19-Jähriger lebensgefährlich verletztGroße Diskussionen nach Unfall in Kerpen
Kerpen-Sindorf – Der schwere Verkehrsunfall am Montagnachmittag in Sindorf, bei dem ein 19-Jähriger auf der Kreuzung Heppendorfer Straße/Zum Vogelrutherfeld von einem Linienbus angefahren wurde, hat ein Nachspiel. Der junge Mann, der zum Joggen unterwegs war, wurde nach einer Erstversorgung mit dem Rettungshubschrauber in die Uniklinik nach Köln gebracht. Er habe schwere Verletzungen erlitten, wie die Polizei am Dienstag auf Anfrage mitteilte, sein Zustand sei nach wie vor kritisch.
Die Polizei hatte aufgrund der Unfallumstände ein Unfallteam der Polizei Köln angefordert. Die Beamten sind speziell für die Aufnahme von Verkehrsunfällen geschult. An der Unglücksstelle wurden Kopfhörer gefunden, die dem Jogger gehören sollen. Es stehe aber nicht fest, ob der Mann dadurch abgelenkt gewesen sei und seine Umwelt nicht wahrgenommen habe, berichtet die Polizei. Das müssten jetzt die weiteren Ermittlungen ergeben.
Unfall in Kerpen: Stück der L 277 soll zur Gemeindestraße werden
Ungeachtet der Schuldfrage ergeben sich politische Diskussionen: Der junge Mann wollte offenbar die Heppendorfer Straße passieren. Die Heppendorfer Straße aber ist zwischen dem Kreisverkehr in Richtung Ahe und der Umgehungsstraße K 39 zurzeit noch eine Landesstraße (L 277), obwohl es auf beiden Seiten Neubaugebiete gibt.
Schon seit Jahren gibt es Forderungen, dieses Stück der L 277 zur Gemeindestraße abzustufen und in das Eigentum der Stadt Kerpen zu übergeben. Dann könnte die Stadt dort etwa das Ortseingangsschild versetzen, Rechts-vor-Links-Regelungen einführen oder auch Zebrastreifen anlegen. „Auf einer Landesstraße ist dies nicht möglich“, sagt der SPD-Stadtverordnete Branko Appelmann. SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Lipp weist darauf hin, dass der schwere Unfall hier schon der zweite innerhalb von nur zwei Monaten sei. Dabei sei der Weg zu mehr Sicherheit und weniger Lärm dort schon beschritten, werde aber immer wieder abgeblockt.
Stadtverwaltung sieht L 277 nicht als Unfallschwerpunkt
So fehlt für die Abstufung der Straße noch ein Gutachten über deren Zustand und Wert. Denn wenn die Stadt diese übernehmen will, sollte sie wissen, ob möglicherweise bald eine Sanierung nötig ist. Nun konnten 18.000 Euro für das Wertgutachten im städtischen Haushalt 2021/22 mit einem Sperrvermerk eingestellt werden. Ein neuer Antrag der SPD, das Geld nun nach der Haushaltsverabschiedung kurzfristig auch freizugeben, sei aber im Verkehrs- und Planungsausschuss von anderen Fraktionen mehrheitlich abgelehnt worden, beklagt die SPD. Sie will den Antrag nun in den Rat einbringen.
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CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Ripp weist daraufhin, dass das Geld für das Wertgutachten im Haushalt einvernehmlich bereitgestellt worden sei. Es könne aber erst freigegeben werden, wenn der Haushalt genehmigt sei. Eine Abstufung der Straße ändere zudem erst einmal nichts daran, dass dort oft zu schnell gefahren werde. Diese Abstufung könne aber erhebliche finanzielle Folgen für die Stadt haben, da sich die L 277 durch ganz Sindorf ziehe und möglicherweise nur als Ganzes und nicht stückweise übernommen werden könne. Die CDU fordere deshalb, das Land solle dort geschwindigkeitsdämpfende Maßnahmen umsetzen – vor einer möglichen Übernahme durch die Stadt.
Nach Meinung der Stadtverwaltung hat der Unfall nichts mit der möglichen Herabstufung der Straße zu tun. Es sei unredlich, hier eine Verbindung herzustellen. Der Bereich sei kein Unfallschwerpunkt. Man werde mit der Unfallkommission des Kreises das Geschehen analysieren.