen wird. Aber wie handelt dieser bei möglichen Stromausfällen wegen der Energieknappheit? So läuft der mögliche Ernstfall im Winter.

Noch kann sich kaum jemand vorstellen, dass im Winter für längere Zeit der Strom ausfällt oder das Gas versiegt – und vor allem nicht, welche Folgen das für die Bevölkerung hätte. Doch in den Städten und Kreisen stellt man sich nach einem Erlass der Landesregierung auf diesen Ernstfall ein. Die Hürther Stadtverwaltung hat dabei nach eigenen Angaben einen Vorsprung.

Denn dort gibt es bereits seit 2016 einen Stab für außergewöhnliche Ereignisse, der sich in Notlagen wie den Überflutungen, in der Corona-Krise und zuletzt bei der Havarie eines mit Salzsäure beladenen Tanklasters auf dem Rastplatz Ville an der A1 bereits bewährt habe.

Umdenken beim Zivilschutz: Hürther Sirenen wurden erneuert

„Der Krisenstab wurde seinerzeit auf Drängen der Feuerwehr eingerichtet“, berichtet Bürgermeister Dirk Breuer. „Wir haben in Hürth Autobahnen, Störfallbetriebe, Bahntrassen. Da kann immer was passieren.“

Darauf sei die Stadt in der Vergangenheit schlecht vorbereitet gewesen. Inzwischen gebe es beim Zivilschutz ein Umdenken. So seien etwa die in den 90er-Jahren nach dem Ende des Kalten Krieges eingesparten Sirenen erneuert worden, um die Bevölkerung vor Gefahren warnen zu können. Wenn der Ernstfall eintritt, kann der Krisenstab binnen kurzer Zeit einberufen werden, um den Einsatz zu koordinieren. Dem Stab unter Leitung des Ordnungsdezernenten Jens Menzel gehören Vertreter von Stadtverwaltung, Stadtwerken und Feuerwehr an. Derzeit arbeitet der engere Kreis an einem Konzept für den Fall eines 72-stündigen Stromausfalls.

Wir werden aber nicht alle Betroffenen versorgen können.
Dirk Breuer, Hürther Bürgermeister

Dieses Szenario konfrontiere den Stab mit ungekannten Herausforderungen. Eine besondere Rolle spielen in dem Konzept die sogenannten „Leuchttürme“ in allen Ortsteilen, die im Krisenfall als Anlaufstellen für die Bevölkerung eingerichtet werden sollen. Die meisten der elf ausgeguckten Standorte befinden sich in Schulturnhallen, einer aber auch im Bürgerhaus. Die Adressen der Anlaufstellen sollen im Müllkalender verzeichnet werden, den die Stadtwerke demnächst verteilen werden. Zwar sollen sich die Bürger im Notfall in den Turnhallen aufwärmen können, wenn zu Hause die Heizung ausgefallen ist. Auch Betten werden aufgestellt.

„Wir werden aber nicht alle Betroffenen versorgen können“, sagt Breuer, der die Hürther deshalb auffordert, selbst Vorsorge zu treffen. In erster Linie gehe es bei den Leuchttürmen darum, dass sich die Einwohner orientieren und informieren könnten, wenn Telefon, Internet und Radio nicht funktionierten. Die Verunsicherung sei im Krisenfall ein großes Problem, weiß der Bürgermeister, erst recht, wenn ohne Strom Geschäfte nicht öffnen und Bankautomaten ausfallen. Breuer: „Man weiß nicht, wie die Leute dann reagieren. Das kann gefährlich werden.“ Die Helfer sollen Ansprechpartner sein und Kontakte vermitteln, etwa zu den örtlichen Ärzten, wenn zum Beispiel ein Patient mit Herzinfarkt versorgt werden muss, der Notruf aber ausgefallen ist.

Auf Ehrenamtler kommt es im Ernstfall an

„In einer solchen Lage fahren viele direkt ins nächste Krankenhaus. Die geraten aber als erste an ihre Kapazitätsgrenzen und sind zum Teil jetzt schon wegen Corona überlastet“, weiß Feuerwehrchef Michael Mund. Die tragende Rolle im Krisenfall spielen Ehrenamtler, besonders die der Freiwilligen Feuerwehr. Aber auch im Rathaus sucht der Verwaltungschef nach Freiwilligen. Um die Kommunikation zwischen der Stabszentrale und den „Leuchttürmen“ aufrecht zu erhalten, setzt die Stadt auf 16 Amateurfunker, die sich freiwillig gemeldet haben und nun eine Einheit bei der Feuerwehr bilden.

„Amateurfunkgeräte funktionieren ohne Netz und notfalls auch mit Autobatterien“, erklärt Michael Mund. Die Funker bringen ihre eigenen Geräte mit. So hat die Stadt zumindest in diesem Fall kein Beschaffungsproblem – anders als etwa bei Notstromaggregaten. Breuer geht aber davon aus, dass die Anlaufstellen demnächst schnell startklar gemacht werden können. 2023 will die Stadt noch mehr in die Krisenvorbeugung investieren. In der Stadtverwaltung soll dazu eine Stelle für den Bevölkerungsschutz geschaffen werden.