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Neues In-Extremo-AlbumMichael Rhein spricht über die Band-Pläne in der Corona-Krise

Lesezeit 4 Minuten

Michael Rhein, der Frontmann der populären Mittelalter-Band, lebt seit Jahren im Rhein-Erft-Kreis, zunächst in Kerpen, jetzt in Bergheim.

  1. Die Mittelalter-Rockband In Extremo veröffentlicht am heutigen Freitag ihr neues Album „Kompass zur Sonne“.
  2. Eigentlich sollte das Album schon im März erscheinen, doch die Corona-Krise warf alle Pläne über den Haufen.
  3. Im Gespräch verrät er, wie es nun für In Extremo weitergehen soll und was Fans vom neuen Album erwarten können.

Rhein-Erft-Kreis – Michael Rhein hat für den Besuch Cappuccino vorbereitet, aber ansonsten nicht viel Zeit. Gleich steht das nächste Interview an, per Video-Konferenz. „Ich habe eine Liste, das geht Schlag auf Schlag weiter bis 16 Uhr“ erzählt Rhein (55), Sänger der international erfolgreichen Mittelalter-Rockband In Extremo, der in Bergheim wohnt.

Am heutigen Freitag, 8. Mai, erscheint das neue Album der Band „Kompass zur Sonne“, deshalb ist Rhein in diesen Tagen bei Musikjournalisten ein besonders gefragter Mann. Die Promotion-Kampagne läuft, aber diesmal ist alles anders: „Normalerweise treffen wir uns mit den Journalisten, doch das ergibt ja heutzutage keinen Sinn.“ Also gibt er Auskunft in Videokonferenzen.

Bandjubiläum sollte auf Burg Satzvey gefeiert werden

Hauptsache das neue Album, das eigentlich schon Ende März veröffentlicht werden sollte, kann endlich erscheinen. „Es steckt ein Jahr Arbeit drin“, erklärt der Sänger. Der Termin Ende März musste abgesagt werden, weil zu diesem Zeitpunkt alle Läden zu hatten.

Inzwischen sind die Corona-Regeln gelockert, der Einzelhandel läuft wieder an. Das neue Album ist Michael Rhein gerade wegen der Corona-Sondersituation noch wichtiger als sonst: „Wir legen alle unsere Kraft hinein, Konzerte gibt es ja im Moment nicht.“

Die geplante Tournee zum Album musste verschoben werden, zunächst mal auf den Herbst. „Fast alle Konzerte waren schon ausverkauft“, erzählt Rhein. Am vergangenen Samstag wäre In Extremo eigentlich im Kölner Palladium aufgetreten – wie immer vor vollem Hause.

Mehr als 1000 Auftritte

1995 hat sich die Band In Extremo (Zu guter Letzt) formiert, deren Musik dem Mittelalter-Rock zugeordnet wird. Mit mehr als 1,5 Millionen verkauften Tonträgern ist sie kommerziell erfolgreich und hat schon mehr als 1000 Auftritte absolviert. Ihre Musik zeichnet sich dadurch aus, dass sie altertümliche Instrumente wie Dudelsack und Zither mit Rockgitarren und Schlagzeug verbindet. Auch Melodien und Texte aus dem Mittelalter bauen die Musiker in ihre Stücke ein.

Michael Rhein, den Sänger und Frontmann der BerlineBand, verschlug es aus familiären Gründen in den Rhein-Erft-Kreis. Erst lebte er in Kerpen, seit ein paar Jahren ist er auf einem ehemaligen Bauernhof in Bergheim zu Hause.

Mit dem neuen Album „Kompass zur Sonne“ hat die Band ihr 13. Studioalbum vorgelegt. Einer seiner Vorgänger mit dem Titel „Quid pro quo“ schaffte es 2016 auf Platz 1 der deutschen Albumcharts. (wm)

Die Musiker der Band, die ihren Sitz in Berlin hat, wissen nicht, wann sie wieder auf der Bühne stehen dürfen. Am 19. September soll das 25-jähriges Bandjubiläum auf Burg Satzvey in der Eifel gefeiert werden, gemeinsam mit rund 4500 Fans. „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es stattfindet“, sagt Michael Rhein.

Jedes Jahr geht In Extremo eigentlich auf Tour. Große Festivals im In- und Ausland, Auftritte vor mittelalterlichen Burgen gehören zum Programm: Doch gerade solche Großveranstaltungen sind wegen Corona noch auf lange Sicht verboten. „Wir haben deshalb überlegt, ob wir kleine Clubkonzerte vor 100 Leuten planen sollen“, sagt Rhein. Doch der Aufwand sei zu hoch. „Da fährst du richtig Miese ein.“ Neben den sieben Bandmitgliedern gehören schließlich auch noch Techniker, Tourmanager oder Merchandiser zur Crew – insgesamt mehr als 20 Leute. Also plant die Band vorerst keine Tour.

Darum geht es im neuen Album

Das neue Album gibt es in mehreren Formaten: als Standard-CD, für Plattenfreunde auch auf Vinyl, eine „Deluxe Edition“ und eine „Fan Box“. Die erste Single „Troja“ ist schon im Januar ausgekoppelt worden und auch als Video zu sehen. „Dabei geht es um eine reiche Frau, die den Hals nicht voll bekommt“, erzählt Rhein . „Das ist zeitlos.“ Mit dem Song „Lügenpack“ wolle man Flagge zeigen gegen Rechtsextreme, die sich wieder auf der Straße trauten.

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Rhein ist in Thüringen geboren und dort aufgewachsen. Als nichtangepasster Musiker hat er schon zu DDR-Zeiten mal eine Nacht im Knast verbracht, weil den Staatsorganen seine Texte und seine Bühnenpräsenz nicht gefiel. Das Video zum Titelsong des Albums „Kompass zur Sonne“ will er dennoch nicht darauf bezogen wissen. Es zeigt die Bandmitglieder, wie sie aus einem Gefängnis ausbrechen. Das Video sei vielmehr eine Hommage an den Steve-McQueen-Film „Gesprengte Ketten“. Es gehe um das Thema Freiheit. „Wir wollen damit ein positives Signal senden.“