Mit Hochdruck gegen den KalkSpezialfirma macht Abwasserrohr in Knapsack frei
Hürth – Mit Hochdruck und Hochtechnologie machen seit Januar zwei Rohreinigungskolonnen das große Abwasserrohr frei, das an einer Kläranlage im Chemiepark Knapsack beginnt und in Stotzheim in den südlichen Randkanal mündet. Von Kanaldeckel zu Kanaldeckel arbeiten sich die Experten der Spezialfirma Mauerspecht aus Coswig bei Dresden gerade entlang der Frechener Straße vor. Zu sehen sind nur die großen Fahrzeuge hinter den Absperrungen am Straßenrand – die eigentliche Arbeit wird aber im Untergrund von ferngesteuerten Robotern erledigt.
5,6 Kilometer lang ist der Abwasserkanal, der 2002 im Zusammenhang mit der Ansiedlung der Papierfabrik auf dem Knapsacker Hügel gebaut und in Betrieb genommen wurde. Denn bei der Papierproduktion wird viel Wasser verbraucht, die entsprechend angestiegenen Abwassermengen aus einer der beiden Kläranlagen im Chemieparks hätte der Duffesbach nicht mehr fassen können. Rund 5,5 Millionen Euro investierte die Abwassergesellschaft Knapsack damals in den Kanal, der aus 2300 Betonrohren zusammengesetzt ist und ohne Pumpen, allein durch das natürliche Gefälle den Inhalt von umgerechnet 100.000 Badewannen am Tag in den Vorfluter Süd und von dort aus in den Rhein leiten kann.
Zweite Wartung
Damit das Wasser ungehindert fließt, muss das Kanalrohr mit einem Durchmesser von bis zu 1,20 Metern regelmäßig von Ablagerungen befreit werden. Dabei handelt es sich nach Angaben von Projektleiter Patric Holstein vom Chemieparkbetreiber Yncoris hauptsächlich um Kalk. „Alle 15 Jahre ist eine Reinigung vorgeschrieben“, sagt Holstein, „dabei wird der Kanal auch auf Schäden und Undichtigkeiten untersucht.“ Zum ersten Mal wurde das Rohr bereits 2009 gereinigt, nun läuft die zweite Wartung. „Wir sind etwas vor der Zeit“, so Holstein.
Die Reinigung des Riesenrohrs sei aufwendig und erfordere fast zwei Jahre Vorlauf, erklärt der Projektleiter. Zunächst müsse das Reinigungsverfahren geklärt werden, dann, welche Firma in Frage komme. Das Reinigungskonzept müsse mit Behörden wie der Bezirksregierung und den Wasserverbänden abgestimmt werden, auch der Kreis habe ein Wörtchen mitzureden, weil für die unterirdischen Arbeiten überirdisch Wege gesperrt werden müssen.
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Die größte Herausforderung bei der Rohrreinigung sei, „die extrem harten Ablagerungen zu lösen, ohne den Beton zu beschädigen“, sagt Patric Holstein. Das schaffen die Spezialisten aus Sachsen, indem sie von der Erdoberfläche aus Roboter per Joystick durch den Kanal steuern, die die Ablagerungen mit scharfen Wasserstrahlen und einem Höchstdruck von 1500 bar regelrecht „wegschießen“. Der Wasserstrahlroboter ist neben der in alle Richtungen schwenkbaren Reinigungsdüse auch mit Scheinwerfern und einer Kamera ausgestattet, damit die Fachleute den Überblick behalten. „Die fahren nicht blind durch den Kanal“, so Holstein. „Die Spezialisten sehen, was sie tun.“
Auch wenn die Roboter gut vorankommen, braucht die Reinigungsaktion ihre Zeit. Voraussichtlich noch bis Ende Juni werden sich die beiden Teams ihren Weg durch Hürth bahnen.