Mietvertrag gekündigtHürther Friseurin muss nach 32 Jahren schließen
Hürth-Hermülheim – Elke Küster hat „dem halben Hürther Rathaus“ den Kopf gewaschen und die Haare geschnitten, auch ein früherer Bürgermeister zählte zu den Stammkunden. Nach mehr als 30 Jahren muss die nach eigenen Angaben dienstälteste Friseurmeisterin von Hermülheim jetzt ihren Salon an der Nibelungenstraße schließen – der Mietvertrag wurde gekündigt. Am Donnerstagabend (30. Juni) legt die 60-Jährige Kamm und Schere beiseite. Wie es danach weitergehen soll, weiß sie noch nicht.
Seit einigen Wochen ist das Haus, in dem Elke Küster im Mai 1990 ihren Salon eröffnet hat, eine Baustelle. Vor der Fassade steht ein Gerüst, auf dem Parkplatz ein großer Container. Seit Anfang Mai wird das Haus kernsaniert und das Dachgeschoss ausgebaut. Einen Friseursalon sehen die Umbaupläne des neuen Eigentümers nicht mehr vor.
Hürther Friseurmeisterin wurde von der Kündigung überrascht
Die Kündigung im April sei für sie völlig überraschend gewesen, sagt Elke Küster. Nach dem Verkauf des Hauses habe sie vor anderthalb Jahren noch einen neuen, unbefristeten Mietvertrag bekommen, wenn auch mit einer satten Mieterhöhung. Das Aus zu Ende Juni kommt für die Friseurmeisterin gleich doppelt zur Unzeit. „Ich habe gerade die Coronahilfen zurückgezahlt. Die Ersparnisse sind alle weg. Man fängt an, wieder Geld zu verdienen.“ Und mit ihren 60 Jahren seien ihre beruflichen Aussichten bescheiden.
„Ich weiß noch nicht, was ich machen soll“, sagt Elke Küster. „Ich muss ja noch ein paar Jahre arbeiten.“ Ihre beiden Mitarbeiterinnen haben bereits neue Jobs gefunden. Für sie selbst sei es aber schwierig, eine Anstellung bei einem anderen Friseur zu finden. Küster: „Die wenigsten suchen eine Meisterin.“
Hürther Friseurmeisterin verbindet viele Erinnerungen mit ihrem Salon
Noch einmal neu anzufangen und anderswo einen Salon zu eröffnen, sei in ihrem Alter zu riskant. „Für einen Umzug müsste ich einen Kredit über 20- bis 30.000 Euro aufnehmen“, rechnet Küster vor. „Den bekomme ich ja nicht mehr abbezahlt.“ So blieb ihr nichts anderes übrig, als beim Jobcenter vorstellig zu werden. Im Moment denkt Elke Küster darüber nach, einen mobilen Friseurservice anzubieten. Ob die Umsätze zum Leben reichen – sie weiß es nicht. „Es ist schon traurig, dass nach 32 Jahren Schluss ist“, sagt die Meisterin, die viele Erinnerungen mit ihrem Salon verknüpft und viele Frisurentrends kommen und gehen gesehen hat.
Viele Jahre hat sie auch in der Nähe des Salons gewohnt, ihre beiden Kinder sind dort aufgewachsen. Neben der Arbeit werden ihr vor allem die Gespräche fehlen. „Ich habe Stammkundinnen, die kommen noch jede Woche zum Waschen und Legen“, berichtet die Friseurmeisterin. „Die freuen sich, dass sie einmal in der Woche was anderes sehen.“ Beim Friseur gehe es ja nicht nur um gutes Aussehen, sondern auch darum, den jüngsten Klatsch und Tratsch aus dem Ort auszutauschen. Elke Küster ist gerührt, dass in den vergangenen Wochen viele Stammkundinnen und -kunden vorbeigekommen sind, um sich zu verabschieden, manche mit einem Blumenstrauß.
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Ab Freitag muss Elke Küster ihren Salon ausräumen. Mobiliar, das sie nicht mehr im Internet verkauft bekommt, landet dann im großen Container vor dem Haus.