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Wahl zur VollversammlungHürther will bei der IHK Köln für Nachhaltigkeit werben

Lesezeit 7 Minuten
Peter Zens kniet in einem Blumenfeld.

Peter Zens kandidiert erstmalig für die IHK-Vollversammlung.

Peter Zens aus Hürth kandidiert erstmalig für die IHK-Vollversammlung. Er betreibt den Erlebnisbauernhof Gertrudenhof.

Herr Zens, was bewegt Sie dazu, sich für einen Sitz in der Vollversammlung der IHK zu bewerben?

Peter Zens: Gerade in den aktuellen Zeiten finde ich es wichtiger denn je, sich aktiv in unsere Demokratie einzubringen. Und die Vollversammlung der IHK Köln ist die demokratisch gewählte Vertretung von mehr als 120.000 Betrieben hier in der Region, das ist ein unglaubliches Potenzial, mit dem so einiges bewegt werden kann, hier direkt vor Ort in und für die Region.

Was versprechen Sie sich persönlich davon?

Ich freue mich insbesondere darauf, mein Herzensthema Nachhaltigkeit, für das ich aktuell auf bundesweiter Ebene als ehrenamtliches Vorstandsmitglied von Biodiversity in good Company und als ehrenamtlicher Vorsitzender von Food for Biodiversity in Berlin aktiv bin, auch hier in der Region weiter nach vorne zu bringen. Gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen benötigen in diesem wichtigen Zukunftsthema Weiterbildungsangebote und Transformationsexperten an ihrer Seite – und wer könnte da besser unterstützen und vernetzen als die IHK?

Mit welchen Argumenten werben Sie für Ihre Wahl und was wären Ihre Ziele?

Neben dem Schwerpunktthema Nachhaltigkeit, für dass ich mich in der neuen Vollversammlung einsetzen möchte, liegt mir die stärkere Vernetzung der Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis mit der IHK Köln besonders am Herzen. Ich möchte als Sprachrohr der lokalen Unternehmen fungieren und die tollen Angebote der IHK in meinen Heimatkreis tragen. Denn nur gemeinsam können wir diese herausfordernden Zeiten meistern und die Weichen für eine zukunftsfähige Unternehmenslandschaft stellen.

Der Gertrudenhof bietet ja auch ein gastronomisches Angebot. Inwieweit wollen Sie die Belange dieser Branche vorantreiben?

Der Aufbau von Netzwerken für die inhabergeführte, lokale Gastronomie in Zusammenarbeit mit der DEHOGA ist ein weiterer wichtiger Punkt ist für mich. In Zeiten von Arbeitskräftemangel, steigenden Fixkosten und großen Digitalisierungsaufgaben müssen wir als Branche enger zusammenrücken. Nur durch Austausch und gegenseitiges Empowern können wir unsere Rolle als Gastgeber analoger Herzensorte auch in Zukunft erfolgreich weiterentwickeln und sichern. Und hier kann die IHK ein Ort und Inkubator für genau diese Austauschformate werden.

Peter Zens mit seinen Mitarbeitern Tekle Araya und Ameena Oso.

Peter Zens (M.) mit seinen Mitarbeitern Tekle Araya und Ameena Oso.

Ich schätze Sie eher als Freigeist und jemanden ein, der sich ungern in Strukturen zwängen lässt. Die IHK ist aber eine durch und durch geregelte Organisation. Wie passt das zusammen . . . und wie lösen Sie das?

Na klar hat so eine große IHK eine feste Struktur, die weniger flexibel ist, oder zumindest langsamer Prozesse und Vorgänge verändern kann, als ein agiles Unternehmen. Ich nehme die IHK Köln aber gerade sehr veränderungswillig wahr: Vieles wird auf den Prüfstein gestellt und neu gedacht, es besteht sehr viel Offenheit für neue Ideen und andere Herangehensweisen.

Dieser Veränderungswille ist nicht überall gut angekommen.

Das stimmt. Aber all diese Änderungen haben in den letzten Monaten und Jahren ja auch viele Diskussionen um die IHK Köln hervorgehoben, weil etwas bisher Gewohntes verändert wurde oder natürlich auch manchmal etwas schiefgegangen ist, was man neu gedacht hat. Aber gerade in so einem Prozess braucht es ja erfahrene Macher und Menschen mit Organisationsentwicklungserfahrung. Und wenn ich mir die Kandidatenliste zur neuen Vollversammlung anschaue, freue ich mich da über sehr viel Erfahrung und Kompetenz, die sowohl dann in der Vollversammlung als auch in den Gremien guten Input geben wird.

Wie in vielen anderen Bereichen auch ist auch die IHK stark auf Köln fokussiert. Wie wollen Sie sich Gehör für die Belange in Hürth und vielleicht auch darüber hinaus verschaffen?

Ich bin ja kein Unbekannter in Hürth und im Rhein-Erft-Kreis. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer hier aus der Region haben mich schon angesprochen zu meiner Kandidatur: Ich denke, dies ist eine große Chance, über mein persönliches Netzwerk und meine persönlichen Kontakte viele Themen aus der Region hier aufzunehmen und prominent in den Gremien der IHK zu platzieren. Wir haben auch unter der Leitung von Gero Fürstenberg eine tolle Geschäftsstelle der IHK Köln hier im Rhein-Erft-Kreis. Zudem kenne ich persönlich bereits viele andere Kölner Kandidaten zur neuen Vollversammlung: alles in allem sehe ich also reichlich gute Ansprechpartner, um Themen aus der Region aktiv mit Kölner Perspektiven zusammenzubringen und noch wichtiger: in Zukunft von Anfang an mehr zusammen zu denken.

