Die Berufsfeuerwehr Kerpen richtet einen deutlichen Appell an die Öffentlichkeit: „Stopp! Keine Gewalt gegen Einsatzkräfte!“, lautet ihr Aufruf.
Gewalt gegen EinsatzkräfteFeuerwehr Kerpen fordert Respekt ein
Die Gewalt gegen Rettungskräfte nimmt zu. Mit einem ungewöhnlichen und emotionalen Appell hatte sich daher die Berufsfeuerwehr Kerpen nach den jüngsten Übergriffen an Silvester an die Öffentlichkeit gewandt – denn Exzesse wie in Berlin und anderen Großstädten erleben die Helfer in der einwohnerstärksten Stadt des Rhein-Erft-Kreises auch, wenngleich in abgeschwächter Form. Der Appell auf der Facebookseite der Feuerwehr Kerpen war eindeutig: „Stopp! Keine Gewalt gegen Einsatzkräfte!“
Die Resonanz war überwältigend. Bis Donnerstag war der Beitrag 855-mal geteilt worden, 846 Leser signalisierten mit dem nach oben zeigenden Daumen ihre Zustimmung. Und aus mehr als 50 Kommentaren spricht die klare Aussage, dass die Rettungskräfte nicht allein sind. So schreibt beispielsweise Walter Grehl: „Alle Rettungskräfte verdienen unseren größten Respekt. Irgendwann sind wir alle einmal darauf angewiesen und können dann froh sein, wenn überhaupt noch jemand diese Dienste versieht.“
Balsam auf die Wunden des Leitungsteam der Kerpener Feuerwehr
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Sabine Hogreve: „Ich persönlich bin so heilfroh, dass es immer noch Menschen gibt, die im Rettungswesen oder ähnlichen wichtigen Berufen arbeiten und nicht aufgrund der Vorkommnisse der Vergangenheit die Flinte ins Korn werfen und einen anderen Beruf ergreifen.“
Für das Leitungsteam der Feuerwehr Kerpen, bestehend aus André Haupts, Manfred Reuter und Oliver Greven, müssen solche Kommentare wie Balsam auf den Wunden erscheinen. „So ein positives und überwältigendes Feedback erfreut und motiviert all unsere Einsatzkräfte wirklich sehr – sowohl ehren- als auch hauptamtliche.“
Feuerwehr möchte auf das Fehlen von Respekt aufmerksam machen und sensibilisieren
Zeitgleich zeige sich darin, dass der Anteil der gewaltbereiten Personen, auch wenn die Intensität und Häufigkeit leider zugenommen hat, „glücklicherweise weiterhin den deutlich kleineren Teil innerhalb der Bevölkerung darstellt.“
Mit ihrem Beitrag, der nicht nur von den Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch von anderen Feuerwehren, Rettungsdiensten und Einsatzkräften geteilt und weiterverbreitet worden sei, wollten die Kerpener eigenen Angaben zufolge auf diese Problemstellungen aufmerksam machen und sensibilisieren.
Es seien eben nicht nur die erschreckenden Bilder aus dem fernen Berlin in der Silvesternacht, sondern auch konkrete und wiederkehrende Vorfälle in Kerpen und vielen anderen Kommunen bei alltäglichen Rettungsdienst- und Feuerwehreinsätzen.
Mit breitem gesellschaftlichen Konsens einer Minderheit gegenübertreten
Gemeinsam und mit Unterstützung der Politik müssten Einsatzkräfte dieser Entwicklung entschieden entgegentreten, „damit sich auch in Zukunft noch Menschen bewusst dazu entscheiden, diesen schönen und einzigartigen Beruf auszuüben beziehungsweise dieses erfüllende Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr zu übernehmen.“
Nur mit einem breiten gesellschaftlichen Konsens und mit einer lauten Stimme „können wir gemeinschaftlich bewirken, dass wir auch in Zukunft unseren Job machen können, ohne geschlagen, getreten, bespuckt oder beleidigt und bedroht zu werden.“
Hinter jeder Einsatzkraft stecke ein Mensch
Bereits seit Jahren erstattet die Feuerwehr Kerpen bei allen Ereignissen von verbaler und körperlicher Gewalt ohne Einschränkung Anzeige.
Es dürfe keinesfalls zur Normalität werden oder gar Akzeptanz gewinnen, dass Einsatzkräfte, deren Aufgabe es ist, Menschen in Not zu helfen, Ziel von Angriffen und Beleidigungen werden, fordern Haupts, Reuter und Greven. „Hinter jeder Einsatzkraft steckt ein Mensch!“