Bekenntnis zu Manheimer KircheAktionstag bringt Leben ins verlassenes Dorf
Morschenich/Kerpen – „Ort der Zukunft“ steht auf dem Ortsschild von Morschenich geschrieben. Die Denkmalpfleger des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) hatten zum Denkmalpflegetag unter dem Titel „Zurück in die Zukunft“ in die entwidmete Pfarrkirche St. Lambertus geladen. Die ganztägige Tagung in voll besetzter Kirche brachte ungewohntes Leben in den Ort.
Kaum vorstellbar ist die Zukunft des gott- und weitgehend menschenverlassen wirkenden Umsiedlungsortes. Anders als in Manheim-alt wurden hier nur wenige Häuser abgebrochen, die bauliche Struktur blieb erhalten. Da der Ort nach dem vorgezogenen Kohleausstieg nun doch nicht im Tagebau untergehen wird, machen sich Vertreter des LVR, der Kommunen, des Landeswirtschaftsministeriums, der Anrainerkommunen, der beteiligten Hochschulen, der Politik, des Tagebaubetreibers und vereinzelte Bürger Gedanken über die Zukunft.
Georg Gelhausen (CDU), Bürgermeister von Merzenich, sprach vom „bergbaukulturellen Erbe“, das es zu erhalten gelte. „Abriss und Neubau wäre einfacher, aber das wollen wir nicht“, sprach er für den Gemeinderat. „Bauen im Bestand“ heiße die Devise. Möglichst viel soll erhalten werden, wenn auch moderat an heutige Maßstäbe angepasst. So sollen die gewachsenen Ortsstrukturen „CO2 -neutral reaktiviert“ werden. Ein Anfang sei mit der Agro-PV-Anlage gemacht. Die Rede ist von aufgebockten Solarzellen, unter denen Landwirtschaft möglich ist.
Morscheinch wird „kein Museumsdorf“
Zu dokumentieren sei die Ortsgeschichte des als fränkisches Straßendorf gegründeten Ortes und die Geschichte des Strukturwandels. Dennoch „wird Morschenich kein Museumsdorf werden“, betonte LVR-Wissenschaftler Ralf Liptau.
LVR-Landeskonservatorin Andrea Pufke betonte, dass man „neu hinschauen muss“, was das Dorf zu bieten habe und wie es zu entwickeln sei. Dazu haben Hochschulteams den Bestand erforscht und dokumentiert. „Vieles sieht vielleicht schäbig aus nach Jahren des Leerstands, aber dennoch kann die Substanz noch gut sein“, sagte Pufke. Denkbar sei auch, dass umgesiedelte Morschenicher in ihr Dorf zurückkehrten, wenn sie das wünschten. „Aber erst mal wird nur gesponnen.“ Morschenich stehe bei der Tagung im Fokus, aber auch andere Umsiedlungsplätze seien betroffen.
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Ein Bekenntnis legte sie zur Pfarrkirche im Nachbarort Manheim ab. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass sie als Veranstaltungsort und Kristallisationsort für Erinnerung erhalten bleibt.“ Dem pflichtete Susanne Harke-Schmidt am Rande der Tagung bei. Die Vorsitzende der Kerpener Heimatfreunde und Stadtarchivarin sagte, dass es „aus der Kerpener Politik noch kein Dementi dazu gab“.
Ob die Kirche am künftigen Seeufer als nahezu letztes Gebäude der alten Ortslage stehen bleiben kann, hängt von der weiteren Planung des Tagebaus und der Folgelandschaft ab.