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Seit Monaten ProblemeSo reagiert der Chemiepark in Hürth auf Klagen über Gestank

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Auf gute Nachbarschaft ist Chemieparkbeteiber Yncoris aus und lädt regelmäßig zum Dialog ins Feierabendhaus.

Hürth-Knapsack – Die Beschwerden über Gestank in der Region haben dem Nachbarschaftsdialog des Chemieparks Knapsack eine Rekordbeteiligung beschert. Über 100 Besucherinnen und Besucher kamen ins Feierabendhaus, wo Betreiber Yncoris neben den Geruchsemissionen auch Altlasten und das Überlaufen der Kläranlage infolge des Unwetters im vergangenen Juli zum Thema machte.

Seit knapp einem Jahr häufen sich die Klagen über Geruchsbelästigungen, deren Quellen ungeklärt sind. Im Dezember wurde bei der Bezirksregierung Köln eine Koordinierungsstelle eingerichtet, in der die beteiligten Behörden, darunter das Landesumweltamt Lanuv und der Kreis, nach Verursachern suchen.

Behördentermin mit Begehung von 13 Anlagen im Chemiepark Knapsack

Im Februar habe es in diesem Zusammenhang eine Begehung von 13 Anlagen im Chemiepark gegeben, berichtete Jürgen Groborz, Leiter Standortsicherheit. Dabei seien keine Gerüche festgestellt worden. „Alle Anlagen sind gekapselt und setzen keine Stoffe frei“, so Groborz. Dass die Anlagen dicht seien, sei schon „aus Gründen des Gesundheitsschutzes“ erforderlich. Über die Behördenprüfung hinaus habe Yncoris eine „Rasterbegehung“ in Auftrag gegeben.

Auch wenn Yncoris die Verursacher des Gestanks nicht im Chemiepark sieht, sei der Betreiber stark daran interessiert, dass die Quellen gefunden würden. „Wir riechen das ja auch“, so Sprecher Thomas Kuhlow. Das Geruchsproblem belaste das Verhältnis zu den Nachbarn.

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Geschäftsleiter Christoph Kappenhagen sicherte beim Nachbarschaftsdialog Transparenz zu.

Yncoris wolle dem mit Transparenz begegnen, sicherte Geschäftsleiter Christoph Kappenhagen zu. Das gelte auch für Bodenbelastungen, über die Beate Feierabend berichtete, die bei Yncoris mit ihrem Team zuständig ist für Abfallwirtschaft und Altlasten. Die Böden in den beiden Werksteilen seien unterschiedlich belastet. Im 1906 erschlossenen Werksteil Knapsack seien mineralische Abfälle verwendet worden, um das Gelände anzugleichen. Der Werksteil Hürth entstand in den 60er-Jahren in einer ausgekohlten Grube, die mit Abraum aus umliegenden Tagebauen verfüllt wurde.

Keine Gefahr durch Wasser, das aus der Kläranlage nach Alt-Hürth strömte

Eine 30 bis 50 Meter dicke Tonschicht verhindere, dass Schadstoffe aus Schlämmen der Acetylen- und Ammoniakherstellung, Silikatschlacken aus den früheren Phosphoröfen oder Quecksilber aus dem Abraum in die Grundwasserschicht in 70 bis 80 Metern Tiefe gelangten, aus der im Wasserwerk Efferen Trinkwasser gewonnen wird, erläuterte die Geologin Patrycja Mühleisen. Mit Drainagen und Förderbrunnen werde verhindert, dass belastetes Wasser das Werksgelände verlasse.

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Nach dem Starkregen am 15. Juli 2021 war allerdings Wasser aus der übergelaufenen Kläranlage vom Werksgelände durch überflutete Straßen in Alt-Hürth geströmt. Eine Warnung des Chemieparks vor Hautreizungen hatte damals für Verunsicherung gesorgt. Messungen hätten aber ergeben, dass es sich fast nur um Regenwasser gehandelt und keine Gefahr bestanden habe, erklärte Christoph Schneiders, Leiter Standortbetrieb Anlagen. Die Produktion auf dem Knapsacker Hügel sei zu diesem Zeitpunkt bereits gestoppt gewesen. Schneiders: „Alle Analysen lagen deutlich unterhalb der Grenzwerte, mit denen wir unser gereinigtes Wasser in den Duffesbach einleiten dürfen.“