Jubiläumsband der „Hürther Beiträge"Von der Hexenverfolgung bis zum Armen-Arzt
Hürth – Die „Hürther Beiträge“ sind längst selbst ein Stück Heimatgeschichte. Der Heimat- und Kulturverein (HKV) legt jetzt bereits den 100. Band vor, der erneut ein breites Spektrum abbildet – von der Hexenverfolgung im Mittelalter bis hin zur Familiengeschichte einer Flucht nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der HKV-Vorsitzende Dr. Christian Karaus warf bei der Vorstellung der „Hürther Beiträge“ einen Blick zurück auf die Geschichte des lokalgeschichtlichen Sammelbands. 1964 erschien die erste Ausgabe, damals noch unter dem Titel „Hürther Heimat“. Initiator war der damalige Vereinsvorsitzende und Heimatforscher Clemens Klug, der die Redaktion bis zu seinem Tod im Jahr 1992 leitet. Klugs 13-seitiger Aufsatz über „Die Deutschherren in Hermülheim“ war bei der Premiere das Titelthema. Zurzeit läuft im Foyer des Bürgerhauses eine Ausstellung über den Deutschen Orden in Hürth. „Insofern schließt sich auf wunderbare Weise der Kreis“, sagte der heutige Vorsitzende Christian Karaus.
Seit 1986 erscheinen die „Hürther Beiträge" einmal im Jahr
Mehr als zwei Jahrzehnte lang erschien der Geschichtsband in mehreren kleinen Ausgaben im Jahr. Erst 1986 stellte der HKV auf einen großen Jahresband mit in der Regel mindestens 100 Seiten um, der seit 2007 unter dem neuen Titel „Hürther Beiträge“ erscheint.
Der Jubiläumsband umfasst nun 210 Seiten und ist damit die bisher umfangreichste Ausgabe. Über die Jahre habe sich auch die Qualität der Beiträge immer weiter verbessert, berichtet Manfred Germund, der mit Dr. Karl-Ferdinand Beßelmann und Michael Cöln das Redaktionsteam bildet. Der Heimat- und Kulturverein verfolge mit seiner Publikation durchaus einen wissenschaftlichen Anspruch, betonte Germund.
Für Germund ist es die letzte Ausgabe, die er mitverantwortet. Nach 24 Jahren – seit Band 77 ist er dabei – scheidet er aus dem Redaktionsteam aus. „Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir früher schon mal dachten: Hoffentlich kriegen wir den Band voll“, sagte Germund schmunzelnd. Diese Sorge hat der Verein schon lange nicht mehr, erst recht nicht beim Jubiläumsband. „Es lohnt sich, das Buch zu lesen“, ist Germund sicher. In der 100. Ausgabe schreibt Eric Barthélémy vom Stadtarchiv über Seuchen wie Pest und Cholera und über die Hexenverfolgung. Stadtarchivar Michael Cöln beleuchtet das Wirken des Armenarztes Dr. Arnold Kürten vor mehr als einem Jahrhundert, dem die Hürther vor dem alten Kloster in Alt-Hürth ein Denkmal gesetzt haben. Armin Müller beschäftigt sich mit der Inflation und dem „Notgeld“ nach dem Ersten Weltkrieg.
Familie floh von Schlesien über Böhmen bis nach Hürth
Zwei Beiträge drehen sich um das Thema Migration: Karl-Friedrich Beßelmann hat sich auf die Spuren von Hürthern begeben, die im Laufe des 18. Jahrhunderts in Köln ansässig wurden. Und Ingrid Duchatsch beschreibt am Beispiel ihrer Familie den zwei Jahrzehnte dauernden Weg nach dem Zweiten Weltkrieg von Schlesien über Böhmen nach Hürth.
Mit der jüngeren Geschichte beschäftigt sich auch Andreas Nußbaum von der Hürther Feuerwehr, der die Einrichtung einer hauptamtlichen Wache vor 50 Jahren zum Anlass für einen Rückblick auf die lokale Entwicklung des Rettungswesens nimmt. Manfred Germund blickt auf die Geschichte des Arbeitskreises Hürther Geschichte zurück, und Kulturamtsleiterin Kati Ulrich schreibt über Kulturarbeit in Zeiten der Corona-Pandemie.
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Schließlich stellt Denkmalpflegerin Stefanie Bankert zum ersten Mal das „Denkmal des Jahres“ vor: die ehemalige Kirche St. Ursula im Stadtteil Kalscheuren, die heute als „Böhm-Chapel“ für Ausstellungen genutzt wird. Die „Hürther Beiträge“ sind für zehn Euro in allen Hürther Filialen der Kreissparkasse Köln, der Raiffeisenbanken sowie im Bürgerhaus erhältlich.