Ein Satz hat ihr Leben verändert. Christiane Gey aus Kerpen betreibt in Indien drei Waisenhäuser.
Hilfe in IndienChristiane Gey aus Kerpen betreibt drei Waisenhäuser
Ein kleiner Junge in einer indischen Stadt, an Kinderlähmung erkrankt, fragte vor vielen Jahren Christiane Gey: „Willst du meine Freundin sein?“ „Leider nein, mein Bus geht in einer Stunde!“ „Dann kannst du doch eine Stunde lang meine Freundin sein! Setz dich zu mir, ich kann nicht aufstehen.“ Sie setzte sich zu ihm. „Wie heißt du denn?“ fragte sie ihn.
„Ich habe keinen Namen.“ „Aber wie ruft man dich denn?“ „Mich ruft niemand.“ Christiane Gey wurde in behüteten Verhältnissen in Kerpen-Buir groß. Schon als Zehnjährige hatte sie den Wunsch, sich um Kinder zu kümmern und half im örtlichen Waisenhaus mit. Dann aber nahm ihr Leben einen Umweg: Sie studierte Betriebswirtschaft, Marketing und Sprachen und arbeitete gut bezahlt in Spanien. Dann sattelte sie um und entwarf Schmuck.
2005 ging sie auf der Suche nach spirituellen Erfahrungen nach Indien. Die ersten Eindrücke waren erschreckend: Slums, Armut, Hunger, Tod. Dennoch verspürte Gey einen starken Drang, immer wieder zurück nach Indien zu gehen. „Mich ruft niemand!“ Dieser Satz habe sie erschüttert. Gey erinnerte sich, dass sie immer etwas für Kinder unternehmen wollte. Eine stärkere Motivation als dieser Satz war nicht denkbar.
Sie hospitierte in verschiedenen Waisenhäusern in Indien und eröffnete dann ein Haus mit zwölf Mädchen. Das entwickelte eine enorme Anziehungskraft, Geschwisterkinder standen plötzlich vor der Tür: Wir auch! Da waren es plötzlich 24 Kinder. Ein von einer indischen Familie betriebenes Jungenhaus sollte aus Geldmangel schließen. Christiane Gey ging nach Spanien zurück, ihrem dauerhaften Wohnsitz, akquirierte Geld und gründete 2009 den Verein Childs Rights.
Grundstück für ein weiteres Waisenhaus ist bereits gekauft
Inzwischen gibt es drei Häuser für Kinder: Ganga und Childs-In in Jaipur, sowie das Nane-Home in Khajuraho im Nordosten Indiens. Geplant ist ein neues Heim für 40 Waisenbabys. Ein großes Grundstück ist bereits gekauft, die ersten Bäume sind gepflanzt. Die Kinder kommen aus Waisenhäusern, Krankenhäusern oder sind bei Hausgeburten zur Welt gekommen, die Eltern können sie aber nicht aufziehen. Die größte Hürde sind die indischen Behörden, alles muss seinen bürokratischen Gang gehen, das ist oft sehr beschwerlich.
Behörden sehen die Angehörigen der unberührbaren Kaste, um die es hier geht, als minderwertig an und können es nicht verstehen, dass sich jemand um sie kümmert. Wenn dann eine Frau wie Christiane Gey kommt, ist das für indisches patriarchalisches Denken oft vollkommen inakzeptabel.
Jura-Studium, um sich für Kinder richtig einzusetzen
Finanziert wird das humanitäre Projekt Childs Rights ausschließlich durch Spenden. 2018 erhielt Christiane Gey den Adoplh-Kolping-Preis der Stadt Kerpen, dotiert mit 5000 Euro. Dieses Geld wurde umgehend in die Finanzierung des Babyhauses umgeleitet. Am Mittwoch nun hielt sie einen sehr gut besuchten Vortrag im Pfarrheim in Buir. Christiane Gey ermöglicht den Kindern eine schulische Ausbildung, schon das ist für die Ärmsten in Indien ungewöhnlich. Manche schaffen es dann sogar zum Studium. Wie Pinki.
Sie studiert Jura, weil sie sich später mit juristischen Mitteln für Kinder einsetzen will. Um sich das Studium zu finanzieren, arbeitet sie bei einer Kaffeehaus-Kette. Sie verdient so viel, dass sie einen Teil ihres Einkommens auf ein Sparkonto einzahlt, um es eines Tages komplett der Organisation von Christiane Gey zur Verfügung zu stellen. Pinki weiß am besten, wofür es gut ist. In ihrem Buch „Hoffnungsvolle Blicke“ berichtet Christiane Gey über ihre Erfahrungen in Indien: 200 Seiten, 45 Fotos, 15 Euro plus 2,20 Euro Versandkosten. Das Buch sowie weitere Informationen über den Verein gibt es online. www.childsrights.es