Auch im laufenden Ausbildungsjahr ist der Einstieg möglich. 270 Plätze sind unbesetzt. Für diese Berufe werden noch Auszubildende gesucht.
Trotz mehr BewerbungenBetriebe an Rhein und Erft suchen immer noch Auszubildende
Obwohl sich die wirtschaftliche Lage eingetrübt habe, sei die Lage auf dem Ausbildungsmarkt stabil. Dieses positive Fazit zog Ralf Holtkötter, Chef der Agentur für Arbeit in Brühl, bei der Vorstellung der Jahresbilanz über das Ausbildungsjahr. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen sei von Oktober 2023 bis September 2024 nur leicht zurückgegangen, die der Bewerber aber deutlich gestiegen – und das trotz gleichbleibender Zahl an Schulabgängern.
Aber auch das ist für Holtkötter eine gute Nachricht: Immer mehr Jugendliche hätten erkannt, dass „eine duale Ausbildung ein perfekter Einstieg ins Berufsleben ist“. Ausbildung statt Studium, dafür werbe die Agentur seit Jahren.
Mehr Bewerber im Rhein-Erft-Kreis suchten eine Ausbildungsstelle
2441 Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz meldet die Arbeitsagentur für das Berufsberatungsjahr 2023/24. Das ist ein Anstieg von 227 (10,3 Prozent). Dem gegenüber stehen 2101 gemeldete Ausbildungsstellen, 40 oder 1,9 Prozent weniger als im Jahr davor. Während es in vielen Landesteilen aufgrund sinkender Schulabgängerzahlen bereits mehr Ausbildungsstellen als Bewerber gibt, verzeichnete die Arbeitsagentur im Rhein-Erft-Kreis noch steigende Bewerberzahlen.
„Wir profitieren hier von den rund 500 jungen Menschen mit ausländischer Herkunft, darunter 165 junge Menschen mit Fluchterfahrung“, so Holtkötter. Erfreulich sei, dass 178 junge Menschen mit ausländischer Herkunft, darunter 55 mit Fluchterfahrung, eine Ausbildung beginnen konnten.
Bewerber und Betrieb passen manchmal nicht zusammen
Insgesamt konnten laut Statistik der Arbeitsagentur 1038 Bewerber aus dem Rhein-Erft-Kreis eine Ausbildung beginnen. 413 junge Menschen entschieden sich für eine weiterführende Schule, Studium oder Praktikum, 147 nahmen ohne Ausbildung eine Arbeit auf. Die Betriebe im Kreis konnten 87 Prozent ihrer Ausbildungsstellen besetzen.
264 Bewerber fanden bis Ende September keine passende Ausbildungsstelle, 270 Ausbildungsplätze blieben unbesetzt. Die rechnerische Lücke sei auch dadurch zu erklären, dass die Erwartungen der Betriebe und die Wunschvorstellungen der Bewerber sich nicht immer deckten, so Anja Daub, Ausbildungsmarktexpertin der Brühler Arbeitsagentur.
Brühler Agenturchef: Betriebe müssen sich attraktiv machen
Auf beiden Seiten sei Flexibilität gefragt, so Agenturchef Holtkötter. Aber besonders die Betriebe müssten sich auf einen „Bewerbermarkt“ einstellen. Holtkötter: „Das heißt für Unternehmen auch, sich attraktiver für Bewerber zu machen.“
Geradezu „mustergültig umgesetzt“ habe das die Zahnarztpraxis „Zahnzeit 55“ von Dr. Alexander Zalesski in Hürth-Fischenich, bei dem die Brühler Agentur zur Präsentation der Arbeitsmarktbilanz zu Gast war. Zalesski hat 2018 die kleine Praxis an der Gennerstraße übernommen und zu einem modernen Zahnmedizinbetrieb mit acht Behandlungszimmern, eigenem Labor und 40 Beschäftigten, darunter sieben Zahnärzte, ausgebaut. Vier Nachwuchskräfte werden derzeit in der Praxis in kleinen Teams zu zahnmedizinischen Fachangestellten ausgebildet.
Rhein-Erft: Wohnungsnot betrifft auch Jugendliche
Um Fachkräfte – teils auch aus dem Ausland angeworben – zu binden, hat Zalesski unweit der Praxis einen Dreikanthof in ein Wohnheim mit fünf Plätzen umgebaut. Gerade für Berufseinsteiger sei es schwierig, in Hürth bezahlbaren Wohnraum zu finden. Dass der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ein Hindernis für Jugendliche sei, eine Ausbildungsstelle in der Region anzutreten, bestätigte auch Peter Ropertz von der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft.
Für Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, haben Ropertz, Johannes Juszczak von der Industrie- und Handelskammer Köln und die Agenturexperten eine gute Nachricht: Ein Einstieg in eine Ausbildung sei auch jetzt noch möglich. Gesucht werden vor allem angehende Kaufleute und Verkäufer, Fachkräfte für Lagerlogistik, medizinische und zahnmedizinische Fachkräfte, Friseure und Dachdecker. „Ich könnte sofort drei weitere Auszubildende einstellen“, sagte auch Zahnarzt Zalesski, der seine Praxis weiter ausbauen will.
Die beiden Kammervertreter und die Arbeitsagentur verwiesen auf zahlreiche Beratungs-, Vermittlungs- und Qualifizierungsangebote, auch für Jugendliche mit Handicap und für Betriebe, die in die Ausbildung einsteigen wollen. Jugendliche, die noch eine Ausbildungsstelle suchen, können sich unter 02251/797979 oder per E-Mail bei der Arbeitsagentur melden. Für Arbeitgeber, die noch eine Ausbildungsstelle anbieten wollen, ist die Agentur unter 0800/4555520 oder per E-Mail erreichbar.