Die Stadt Kerpen arbeitet an einem Konzept zur kommunalen Wärmeplanung. Ein Anwohner hat eine Idee für ein Pilotprojekt.
Großwärmepumpe in SindorfKerpener macht Vorschlag für kommunale Wärmeplanung
Erneuerbare Energien versorgen ein Fünftel aller Haushalte in Deutschland mit Wärme. Der Rest setzt auf fossile Energieträger wie Öl oder Gas. Die Bundesregierung will das in den nächsten Jahren ändern. Dafür sollen die Kommunen eine kommunale Wärmeplanung entwickeln, um ganze Stadtviertel mit erneuerbaren Energien zu beheizen oder mit Abwärme aus der Industrie zu versorgen. Auch Kerpen hat bereits erste Schritte unternommen. Ein Sindorfer macht nun Vorschläge, wo und wie ein Pilotprojekt gelingen könnte.
„Das Quartier Am Obstgarten kann sich mit einer einzigen Großwärmepumpe komplett selbst versorgen“, sagt Helmut Schauwinhold, selbst Anwohner des Quartiers. „Und so könnte das Quartier als Modell dafür dienen, wie Mehrfamilienhäuser in Kerpen mit Nahwärme ausgerüstet werden können.“
Auch die Sindorfer Mühlenfeldschule könnte mit Wärme versorgt werden
Eine solche Großwärmepumpe hat aus Sicht des Sindorfers gleich mehrere Vorteile: „Es muss nicht jedes Mehrfamilienhaus einzeln mit einer Wärmepumpe an das Stromnetz angeschlossen werden.“ Schauwinhold geht davon aus, dass dies das Stromnetz stark belasten würde. „Und weil viele der Ölheizungen älter als 30 Jahre sind, müssten sie sowieso bald ausgetauscht werden.“ Bisher heizt laut dem Anwohner ein Großteil der Mieter und Eigentümer mit Öl.
Schauwinhold sieht vor allem die Stadtwerke in der Pflicht. Einzelne Eigentümer hätten sie bereits über die kommunale Wärmeplanung informiert, seinen Großwärmepumpenvorschlag aber nicht aufgegriffen. Dabei ist die Grundidee nicht neu: Bereits 2014 diskutierte die Stadt Nahwärmekonzepte mit dem Unternehmen RWE, in die nähere Auswahl kam ein Blockheizkraftwerk mit Anbindung an das Erdgasnetz. So hätten alle 14 Gebäude des Quartiers mit Wärme versorgt werden können. Zudem gab es auch die Option, die Mühlenfeldschule, den Kindergarten und die Turnhalle an das Nahwärmenetz anzuschließen. Schauwinhold schlägt vor, die Pläne anzupassen und erneut aufzugreifen.
In Kerpen-Nord setzt die Stadt auf Nahwärme
Seit 2023 arbeiten Stadt und Stadtwerke an einem Konzept für die kommunale Wärmeplanung. Im März des Jahres teilte die Verwaltung der Politik mit, dass etwa das Isek-Gebiet Kerpen Nord ein Beispiel dafür sei, wie eine solche kommunale Wärmeplanung aussehen könne. Auch in diesem Viertel priorisiert die Verwaltung den Aufbau eines Nahwärmenetzes.
Kommunen aus den Braunkohlerevieren haben in Sachen Wärmeplanung einen großen Vorteil: Sie erhalten eine hundertprozentige Förderung. Deshalb hat die Stadt auch schon im Sommer 2023 einen ersten Förderantrag gestellt. Nun rechnet die Verwaltung aber damit, dass das Land im Herbst eine Gesetzesänderung veröffentlicht.
Und die hätte Folgen für Kerpen, weil dann die Kommunen finanziell für die Wärmeplanung verantwortlich sind. Nur bis dahin vorgenommene Maßnahmen kann die Stadt über die Förderung abrechnen lassen. Im Februar beschloss der Beigeordnete Thomas Marner deshalb den vorzeitigen Maßnahmebeginn – auch wenn das bedeutet, dass die volle Förderung nicht mehr ausgeschöpft werden kann.
Auch aus Sicht von Schauwinhold drängt die Zeit. Doch bevor sich Stadt und Politik festlegten, müssten die Bürger eingebunden werden. „Die Stadt muss öffentlich machen, was es für Lösungen gibt, bevor jeder sein eigenes Ding macht“, sagt Schauwinhold. „Das verstehe ich unter kommunaler Wärmeplanung.“ Sein Vorschlag sei ein guter Weg, die Bürger einzubinden.