Große Brände und Einsätze, die über Monate in Atem hielten – Feuerwehr und Polizei rückten auch im Jahr 2022 zu vielen Einsätzen aus. Ein Rückblick.
Straftaten in Rhein-ErftEin Rückblick zu Einsätzen von Polizei und Feuerwehr in 2022
Januar
Der Feuerteufel in Frechen hat wieder gezündelt. Seit Monaten hält er die Feuerwehr und Polizei in Atem. 55 Mülltonnen-Brände in der Innenstadt gingen auf sein Konto, teilt die Polizei mit. Mit Plakaten und Bildern aus der Überwachungskamera versuchen die Ermittler, dem Täter auf die Spur zu kommen. Auch eine Tätergruppe wird nicht ausgeschlossen. Im März bricht die Brandserie ab. Ermittelt wird niemand.
Drogen, darunter 130 Kilogramm Marihuana und 20 Kilogramm Haschisch, im Wert von 1,4 Millionen Euro stellt der Zoll Ende Januar in Kerpen-Horrem sicher. Die Beamten haben die Täter schon längere Zeit im Visier. Bei der Übergabe in einer Lagerhalle klicken die Handschellen. Unter den Drahtziehern soll auch ein Elsdorfer sein.
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Februar
Das Abtei-Gymnasium und das Dorf Glessen in Bergheim trauern um einen 16-jährigen Jungen, der nach der Schule nicht mehr nach Hause kam. Nach einer mehrtägigen Suchaktion wird der Jugendliche schließlich in einem Biotop bei Glessen leblos aufgefunden. Nach Erkenntnissen der Polizei beging er Suizid. Die Bewohner von Glessen sowie Schüler, Schülerinnen und Lehrpersonal sind schockiert.
März
In Hürth-Kalscheuren stirbt ein 66-jähriger Mann bei einem Wohnungsbrand an der Ursulastraße. Die Feuerwehr entdeckt den Mann in seiner Hochparterre-Wohnung. Alle anderen Bewohner des Mehrfamilienhauses konnten sich an dem Abend rechtzeitig in Sicherheit bringen, auch wenn einige nur noch Zeit hatten, eine Decke mitzunehmen. Die Feuerwehr Hürth konnte den Brand schnell löschen.
In Königsdorf wird am 30. März die S 19 gestoppt, weil ein verdächtiger Koffer im Abteil steht. Die Bahn sperrt die Strecke, es kommt zu zahlreichen Ausfällen im Nah- und Fernverkehr. Die Polizei stellt fest, dass in dem Koffer nur Kleidungsstücke sind.
April
Mit hydraulischen Geräten befreit die Feuerwehr Brühl auf der Autobahn 1/61 am Bliesheimer Kreuz einen 57-jährigen Lkw-Fahrer aus dem total demolierten Führerhaus. Um 2.40 Uhr hat sich dort ein Auffahrunfall ereignet. Die Bergung des Unfallfahrzeuges dauert noch bis in die Mittagsstunden des nächsten Tages. Nur eine Fahrspur ist befahrbar. Staus in Richtung Dortmund sind die Folge.
Mai
Tragisches Ende eines Klassenausflugs. Bei einer Kajakfahrt kentert ein 16-jähriger Schüler einer Kölner Realschule und gerät ins Wehr. Dabei wird er lange unter Wasser gedrückt. Zunächst kann der Jugendliche reanimiert werden, doch nach mehreren Wochen stirbt er in einer Klinik. Die Schülerinnen und Schüler stehen unter Schock, werden professionell betreut. Am Wehr werden Schutzmaßnahmen ergriffen.
Juni
Eine Ente hält in Erftstadt-Kierdorf zwei Polizisten in Atem. Das Tier watschelt über die Goldenbergstraße. Mit einer Decke lässt sich das Federvieh einfangen. Die Beamten machen noch ein Selfie im Streifenwagen und setzen die Ente an der Erft ab. Eine Woche später meldet sich der Besitzer des Tieres und sagt, Emma sei sein Haustier und jetzt weg. Einen Tag später dann das Happy End: Emma ist wieder bei ihrem Besitzer.
Juli
Anfang Juli ertrinkt in Gymnich ein kleines Mädchen in einem Pool. Das Kind war allein aus dem Haus der Eltern in einen Nachbargarten gegangen und in den Pool gestürzt. Erst nach längerer Suche wurde es gefunden. Jede Hilfe kam zu spät.
Landwirte in Bedburg fahren die Strohernte ein und stapeln die Ballen auf einem Feld zwischen Broich und Rath, als plötzlich an einem Traktor Feuer ausbricht. Die Flammen schlagen auf die Ballen über und verbreiten sich schließlich auf dem Stoppelfeld auf etwa 2000 Quadratmeter. 30 Einsatzkräfte löschen, was die Wasserleitungen hergeben. Am Ende ist ein Großteil der Ernte und auch der Traktor hin.
August
Gleich zwölf Einsätze an einem Wochenende hat in der Trockenheit die Feuerwehr in Bergheim im Stadtgebiet zu erledigen. Der größte Brand entfacht an der Heerstraße. Fünf Gartenlauben und etwa 500 Quadratmeter Vegetation gehen in Flammen auf. Verletzt wird niemand, allerdings sind die etwa 35 Einsatzkräfte der Hauptwache und der Löschgruppen nach dem Wochenende ziemlich erschöpft.
September
Die steigenden Preise an den Tankstellen lassen die Zahlen der Betrugsfälle ansteigen. In Kerpen-Türnich flüchtet ein 20-Jähriger mit 1800 Liter Diesel und liefert sich auch noch eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, die er aber am Ende verliert. Am Rastplatz Frechen zapfen zwei Männer 3000 Liter in Behälter, die auf den Ladeflächen der Transporter stehen. Der Tankwart alarmiert rechtzeitig die Polizei, die eingreift.
