„Ich dachte, ich spinne“Angeklagter gibt Cannabis-Anbau in Hürth zu
Köln/Hürth-Fischenich – Am zweiten Verhandlungstag gegen den mutmaßlichen 43-jährigen Betreiber einer Cannabis-Plantage mit mehr als 2500 Pflanzen in der Gennerstraße machte der Angeklagte Angaben zum Tatvorwurf, Cannabis illegal angebaut und damit Handel getrieben zu haben.
Der 43-Jährige äußerte sich zu seiner Person und ließ durch seinen Anwalt eine Einlassung zur Sache verlesen. Bereits mit 14 Jahren sei er mit Drogen in Berührung gekommen, gab der Angeklagte an. Er habe angefangen, Marihuana zu rauchen und mit etwa 17 Jahren das erste Mal Kokain eingenommen.
Angeklagter ist mehrmals vorbestraft
Während er von seinem Leben erzählte, verhaspelte sich der Angeklagte häufig, brachte Zahlen, Jahre und Ereignisse durcheinander und blätterte in seinen Notizen. „Entschuldigung, ich bin so aufgeregt“, bemerkte er. Nach seinem Schulabschluss habe er eine Ausbildung als Fliesenleger begonnen und wieder abgebrochen. Er habe immer wieder Gelegenheitsjobs gehabt und versucht, sein „Leben in den Griff zu kriegen“. Neben dem regelmäßigen Drogenkonsum habe es auch verschiedene Verurteilungen gegeben, unter anderem wegen des Besitzes von Kokain sowie wegen Diebstahl, Körperverletzung und Hehlerei.
Glücklich und geregelt sei sein Leben schließlich in Spanien gewesen, sagte der Angeklagte, wo er seit 2013 lebe und im Bootservice arbeite. Er habe dort gefunden, was ihm im Leben Spaß mache. Dort hatte er Kontakt mit einer kleinen Cannabis-Plantage, die ein Freund betrieb. Sein Mandant habe dabei ausgeholfen, aber die Plantage nicht betrieben, betont der Anwalt.
Angeklagter über die Anlage: „Ich dachte, ich spinne“
Nachdem der 43-Jährige nach Beginn der Pandemie aufgrund der finanziellen Lage aus Spanien zurück nach Deutschland kam, wurde er von jemandem angesprochen, der wusste, dass er nach Arbeit und Unterkunft suchte. Man könne Hilfe bei einer jüngst erworbenen Cannabis-Plantage gebrauchen, soll es geheißen haben. Der Angeklagte bekomme 250 Euro pro Woche und nach der Ernte einen Bonus von 4000 Euro.
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Aufgrund seiner schwierigen Lebensumstände habe sein Mandant das Angebot angenommen, so der Strafverteidiger Wolf Bonn. „Als ich die Größe der Anlage gesehen habe, dachte ich, ich spinne“, so der Angeklagte. Die Anlage sei vorinstalliert gewesen, als er Ende 2020 dort ankam. Er habe mit einer Person, die er nur als „Mo“ kannte, die Samen ausgesät und sich fortan allein um die Pflanzen gekümmert. Mehr Angaben wollte der Angeklagte zu dem Kontakt nicht machen. Das Urteil wird am Donnerstag erwartet.