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Türkei-WahlHürther ärgert sich über Passierschein vom türkischen Konsulat

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Auf dem Foto ist Jürgen Wiedenau zu sehen. Er hält die rote Durchfahrtsgenehmigung vom Konsulat, die er in seinem Briefkasten gefunden hat, in seiner Hand.

Jürgen Wiedenau ist irritiert über die Durchfahrtsgenehmigung vom Konsulat, die er in seinem Briefkasten gefunden hat.

Das Dokument mit dem Emblem des türkischen Generalkonsulats soll Nachbarn die Durchfahrt ermöglichen. Jürgen Wiedenau ist irritiert.

Die Wahlen in der Türkei haben in den vergangenen Wochen zu viel Verkehr rund um das türkische Generalkonsulat geführt. Denn auch im alten Rathaus an der Luxemburger Straße, seit 1984 Dienstsitz des Generalkonsuls der Republik Türkei, haben mehrere Zehntausend Türken ihre Stimme abgegeben.

Um zu verhindern, dass das Umfeld des Konsulats, das keine eigenen Parkplätze hat, zugeparkt wird, hat die Stadt auch Straßen gesperrt. Doch ein Detail der Verkehrsregelung sorgt für Unmut bei Anwohner Jürgen Wiedenau.

Unter „Genehmigungsbehörde“ ist das Konsulatssiegel aufgestempelt

Wiedenau wohnt seit 48 Jahren nur einen Steinwurf vom alten Rathaus entfernt. Vor der Wahl fand der 75-jährige frühere Oberbrandmeister der Werkfeuerwehr in Knapsack ein laminiertes Dokument mit dem Emblem des türkischen Generalkonsulats in seinem Briefkasten, das ihn als Anwohner der Kölnstraße ausweisen und an der Absperrung freie Durchfahrt sichern soll. Gültig ist der Durchfahrtsschein laut Aufdruck bis zum 25. Mai, dem letzten Tag der Stichwahl im Ausland. Unter „Genehmigungsbehörde“ ist das Konsulatssiegel aufgestempelt.

Wiedenau stößt der Schein sauer auf: „Warum brauche ich eine Erlaubnis des türkischen Generalkonsuls, um in Hürth zu meiner Garage zu kommen?“

Das Foto zeigt eine Menschenschlange vor dem türkischen Konsulat in Hürth.

Der Andrang vor dem türkischen Generalkonsulat war groß. Für die Stichwahl dürften wieder viele in Deutschland lebende Türken ihre Stimme abgeben.

Der für das Ordnungsamt zuständige Beigeordnete der Stadtverwaltung, Jens Menzel, stellt auf Nachfrage klar: „Das Ordnungsamt hat die Straßen zum Schutz der Anwohner gesperrt, das war nicht das türkische Generalkonsulat.“ Beim Durchfahrtsschein, den das Konsulat an die Anwohner in den gesperrten Straßen verteilt habe, handele es sich auch nicht um ein amtliches Dokument.

Vielmehr habe der Konsul der Stadt Unterstützung bei der Umsetzung des Verkehrskonzepts zur Wahl angeboten. Unter anderem habe das Konsulat einen Shuttlebus von einem Parkplatz im Gewerbegebiet Kalscheuren eingesetzt, erklärt Menzel.

Man muss diesen Schein als Service für die Anwohner verstehen.
Jens Menzel

Außerdem habe das Konsulat auch Mitarbeiter abgestellt, die das Ordnungsamt bei der Verkehrsüberwachung an den Absperrungen unterstützt hätten. „Man muss diesen Schein als Service für die Anwohner verstehen“, so Menzel. „Selbstverständlich wäre man auch mit seinem Personalausweis durchgelassen worden. Aber so war es eben einfacher.“

Jürgen Wiedenau ärgert es dennoch, dass er sich einen Passierschein mit Halbmond und Stern hinter die Windschutzscheibe legen solle. „Dass das Konsulat die Verteilung übernommen hat, ist ja okay“, findet der Anwohner. „Aber die Durchfahrtsscheine hätten vom Ordnungsamt kommen müssen.“