Oktober
In Brühl stehlen Einbrecher aus einer Buchhandlung einen Tresor, schleppen diesen zu einem zuvor im Kreis Daun gestohlenen Auto, räumen den Safe leer und versenken anschließend das Auto mitsamt Tresor im Heider Bergsee in Brühl. Spaziergänger entdecken das Fahrzeug nur, weil noch wenige Zentimeter des Daches aus dem Wasser ragen. Die Täter konnten bislang nicht ermittelt werden.
November
Ein außergewöhnliches Päckchen bringt der Postzusteller einer 39-jährigen Bergheimerin am 26. November vorbei. Die Frau hat nichts bestellt, und schaut aber neugierig nach dem Inhalt des Pakets. Zwei Kilogramm Cannabis findet sie in dem Karton. Kurze Zeit später klingelt ein fremder Mann bei ihr, und will das Päckchen abholen. Die Frau verständigt die Polizei, doch der Mann kann entkommen.
Dezember
An der Bushaltestelle der Bergheimer Straße in Oberaußem bricht am 3. Dezember nach einem Streit ein 57-jähriger Mann zusammen. Er stirbt später im Krankenhaus an den Folgen der Verletzungen. Die Polizei nimmt am folgenden Morgen einen 27 Jahre alten Tatverdächtigen aus Bergheim vorläufig fest. Der Hintergrund der Tat ist für die Polizei ein Rätsel. Die Ermittlungen dauern noch an.
Über Monate Geldautomaten gesprengt
Fast schon monatlich informiert die Polizei über gesprengte Geldautomaten im Rhein-Erft-Kreis. Dabei gehen die Täter immer skrupelloser vor. Früher schleppten sie Gasflaschen in den Nachtstunden zu den Automaten, leiteten ein hochexplosives Gemisch ein und sprengten anschließend die dicken panzerähnlichen Türen auf. Das hat sich seit einiger Zeit geändert. Die Täter kommen mit vorgebauten Sprengsätzen an. Das geht schneller und ist zumindest genauso effektiv. In diesem Jahr wurden kreisweit etwa zehn Geldautomaten gesprengt.
In den meisten Fällen machen die Täter fette Beute. Die Taten dauern nur wenige Minuten. Mit einem gestohlenen Auto fahren die Kriminellen vor, sprengen das Gerät, raffen die Geldkassetten zusammen und flüchten genauso schnell, wie sie gekommen sind. Die Polizei hat kaum Möglichkeiten, die Täter zu stellen. Nach einer Sprengung in Türnich kommen die maskierten Täter einer Streife entgegen. Die Verfolgung wird schnell abgebrochen. Auch ein Hubschrauber verliert die Täter. Eines ist immer gleich: Es entsteht hoher Schaden. Statiker müssen jedes Mal prüfen, ob die Gebäude einsturzgefährdet sind.
Seit Monaten läuft auch der Hürther Thallium-Prozess
Wenn stimmt, was die Ankläger vermuten, ist er ein Mann mit zwei Gesichtern. Im Freundes- und Bekanntenkreis wird der 42 Jahre alte Krankenpfleger als „hilfsbereit, freundlich und zuvorkommend“ beschrieben, als ein Mensch, „der keiner Fliege etwas zuleide tun kann“. Auch seine ehemaligen Partnerinnen schwärmen von der Zeit mit ihm. Tatsächlich soll er jedoch ein Serienmörder sein.
Seit September wird dem Krankenpfleger vor dem Kölner Landgericht der Prozess gemacht. Die belastenden Indizien sind erdrückend. Der Hürther soll seine erste Ehefrau, seine schwangere Lebensgefährtin und deren Großmutter mit Thallium vergiftet haben. Auf Anraten seiner Verteidiger schweigt er, was zu einem Novum in Kölner Gerichtssälen führte. Weil sich das Gericht von einem schweigenden Angeklagten schlecht ein Bild machen kann, wurde die mehr als sechsstündige Video-Vernehmung des damals Beschuldigten auf einer Leinwand abgespielt.
Im Verhör beteuert der Krankenpfleger sowohl seine Liebe zu seiner verstorbenen Ehefrau als auch zu seiner aktuellen Lebensgefährtin. Keine Antwort kann er den Beamten jedoch geben, die bei einer Hausdurchsuchung sowohl Thallium als auch eine Einmalspritze mit dem Gift in seiner Jackentasche gefunden haben. Auch eine Rechnung für Thallium fanden die Beamten auf seinem Computer – auch dazu schweigt der Mann. Seine Selbstsicherheit beginnt zu bröckeln, als der Vernehmungsbeamte ihn auf seine Kontakte zu Prostituierten anspricht. Er spielt das Thema runter, räumt später ein, erotische Dienste außerhalb seiner Partnerschaften seit mehr als 20 Jahren in Anspruch zu nehmen, „zur Entspannung und Stressbewältigung“.
Seine Partnerinnen hätten davon angeblich gewusst. Für die Ermittler ist dieser Aspekt allerdings von anderer Bedeutung: Denn der Hürther hatte sich im Internet als Samenspender angeboten, angeblich aus einem „unerfüllten Kinderwunsch“ heraus. Nach Überzeugung der Beamten ein Vorwand, um unentgeltlich seine Bedürfnisse zu befriedigen. Die Eltern, die Mutter Hausfrau, der Vater Vorstandsvorsitzender, beschrieben Kindheit und Jugend des Sohnes vor Gericht als „völlig normal und unauffällig“. Allerdings war der Kontakt zum Elternhaus vor zehn Jahren plötzlich abgebrochen. Der Grund dafür wurde vor Gericht nicht erörtert. Der Prozess geht im nächsten Jahr weiter.