Wie haben Sie die Spannungen zwischen der IHK Köln und der IHK NRW erlebt und wie bewerten Sie den Schritt, sich von der IHK NRW zu lösen?

Ehrlich gesagt, finde ich es immer schade, wenn innerhalb einer Organisation solche Spannungen entstehen, manchmal braucht es aber auch mal klare Worte oder ein Gewitter, damit sich Dinge wieder klären, sowie neu und besser ordnen. In meinem bundesweiten Engagement für Nachhaltigkeit arbeite ich bereits regelmäßig und intensiv mit der DIHK zusammen und würde mich freuen, wenn auch der Kontakt zur IHK NRW sich zukünftig wieder verbessern und intensivieren würde. Gleichzeitig gab es ja Gründe, warum man in Köln entschieden hat, die finanziellen Mittel, die zuvor an die IHK NRW geflossen sind, durch eigene Strukturen effizienter einzusetzen.

Was halten Sie von der Zwangsmitgliedschaft für Unternehmen in der Kammer? Ist sie noch zweckgemäß?

Eine Zwangsmitgliedschaft fühlt sich natürlich auf den ersten Blick nie gut an, aber ein wichtiger Teil der Wahrheit ist eben auch, dass die Arbeit der IHK nicht möglich wäre ohne die Mittel aus den Unternehmen. Ich würde also da eher den Anstupser an die Unternehmen geben, die nur den Beitrag zahlen und keine Angebote der IHK wahrnehmen, sich einmal gut zu informieren, was die IHK für eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet, gerade auch im Bereich der Fort- und Weiterbildung für die Mitarbeitenden, oder in der direkten Beratung, um so auch wirklich eine sehr lohnende Gegenleistung zu erhalten für einen dann vergleichsweise doch überschaubaren Beitrag.

IHK Hauptgebäude Köln

IHK Hauptgebäude Köln

Nimmt die IHK die Interessen kleinerer Unternehmen ausreichend wahr?

Ich finde gerade für kleine Unternehmen sind die Angebote der IHK eine riesengroße Chance, denn jeder der mehr als 120.000 Mitgliedsbetriebe hat in der IHK die gleiche Chance und Möglichkeit, alle Angebote zu nutzen, egal, wie klein oder groß sein Unternehmen und Mitgliedsbeitrag ist. Mir ist deshalb persönlich wichtig, gerade die kleineren Unternehmen aus der Region für die IHK zu begeistern.

Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen?

Ich kann von mir persönlich sagen, dass mir bei der Entwicklung des Gertrudenhofes die vielen Fortbildungen und Veranstaltungen der IHK Köln, die ich in den letzten Jahren besucht habe, unfassbar geholfen haben, um in den vielen Transformationsthemen, wie Digitalisierung, KI und Energie, Kompetenzen aufzubauen und Partner für Lösungen zu finden.

Wie weit darf und sollte eine Kammer sich auch politisch äußern?

Unternehmen brauchen meiner Meinung nach aktuell mehr denn je eine starke Stimme nach außen in die Politik. Aber andersherum braucht auch die Politik aktuell mehr denn je kompetenten Input direkt aus der Unternehmerschaft. Und wer, wenn nicht die IHK, kann da die Organisation sein, die in seinen Branchen- und Themen-Ausschüssen die Perspektiven und Blickwinkel der Unternehmen sammelt und bündelt und dann an die Politik adressiert?

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Politik definieren?

Ich sehe die IHK ganz klar auch als Kompetenzstelle, die in den aktuell wirtschaftlich wieder schwieriger werdenden Zeiten der Politik aktiv helfen kann, zukunftsfähige Lösungen zu finden. Ohne ein starkes Unternehmertum fehlt nicht nur unserer Region, sondern auch insgesamt in Deutschland die Grundlage für eine resiliente Volkswirtschaft, die wiederum mit ihrer Gewerbesteuer wichtigste Grundlage ist, um soziale und ökologische Themen lösen zu können.


Zur Person: Der studierte Landwirt Peter Zens hat aus dem Gertrudenhof, dem ehemals konventionellen Betrieb seiner Großeltern und Eltern, einen Erlebnisbauernhof mit Streichelzoo, Führungen und Veranstaltungen gemacht. Der Hof lockt mehr als 200.000 Gäste im Jahr auch von weither an. Zens setzt sich auf vielen Ebenen für eine nachhaltige Landwirtschaft ein.


Die Vollversammlung ist das demokratische Herzstück der IHK Köln, oder einfach ausgedrückt: „das Parlament der Wirtschaft“. In ihr sind alle wesentlichen Branchen der Wirtschaft im IHK-Bezirk (dazu gehören die Stadt Köln, die Stadt Leverkusen, der Rheinisch-Bergische Kreis, der Rhein-Erft-Kreis und der Oberbergische Kreis) in Wahlgruppen vertreten.