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Highland-Games in KerpenKräftemessen im schottischen Kilt

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Das Tauziehen bildete den krönenden Abschluss beim Teamwettbewerb der Highland-Games in Türnich.

Kerpen-Türnich – Es sich mit einem kühlen Guinness und einer heißen Bratwurst auf der Bierbank gemütlich machen und extrastarken Jungs und Mädels beim Ächzen, Stöhnen, Rackern und Schwitzen zuzusehen – diese Chance ließen sich einige Hundert Zuschauer am Wochenende bei einem Sportereignis der besonderen Art nicht entgehen. Wo normalerweise die Kreisliga-Kicker der Spielvereinigung Balkhausen-Brüggen-Türnich (BBT) auf Torejagd gehen, gab es bei den 1. Kerpener Highland-Games in wunderbar entspannter Atmosphäre zwei Tage lang traditionellen Kraftsport nach uraltem keltischem Brauch zu bestaunen – teils auf Just-For-Fun-Ebene, teils aber auch auf höchstem europäischem Niveau.

Möglich machte den Spaß eine Horde Wildschweine oder, vornehmer ausgedrückt, der Kerpener Wildboars-Clan um seinen in Balkhausen lebenden Anführer Markus Komischke. „Vor fünf Jahren sind ein paar Sportfreunde und ich im Fitnessstudio eher zufällig auf ein Highland-Game-Event gestoßen und haben aus Spaß einfach mal mitgemacht. Wir haben sofort Feuer gefangen, denn bei den Highland-Spielen geht es viel lockerer zu als in den streng reglementierten olympischen Sportarten. Freundschaft und Gemeinschaftssinn werden hier wirklich noch großgeschrieben, und der Umgang mit diesen urigen Wettkampfgeräten aus Stein, Eisen und Holz übt einen ganz besonderen Reiz aus“, erzählt der 130-Kilo-Mann, der im Hauptberuf als Oberpolier bei einem Bauunternehmen arbeitet.

Aufwendige Organisation

Die Wildboars – elf Männer und eine Frau – haben sich im Baumstammwerfen, im Steinstoßen und anderen klassischen Highland-Disziplinen inzwischen bis in die nationale Spitzengruppe empor geschuftet, waren bislang aber immer nur bei Veranstaltungen befreundeter Vereine in den Ring gegangen. Höchste Zeit also, selbst als Gastgeber eines Highland-Wettbewerbs in Erscheinung zu treten. Mit Unterstützung der Stadt, der Spielvereinigung BBT, zahlreicher Sponsoren und der Eventagentur We Realize wurde das organisatorisch sehr aufwendige Ding jetzt gestemmt.

Am Sonntag maß vor den Augen von Schirmherr Bürgermeister Dieter Spürck und Verbandspräsident Jürgen Stickelbrock ein erlesenes 60-köpfiges Teilnehmerfeld mit mehreren deutschen und internationalen Meistern die Kräfte. Im Einzelwettbewerb der höchsten Leistungsklasse (A-Heavys) mit dabei waren beispielsweise der in der Szene hoch angesehene tschechische Champion und ehemalige Olympia-Kugelstoßer Vladislav Tulacek, der niederländische Top-Mann Patrick van Antwerpen und als Lokalmatador der Wildboars-Vorzeigeathlet Yves Gerlinger aus Erftstadt – allesamt gekleidet im schottischen Kilt. Fürs Publikum mindestens ebenso interessant war der Teamwettbewerb der besten Amateure am Samstag, weil dabei einige besonders reizvolle Disziplinen auf dem Programm standen. Vor allem beim Tauziehen, dem Fassrollen und dem Baumstammslalom herrschte eine tolle Wettkampfatmosphäre.

Dragon Fighters und Paradise Punks

Zu den Dragon Fighters aus Hamm und den Paradise Punks aus Grefrath – das sind immerhin die Deutschen Meister beziehungsweise die Vizemeister – gesellten sich reine Hobbytruppen aus der Region. Die Spielvereinigung BBT, der TV Alpenglühn und sogar ein gemischtes Team der Kerpener Polizei absolvierten die zwölf rustikalen Disziplinen wie den Strohsackhoch- oder den Hufeisenzielwurf und machten dabei gar keine schlechte Figur. So stellten die Alpenglühn-Turner beim Baumstammslalom sogar die Tagesbestzeit auf und verwiesen die erfahrenen Vereinsteams in die Schranken.

Wer sich am Anblick geschwollener Halsschlagadern und verzerrter Gesichter ergötzen kann, war als Zuschauer beim „Stone of Manhood“ genau richtig. Hier müssen zentnerschwere Steinkugeln auf ein 1,30 Meter hohes Podest gewuchtet werden. „Als härteste Disziplin gilt aber das Baumstammziehen, bei dem man mit zwei 35 Kilogramm schweren Stämmen im Schlepptau Runden drehen muss. Da kommt die Pumpe so richtig auf Touren, und am Ende brennt jeder Muskel wie Feuer“, sagt Verbandspräsident Stickelbrock, der den Wildboards am Ende eine großes Lob aussprach: „Was sie hier auf die Beine gestellt haben, war in jeder Hinsicht beste Werbung für die Highland-Games. Hoffentlich dürfen wir nächstes Jahr wieder nach Balkhausen kommen.“

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