Zugang zum Wald versperrtAnwohner in Kerpen-Horrem wegen Baustelle aufgebracht
Kerpen-Horrem – „Wir fühlen uns eingesperrt“, sagt Anwohnerin Catharina Linden. Ulrich Plettendorff, ebenfalls Bewohner des Graf-Berghe-Von-Trips-Ringes, beklagt eine „unzumutbare Einschränkung der Lebensqualität“ in dem Viertel. Seit ein paar Tagen werden dort entlang eines Geh- und Radwegs, der rund um das Viertel mit seinen Hunderten von Bewohnern führt, neue Erdgasleitungen verlegt. Der Weg ist seitdem gesperrt, alle Zugänge aus dem Wohnviertel auf den Weg sind abgeriegelt.
Die Bewohner haben nun keine Möglichkeit mehr schnell ins Grüne, etwa in die Waldgebiete bei Burg Hemmersbach und Schloss Frens oder in die Erftaue zu gelangen.
Kerpen-Horrem: Waldweg bei Fußgängern beliebt
Plettendorf betont, der Weg werde von sehr vielen Bewohnern im Norden Horrems als Spazierweg und Zugang zum Erft-Radweg genutzt. Außerdem sei er Zugang zum Bolzplatz des Trips-Rings, der von Kindern genutzt werde. „Die zuvor beschriebene Gruppe von Bürgern sieht sich nun in der unguten Situation, keine Möglichkeit mehr zu haben, einen kleinen Spaziergang mit oder ohne Hund zu machen oder die übliche Route mit dem Fahrrad nach Bergheim, Sindorf oder andere Ortsteile zu nehmen.“
Es könne nicht sein, dass diese Bauarbeiten nun bis Herbst dauern sollten. Das Ganze sei beschämend. „Nach monatelangem Lockdown, mit Ausgangssperren, Reisebeschränkungen, wird beim ersten Sonnenstrahl, weitgehend ohne Ankündigung, der Zugang zum grünen Bereich eines ganzen Stadtteils abgesperrt.“
„Die Leute reißen einfach die Absperrungen nieder“
Da sei es nicht verwunderlich, dass der Unmut der Bürger hochkoche. Schon sei es zu Auseinandersetzungen an den Absperrungen gekommen, wie ein Mitarbeiter der Baufirma Ludwig Freytag berichtet, welche im Auftrag von Thyssengas die neue Leitung legt. „Die Leute reißen einfach die Absperrungen nieder und laufen zwischen den Baggern herum.“ Dies sei aber zu gefährlich, weshalb man die komplette Baustelle abgeriegelt habe. Eine andere Möglichkeit sehe man nicht. Der Unmut der Leute sei durchaus zu verstehen. „Mit manchen lässt sich aber gar nicht reden.“
Per Flugblatt für alle Haushalte hatte das Unternehmen Ludwig Freytag vor einigen Tagen die Anwohner über die Bauarbeiten und die Absperrungen informiert. Zudem gab es eine Pressemitteilung von Thyssengas. Demnach diene die neue 750 Meter lange Leitung der Anbindung an das Gastransportnetzsystem rund um Bergheim und Horrem und sei wichtig, um die Region bei steigendem Energiebedarf weiter zuverlässig mit Erdgas versorgen zu können.
Der Rad- und Gehweg rund um die Trips-Siedlung müsse voraussichtlich bis Ende September komplett gesperrt werden. Dafür sei aber eine Umleitung eingerichtet worden, die über die Hauptstraße, Fischbachstraße und Zum Frenser Feld führe.
Kerpener Stadtverwaltung will auch Beschwerden der Bürger reagieren
Auch seien die Maßnahmen in „enger Abstimmung mit der Stadt Kerpen“ erfolgt. Die ausgewiesene Umleitung ist allerdings wenig attraktiv. Sie würde für die Bewohner der Siedlung Trips-Ring einen weiten Umweg bedeuten, wenn sie ins Grüne wollen. Die Stadtverwaltung will nun auf die Beschwerden der Bürger reagieren.
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Man werde mit den beteiligten Firmen sprechen, ob es nicht bessere Lösungen gebe, kündigt Pressesprecher Erhard Nimtz an. Denkbar sei, bestimmte Absperrungen „temporär“ durchlässig zu machen. Thyssengas zeigt sich kooperationsbereit. Man werde diesen Vorschlag nun gemeinsam mit der Stadtverwaltung prüfen.