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Medienpark KalscheurenKölner Süßwarenhersteller verlegt Firmensitz nach Hürth

Lesezeit 3 Minuten

Ihr Naschwerk vertreibt die Familie Hitschler – im Bild Nicolas Hitschler, Geschäftsführer Philip Hitschler, Seniorchefin Gabriele Hitschler-Becker und Julia Hitschler (v.l.) – nun vom neuen Firmensitz in Hürth-Kalscheuren aus.

Hürth-Kalscheuren – Im Studio 3 der ehemaligen MMC-Studios an der Hasenkaule wurden früher TV-Sendungen wie der RTL-Spendenmarathon produziert. Doch die Fernsehleute haben ihre Kameras und Scheinwerfer längst abgebaut. Jetzt darf sich die Bernd-Reiter-Gruppe, der das Medienpark-Gelände seit 2017 gehört, über eine prominente Ansiedlung im neuen Gewerbepark freuen: Der Kölner Süßwarenhersteller Hitschler hat seinen Firmensitz nach Kalscheuren verlegt.

Im Juni sind die 55 Beschäftigten aus der Verwaltung des nach eigenen Angaben viertgrößten deutschen Süßwarenherstellers, der in vierter Generation von der Familie Hitschler geführt wird, über die Stadtgrenze an ihre neuen Arbeitsplätze in dem umgebauten TV-Studio gewechselt.

Austattung von Ebay-Kleinanzeigen

Mit Liebe zum Detail haben die Hitschlers die 1700 Quadratmeter Fläche, davon 500 auf der Empore, eingerichtet. Viele Anregungen stammten aus dem Internet, einige antike Möbel seien zum Teil über Ebay-Kleinanzeigen bestellt worden, sagt Geschäftsführer Philip Hitschler (32), der Urenkel von Ferdinand Hitschler, der Ende der 1920er-Jahre als Handelsvertreter für Lakritz und Kautabak den Grundstein für die Kölner Süßwaren-Dynastie gelegt hatte. Ausgemusterte Geräte wie ein Dragierkessel und ein Farbmischer erinnern an die Produktionsgeschichte.

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Die Schreibtische sind in dem hellen und luftigen Großraum der neuen Firmenzentrale zu Arbeitsinseln gruppiert. Es gibt Konferenz- und Besprechungsräume, eine Bibliothek, eine Ecke mit Holztribüne für die Wochenbesprechung und eine Küche, in der ein Koch zweimal in der Woche für die Belegschaft kocht. Gegessen wird gemeinsam an langen Tischen, deren Platten aus Gerüstplanken bestehen, die Seniorchefin Gabriele Hitschler-Becker und ihre Söhne Philip und Nicolas sowie Tochter Julia abgeschliffen haben. Die Unternehmensleitung hat ihre Büros in modern eingerichteten Containern, die mitten im Großraum stehen.

„Es muss Spaß machen, hier zu sein“

Hitschler legt am neuen Standort Wert auf ein gutes Arbeitsklima und zufriedene Mitarbeiter. „Es muss Spaß machen, hier zu sein“, sagt Geschäftsführer Philip Hitschler, der wie die Mitarbeiter begeistert von den neuen Räumen ist – obwohl sie nicht mehr in Köln liegen. Am letzten Standort an der Aachener Straße in Lindenthal saßen die Beschäftigten aus Marketing und Vertrieb in klassischen Büros entlang eines langen Flures. In der Gestaltung des neuen Firmensitzes soll sich die Unternehmensphilosophie widerspiegeln. „Wir wollen Tradition und Innovation miteinander verbinden“, sagt der Junior, und das nicht nur bei den Produkten.

Natürlich gibt es in der Firmenzentrale eine Candybar, an der sich die Mitarbeiter wie am Büdchen Brause-Ufos, Fruchtgummis und „Hitschies“ – dragierte Kaubonbons, das Urprodukt von Hitschler – in Tütchen packen können. 100 verschiedene Süßigkeiten hat Hitschler im Programm, vertrieben werden sie weltweit in mehr als 30 Ländern. Produziert wird seit den 1950er-Jahren in Michelstadt im Odenwald, dort beschäftigt Hitschler weitere knapp 100 Mitarbeiter.

Bis 2023 keine Gelatine mehr

Auch bei den Rezepturen setzt das Unternehmen auf Innovation. Bis 2023 soll nach Angaben des Juniorchefs keine Gelatine mehr eingesetzt werden. „Alle Produkte sind dann veggie oder sogar vegan“, sagt Philip Hitschler, einige Süßigkeiten sind es heute schon. Nur beim Zucker kennt der Hersteller keinen Kompromiss. Hitschler ist überzeugt: Bei bewusstem Genuss sei Zucker kein Problem.

„Wir haben in Hürth noch einiges vor“, versprach Philip Hitschler am Donnerstag dem Hürther Bürgermeister Dirk Breuer, der den neuen Firmensitz besuchte. Das Unternehmen will weiter wachsen. Ab September will Hitschler auch Schleckermäuler und Naschkatzen nach Kalscheuren locken: Dann soll der neue Werksverkauf eröffnen. Ein Online-Shop soll folgen.