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Olympia-Funktionär aus Hürth„Eine Woche mit vielen Entscheidungen liegt vor uns"

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Dirk Schimmelpfennig, Chef de Mission.

Hürth/Tokio – Der ehemalige Tischtennissportler Dirk Schimmelpfennig (59), geboren und aufgewachsen in Hürth, ist seit 2015 im Vorstand des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für den Leistungssport zuständig. Als Vorstandsmitglied war er Sportlicher Leiter der deutschen Olympiamannschaft in Rio 2016 und Chef de Mission des Olympiateams Deutschland Pyeongchang 2018. Er war Nationaltrainer von Luxemburg sowie Bundestrainer der Damen. Derzeit ist er als Chef de Mission in Tokio. Patrik Reinartz und Udo Beißel sprachen mit ihm.

Wie fällt Ihre Halbzeitbilanz aus?

Schimmelpfennig: Die Leistungen und Ergebnisse sind bisher mit denen von Rio 2016 und London 2012 vergleichbar. Das ist in Anbetracht der Ungewissheit, die vor den Spielen aufgrund der mehrmonatigen Pandemie herrschte, eine gute Erkenntnis. Es liegt aber noch eine Woche mit vielen Entscheidungen vor uns.

Sind Sie mit dem Abschneiden der deutschen Athleten zufrieden?

Unter den Sportarten, die ihre Wettkämpfe bereits abgeschlossen haben, sind vor allem Kanuslalom, aber auch Judo als sehr erfolgreiche zu nennen. Erfreulich ist, dass wir unsere bisherigen Medaillengewinne in so vielen verschiedenen Sportarten errungen haben. Es gab bislang natürlich auch Enttäuschungen. Insgesamt sind wir zufrieden.

Inwieweit macht die Hitze und der Wind den Sportlern zu schaffen?

Wir hatten in Tokio auch mit einer noch größeren Hitze gerechnet und waren auch auf diese vorbereitet. Die Ausdauerwettbewerbe der Leichtathletik sind bereits nach Sapporo verlegt worden. Wir haben ein feuchtwarmes Klima mit Regenanteilen in Tokio, aber keine extrem hohen Temperaturen. Es ist warm in Japans Hauptstadt, und die Luftfeuchtigkeit ist verhältnismäßig hoch. Der mit den Ausläufern des Taifuns zu Wochenbeginn verbundene, starke Wind hat natürlich für einige Herausforderungen, vor allem auch unter den Ruderern, gesorgt.

Die Wettkämpfe finden ohne Zuschauer statt. Wie gehen die Olympioniken damit um?

Natürlich hätten wir alle, insbesondere auch die Athleten, ihre Wettkämpfe gerne vor Zuschauern ausgetragen. Die Zuschauer fehlen vielen, einigen aber schon über ein Jahr. Die Athleten sind die Bedingungen der Olympische Spiele Tokio 2020 gewohnt, weil sie diese aus der Pandemiezeit bereits kennen.

Inwieweit schränken die Corona-Bestimmungen die Wettkämpfe und Ihre Arbeit als Funktionär ein?

Bei Wettkämpfen sehe ich, mal von den fehlenden Zuschauern abgesehen, keine weiteren, wesentlichen Einschränkungen. Die Wettkampfstätten sind bei diesen Spielen auf einem von allen Beteiligten immer wieder gelobten, herausragend guten Niveau. Wir tragen den ganzen Tag unsere Schutzmasken, einmal von Training und Wettkämpfen abgesehen. Die Kontakte werden zudem deutlich reduziert, was die Arbeit zuweilen erschwert.

Was sind Ihre Aufgaben in der deutschen Delegation?

In der deutschen Delegation arbeite ich als Chef de Mission, der die sportliche Leitung des Team D zum Auftrag hat. Die politische Führung obliegt dem Präsidenten des DOSB, Alfons Hörmann. Der Chef de Mission ist in seiner Verantwortung für das Team D der Ansprechpartner für alle übergeordneten oder auch problematischen Angelegenheiten. Als Chef de Mission kooperiere ich mit den Teilmannschaftsleitern aus den Spitzenverbänden. Zudem versuchen wir mit unserem Organisationsteam des DOSB für Athletinnen und Athleten sowie ihre Trainerinnen und Trainer bestmögliche Rahmenbedingungen während der Spiele zu schaffen.

Hat der DOSB nach den Rassismusvorwürfen gegen Radsportdirektor Patrick Moster zu zögerlich behandelt?

Entscheidungen von solcher Bedeutung bedürfen der reiflichen Überlegung unter Prüfung und Berücksichtigung aller Aspekte und Beachtung aller Konsequenzen. Die nötige Zeit haben wir uns genommen und die richtige Entscheidung nach diesen rassistischen Äußerungen während des Straßenradrennens, die Patrick Moster bedauert, zum richtigen Zeitpunkt getroffen.

Was sind Ihre größten deutschen Medaillenhoffnungen in der kommenden Woche?

Die Reiter, die bereits in den beiden Wettbewerben der Dressur mit drei Medaillengewinnen sehr erfolgreich waren, haben auch in der Vielseitigkeit und im Springreiten ihre Chancen. Nach den erfolgreichen Kanuslalomsportlern trauen wir den Kanurennsportlern noch einiges zu. In einigen Teamsportarten haben wir das Viertelfinale erreicht. Vielleicht gelingt einigen Teams noch der Schritt ins Halbfinale und bestenfalls der Schritt aufs Treppchen.

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Sie spielten selbst Tischtennis beim TTC Brauweiler, trainierten Spieler des DJK Hürth und betreuten ein Talentsichtungsprojekt. Wie zufrieden sind Sie mit den deutschen Tischtennisspielern?

Der DTTB hätte bei diesen Olympischen Spielen durch Dimitrij Ovtcharov im Herren-Einzel bereits eine Medaille gewinnen können. Das ist bereits ein herausragendes Ergebnis. In den noch anstehenden Teamwettbewerben haben die Spielerinnen und – spieler noch gute Erfolgsaussichten.