Platz für NeuansiedlungenChemiepark Knapsack wächst nach Süden
Hürth – Der Chemiepark Knapsack wird sich in den kommenden Jahren nach Süden ausdehnen. Der Stadtrat machte den Weg einstimmig frei für die geplante Süderweiterung des Werksteils Hürth. Damit gewinnt Betreiber Yncoris 17,5 Hektar zusätzliche Fläche, davon stehen 16 Hektar für die Ansiedlung neuer Betriebe bereit.
Die Nachfrage nach Industrieflächen sei groß, sagt Pierre Kramer, Leiter Standortentwicklung bei Yncoris. Im Chemiepark mit 160 Hektar Gesamtfläche stehe aber kaum noch Platz zur Verfügung. „Wir haben im Werksteil Knapsack noch eine kleinere Fläche, die praktisch schon dreimal verkauft ist“, sagt Kramer. Im Werksteil Hürth seien zwei von drei Flächen, auf denen bis in die 90er-Jahre alte Anlagen standen, bereits reserviert, auch für die dritte hat Yncoris Pläne. „Wir sind in beiden Werksteilen an der Grenze“, fasst der Standortentwickler zusammen.
Pläne seit den 80er-Jahren
Die Diskussion über eine Süderweiterung reicht bis in die 80er-Jahre zurück. Eine Hürde war der Plan des Kreises, die Frechener Straße im Bogen südlich um den Chemiepark herum bis zur Luxemburger Straße zu verlängern. Die Straße hätte die Erweiterungsfläche vom Chemiepark abgeschnitten, auch vorgeschriebene Abstandsflächen für Chemieanlagen wären kaum einzuhalten gewesen. 2014 griff der Chemieparkbetreiber das Vorhaben wieder auf. Auf Eingabe aus Hürth verzichtete der Kreis schließlich auf die Straße.
Der Stadtrat beschloss im August 2016, einen Bebauungsplan aufzustellen, um die Entwicklung der Flächen zu ermöglichen. Die Erweiterungsfläche schließt im Süden an den Werksteil Hürth an; sie liegt westlich der Luxemburger Straße zwischen dem Gelände von Nippon-Gases (ehemals Praxair), dem Nordfeldweiher und einem rekultivierten Waldgebiet. Yncoris erwarb die Fläche von der Aventis Real Estate, einem der Nachfolger des Chemiekonzerns Hoechst AG, zu dem früher das Knapsacker Werk gehörte.
Erschlossen werden soll das Gelände über den Verkehrsknoten Luxemburger-/Gennerstraße. Geplant ist auch ein Gleisanschluss an die Güterbahn.
Nachhaltige Unternehmen
Das Planverfahren zog sich über mehrere Jahre hin. „Das ist bei Chemieanlagen sehr aufwendig“, sagt Bürgermeister Dirk Breuer (CDU). Etliche Gutachten mussten eingeholt werden, unter anderem zur Umweltverträglichkeit, zum Artenschutz, zum Verkehr und zum Lärmschutz. Außerdem waren Abstimmungen mit zahlreichen Trägern öffentlicher Belange erforderlich. Die Planunterlagen umfassen Tausende Seiten.
Der Rat hat nun nicht nur den Bebauungsplan beschlossen, sondern auch städtebaulichen und öffentlich-rechtlichen Verträgen mit Chemieparkbetreiber Yncoris zugestimmt. Darin geht es um Maßnahmen zum Gewässerschutz – das Areal liegt im Bereich eines geplanten Wasserschutzgebiets – und um Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur, die auf Yncoris-Flächen rund um den Chemiepark umgesetzt werden sollen.
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Yncoris will bei der Vermarktung der neuen Flächen einen Schwerpunkt auf nachhaltige Schlüsseltechnologien setzen. Standortentwickler Kramer nennt als Beispiel Unternehmen, die innovative chemische Verfahren zur Wiederverwertung von Kunststoffen einsetzen oder Wasserstoff aus grünem Strom erzeugen und dabei im Chemiepark entstehendes CO2 verwerten. Ob ein großes oder mehrere kleine Unternehmen angesiedelt würden, sei offen. Kramer rechnet damit, dass in zwei bis drei Jahren mit der Erschließung begonnen werde.
Breuer sieht in der Süderweiterung eine „Riesen-Chance für Hürth und den Chemiepark“ und ist überzeugt: „Das wird unserer Wirtschaftsstruktur noch einmal richtig Schwung verschaffen.“ Der SPD-Stadtverordnete Michael Kleofasz geht davon aus: „Die Süderweiterung des Chemieparks wird neue Industriearbeitsplätze schaffen.“