Corona-Demo trifft auf MahnwacheHunderte Menschen versammelten sich in Kerpen
Rhein-Erft-Kreis/Kerpen – Gleich zwei Demonstrationen rund um das Thema Corona gab es am Montagabend am Kerpener Rathaus. Auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude trafen sich um 18 Uhr Impfkritiker und „Querdenker“ zu einer angemeldeten Demonstration, die – wie schon die Montage zuvor – mitten durch Kerpen führte.
Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dem Aufruf zur Demo gefolgt, für die die Organisation „Freiheitsboten Kerpen“ rund 350 Teilnehmer angemeldet hatte. „Uns geht es um eine liebevolles Miteinander und um eine freie Impfentscheidung“, sagte die Versammlungsleiterin, die nicht mit Namen genannt werden wollte.
Kerpener Versammlungsleiterin: „Keine Gesinnungsprüfung"
Man mache dabei aber keine „Gesinnungsprüfung“, ob auch Rechtsradikale mitliefen. Auf der Vorderseite des Rathauses hatten die Kerpener Piraten zu einer Mahnwache für die Corona-Toten geladen, die auch als Gegenveranstaltung zur Demonstration der Impfskeptiker geplant war. Rund 100 Menschen – darunter auch von SPD und Grünen – versammelten sich.
Alessa Flohe, Stadtverordnete der Piratenpartei, erinnerte nicht nur an bislang rund 114 000 Corona-Tote in Deutschland und lobte Pflegekräfte, Polizei und Ordnungsamtsmitarbeiter für ihre Arbeit in der Pandemie. Sie kritisierte auch die „Montagsdemonstration“ auf der anderen Seite des Rathauses.
Piraten-Kerpen: „Analogie ist geschichtsvergessen"
Denn unter dem Titel „Montagsdemonstrationen“ sei man in der ehemaligen DDR auf die Straße gegangen und habe gegen den Staat protestiert. Hier eine Analogie herstellen zu wollen, sei „geschichtsvergessen“. „Die DDR war vor allem eines: ein Unrechtsstaat, in dem Meinungs- und Versammlungsfreiheit nicht viel zählten. Und das genaue Gegenteil von der Republik, in der wir heute leben.“
Mit dem Format „Freiheitsboten“ wollten Rechtsextreme und „Verschwörungstheoretiker“aus der Pandemie einen Vorteil ziehen und andere Menschen instrumentalisieren. Dies dürfe man nicht zulassen.
Veranstaltungen in Kerpen blieben friedlich
Beide Veranstaltungen blieben auch dann friedlich, als die Impfskeptiker schließlich an der Vorderseite des Rathauses vorbei in Richtung Nordring zogen – nur wenige Meter an der Mahnwache vorbei. Peter Abels, Fraktionsvorsitzender der Grünen, kritisierte die politischen Kräfte in der Stadt, die nicht an der Mahnwache teilgenommen hatten – etwa Mitglieder der CDU. Diese habe auch einen gemeinsamen Appell von SPD, Grünen, Linken, UWG und Piraten nicht unterschreiben wollen, in dem dazu aufgefordert wurde, die „Montagsdemonstration“ zu meiden. Abels: „Ich finde es schade, das hier in Kerpen nicht überparteilich gemeinsam agiert wird.“ In anderen Städten – etwa in Erftstadt – sei dies anders.
Klaus Ripp, Fraktionsvorsitzender der CDU, erklärt dies so: Man wolle als CDU jede weitere „Polarisierung“ in der Gesellschaft vermeiden. So habe man an der Mahnwache nicht teilgenommen, weil diese – schon aufgrund derselben Uhrzeit – als Gegendemonstration zu den „Montagsspaziergängen“ konzipiert sei. Man dürfe die Teilnehmer der „Montagsdemonstration“ aber nicht in die „rechte Ecke“drängen. Es sei offen, inwieweit diese von rechten Kräften „unterwandert“ seien.
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Zudem störe ihn in diesem Zusammenhang auch eine von eher linken Politikern praktizierte „Doppelmoral“, sagte Ripp. So hätten bei den Demonstrationen rund um den Hambacher Forst auch immer wieder mal linksextreme Kräfte mitgemacht, ohne dass sich dagegen etwa die Kerpener Grünen positioniert hätten.
Auch in anderen Kommunen im Kreis kam es zu Demonstrationen von Impfskeptikern. Laut Polizei nahmen daran in Bedburg 30 Menschen teil, in Bergheim 100, in Erftstadt 285, in Frechen 100, in Hürth 65, in Pulheim 110 und in Wesseling 40. Lediglich die Demonstrationen in Erftstadt, Wesseling und Kerpen waren ordnungsgemäß angemeldet.