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Wieder neue Corona-RegelnGastronomen in Rhein-Erft fürchten Umsatzeinbußen

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Noch ist das „Café Extrablatt“ in Bergheim gut besucht. Betriebsleiter Ben Toumai fürchtet, dass sich das mit 2G-plus ändert.

Rhein-Erft-Kreis – „Den Kopf in den Sand zu stecken ist keine Lösung.“ Karin Will neigt nicht zum Jammern. Die Gastronomin, die in Lechenich am Markt das Café und Bistro „Will-kommen“ betreibt, hat eine Hoffnung: dass nämlich die Geboosterten, also die Leute, die dreifach geimpft sind, den zweifach geimpften und getesteten gleichgestellt werden. „Dann sehe ich es nicht ganz so schlimm“, sagt sie. Denn in Lechenich gebe es eine hohe Quote an Geboosterten.

Und sie hofft, dass Außen- und Innengastronomie nicht gleich behandelt werden. Dann könne sie, sobald das Wetter ein bisschen besser werde, die Terrasse öffnen. Sicher sei es besser, wenn Menschen kontrolliert in Restaurants und Cafés zusammenkämen als unkontrolliert im Keller. Wenn aber die Wirte außer Impfpässen und Ausweisen auch noch Tests kontrollieren müssten, frage sie sich: „Wie sollen wir das alles leisten?“

Wenn die Regeln zu streng werden, will Karin Will wieder ausschließlich Essen zum Mitnehmen anbieten und auf ihren Weinhandel setzen. Und auf das Fischgeschäft, dass sie an der Bonner Straße eröffnet hat. „Oder mal zwei Wochen Betriebsferien machen“, sagt sie. Um gleich hinterherzuschieben: „Aber wovon, wenn man seit zwei Jahren so wenig Umsatz macht?“

„Kulisse“ in Wesseling: Speisekarte verkleinert

Beate Hellwig, Betreiberin der „Kulisse“ in Wesseling, fürchtet durch die Einführung der 2G-plus-Regelung noch stärkere Umsatzeinbußen als bisher schon. Um vorbereitet zu sein und die Einbußen zumindest einzudämmen, habe sie bereits ihre Speisekarten verkleinert. „Anstatt wöchentlich wechselnder Gerichte bleibt die Mittagskarte jetzt fest. Ich muss schließlich alles, was auf der Karte steht, frisch da haben. Und wenn es nicht gegessen wird, muss ich die Vorräte wegschmeißen, dann wieder neu einkaufen.“ Es sei ein Teufelskreis.

Sie vermutet, dass gerade die Gäste, die sonst oft in der Mittagspause kämen, sich vor dem Essen nicht noch zusätzlich jedes Mal testen lassen würden. „Und es stellt sich auch die Frage, wer sich denn extra noch testen lässt, um abends noch mal eben ein Bier trinken zu gehen? Eigentlich hat die Regierung mit 2G-plus auch einen indirekten Lockdown beschlossen.“ Hellwigs Bedenken kommen nicht von ungefähr. Am Wochenende habe sie mit Gästen gesprochen, die verkündet hätten, vor der neuen Regelung nochmal richtig Essen gehen zu wollen. Danach würde man sie wohl erst einmal nicht mehr sehen. „Nach außen hin klingt es natürlich erstmal gut, wenn die Regierung sagt, wir machen dieses Jahr keinen Lockdown“, sagt Hellwig, ob es sich für Gastronomiebetriebe jedoch langfristig lohnt, geöffnet zu bleiben, sei nicht sicher. „Ich hätte lieber einen richtigen Lockdown für ein paar Wochen, um dann zu schauen wie es weitergeht.“

Rhein-Erft-Kreis: Gäste sind kooperativ

Ralph Trunz, Geschäftsführer der Gaststätte „Alter Bahnhof“ in Frechen, sieht die 2G-plus-Regel gar nicht so kritisch: „Diese Regelung ist in der jetzigen Situation wahrscheinlich sinnvoll“, sagt er. Die Gäste seien in der Regel sehr kooperativ und zeigten große Verständnis für die Maßnahmen. Viele hätten sich mittlerweile daran gewöhnt, am Eingang Impfnachweis und Personalausweis zu zeigen. Der Aufwand für die Kontrollen steige natürlich, wenn künftig zusätzlich der Nachweis über einen negativen Corona-Test oder über eine Booster-Impfung überprüft werden müssten. „Ich werde also weiterhin den Türsteher geben müssen“, scherzt Trunz. Denn die Kontrollen sind Chefsache. Diese Aufgaben übernehmen meist Ralph Trunz oder sein Bruder Thomas, die gemeinsam das Restaurant führen.

Sind keine Umsatzeinbußen zu befürchten, wenn die Regeln jetzt noch strenger werden? „Einbußen haben wir ja schon seit zwei Jahren“, sagt Trunz. Er ist optimistisch, dass die Kunden die neuen Regeln annehmen werden – schließlich dienten sie ja auch zu deren Sicherheit. Im Vorteil seien vielleicht auch Restaurants, die etwas Besonderes zu bieten hätten: „So wie unser selbst gebrautes Bier oder unsere großen Portionen.“

Bergheimer „Extrablatt“: Angst und Verunsicherung

Im „Extrablatt“ in der Bergheimer Fußgängerzone waren am Montagmittag mehr als die Hälfte der Tische belegt. Weniger als zu normalen Zeiten.„Ich fürchte, dass das jetzt noch weniger wird, wenn 2G-plus gilt. Viele, die so schnell keinen Boostertermin bekommen, machen sich vielleicht nicht die Mühe, sich etwa für einen Kaffee vorher beim Testzentrum anzustellen“, sagt Betriebsleiter Ben Toumai (39).

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„Auch für Mittag- oder Abendessen greifen viele dann wohl lieber auf einen Lieferservice zurück.“ Viele Kunden hätten Angst oder seien durch die ständig wechselnden Regelungen verunsichert, vermutet er. „Ich weiß nicht, wie lange die Gastronomiebetriebe das noch durchhalten können.