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InterviewKreisdechant Brennecke und Superintendant Seiger über ein besonderes Fest

Lesezeit 4 Minuten

Für die Kirchen, hier St. Kunibert in Erftstadt, bedeutet Corona ebenfalls eine große Herausforderung.

  1. Sonst sind die Kirchen an Weihnachten voller als an jedem anderen Tag.
  2. Wir haben mit Kreisdechant Achim Brennecke und Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd, über dieses besondere Weihnachten gesprochen.
  3. Lesen Sie hier, was beide Seiten zu den Herausforderungen für die Kirchen sagen und was sie von abgesagten Gottesdiensten halten.

Rhein-Erft-Kreis – Corona stellt die katholische und evangelische Kirche vor Weihnachten vor große Herausforderungen. Wegen des Lockdowns sind bereits einige Gottesdienste abgesagt worden. Kreisdechant Achim Brennecke und Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd, beantworten die Fragen von Andreas Engels und Niklas Pinner.

Weihnachten sind die Kirchen voll. In diesem Jahr wird das aufgrund der Hygiene- und Abstandsauflagen anders sein. Wie kann man dennoch stimmungsvolle Gottesdienste feiern?

Msgr. Achim Brennecke: Seit Beginn der Pandemie begleitet mich der Satz: „Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.“ Ich möchte ein großes Lob an alle Mitmenschen aussprechen, die in unseren Kirchen, aber auch in anderen Religionsgemeinschaften, in Vereinen und Gruppierungen ungezählte Ideen entwickelt haben, um in dieser Zeit Nähe zum Nächsten zu zeigen. Neben den vielen Gottesdiensten zu Weihnachten wird es durch Übertragung einzelner Gottesdienste und durch vorbereitete Hausgottesdienste stimmungsvolle Gottesdienste geben.

Dr. Bernhard Seiger: Die Gottesdienste werden vermutlich deshalb stimmungsvoll sein, weil alle um die außergewöhnliche Lage wissen und man dankbar ist, überhaupt – mit Abstands- und Hygieneregeln – zusammenkommen zu können. Wir alle haben anstrengende Monate hinter uns und sind aufnahmebereit für Trost, Raum zum Innehalten und Zeichen der Verbundenheit. Ich denke, dass insbesondere die neuen Draußen-Gottesdienste, die einige Gemeinden feiern, eine ganz besondere Atmosphäre bieten werden, die in Erinnerung bleibt. Etwa in dem Sinn: Unbehaust – bei Wind und Wetter – sind wir doch geheimnisvoll geborgen wie die Hirten draußen am Stall von Bethlehem.

Wie wichtig ist es, dass man zum Gottesdienst persönlich zusammenkommt?

Brennecke: Bekanntlich sind von Jesus die Worte überliefert: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt. 18,20). Dies gilt für die Gottesdienste in unseren Kirchen, aber auch im Freien sowie bei Haus- und Übertragungsgottesdiensten. Auch wenn ich allein bin, darf ich mich über Fernsehen, Radio und Internet in einem Weihnachtsgottesdienst als Teil der Gemeinde eingebunden fühlen, das Kreuzzeichen machen und ein „Amen“ als Anteil meiner Beteiligung sprechen.

Seiger: Die persönliche Begegnung mit vertrauten Menschen ist wohltuend und wärmend. Aber die meisten Weihnachtsgottesdienste werden eher zuhause digital, am Fernseher oder Radio erlebt werden. Da fehlt vielen, die sonst gerne an Heiligabend in die Kirche kommen, ganz bestimmt etwas Wichtiges. Aber die Botschaft der Nähe Gottes ist auch zuhause erlebbar. Ich stelle mir vor, dass sehr viele Menschen diese besonderen Weihnachtsstunden – digital verbunden mit anderen – sehr bewusst „zuhause“ gestalten.

Haben Sie Verständnis für Gemeinden, die alle Gottesdienste abgesagt haben?

Brennecke: Die Gestaltung der Weihnachtstage fordert alle christlichen Gemeinden heraus. Vorrangig ist, dass wir alle die aktuellen Corona-Bestimmungen beherzigen und gleichzeitig die Botschaft des menschgewordenen Gottessohnes verkünden und feiern. Gott wird Mensch, er ist einer von uns Menschen geworden und hat uns seine Kreativität in die Wiege gelegt. Mit dieser Kreativität gilt es, das Weihnachten 2020 zu gestalten – mit Gottesdiensten, in Kirchen, auf Plätze im Freien, bei häuslichen Feiern und über die Medien. Gleichzeitig habe ich Verständnis für Gemeinden, die aus verständlichen Gründen Gottesdienste absagen.

Seiger: Ja, die Absagen präsenter Gottesdienste verstehe ich. Ich erlebe in unseren Presbyterien, den Leitungsgremien, durchweg viel Ernsthaftigkeit im Abwägen von Verantwortung für die Gesundheit und der Nähe zu den Menschen vor Ort. Es sagt übrigens keine Gemeinde die Gottesdienste ab! Sie werden in anderer Form gefeiert, es gibt überall digitale Angebote und Gottesdienste mit den vertrauten Personen, die man auf dem Tablet sehen oder auch am Telefon hören kann.

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Können Sie Beispiele für besonders kreative Lösungen im Kirchenkreis nennen?

Brennecke: Hier möchte ich einige Ideen aus dem südlichen Teile unseres Kreises erwähnen: Ein Weihnachtssingen zu Heiligabend im Stadtgebiet Brühl. „Stille Nacht, Heilige Nacht“ soll um 21 Uhr in ganz Brühl erklingen. Die Kirchen und die Stadt Brühl rufen alle Brühler auf, gemeinsam zu singen, vor ihren Haustüren, dazu werden alle Brühler Glocken läuten.

Seiger: Ja, es gibt mehrere Gemeinden mit dem Angebot „Weihachten to go“, also Tüten mit Weihnachtsgottesdiensten, die man abholen kann, so in Brühl und Lechenich. Die Kirchen sind fast überall geöffnet, so dass man einzeln die Krippen und den Weihnachtsbaum auf sich wirken lassen und oft auch etwas mitnehmen kann.