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„Gofundme“-KampagneDreijährige Aylin aus Kerpen kämpft gegen die Leukämie

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt ein kleines Mädchen am Waschbecken.

Aylin ist sehr krank. Sie steckt zurzeit mitten im dritten Chemo-Block. Doch wie viele Kinder in ihrem Alter spielt auch Aylin sehr gerne mit Wasser.

Aylins Eltern leben in ständiger Sorge um ihr Kind. Aufgrund der psychischen Belastung kann ihre Mutter nicht mehr arbeiten.

Neugierig schaut Aylin aus der Badezimmertür, lächelt ihr Gegenüber an und widmet sich dann wieder ganz den vielen kleinen bunten Tieren und Figuren, die alle noch gebadet werden müssen. Wie viele Kinder in ihrem Alter spielt die Dreijährige sehr gerne mit Wasser. Stundenlang kann sie auf ihrem kleinen Schemel vor dem Waschbecken stehen und dabei die Welt um sich herum vergessen.

Und dennoch ist das Leben der Familie Selvi aus den Fugen geraten. Das war im Spätsommer 2024. Plötzlich hatte Aylin hohes Fieber bekommen. „Das Fieber stieg bis über 40 Grad und wollte einfach nicht runter gehen“, erinnert sich ihre Mutter Raphaela Selvi (37).

Kerpen: Fieber des Mädchens stieg auf 41,8 Grad

Der Kinderarzt ging zunächst von einer Infektionserkrankung aus. Auch als das Fieber nach einer Woche zunächst verschwand, dann aber nach ein paar Tagen noch massiver wieder kam, sind die Eltern noch nicht von einer lebensbedrohlichen Erkrankung ausgegangen. „Das Fieber stieg damals in einer Nacht sogar auf 41,8 Grad“, erinnert sich Alyins Vater Ebu Bekir Selvi.

Immer noch bebt seine Stimme, wenn er über die Krankheit seiner Tochter spricht: „Ich habe ganz schreckliche Angst Aylin verlieren zu können.“ Noch genau erinnert er sich an den Tag, als Aylin im Oktober 2024 plötzlich kleine rote Einblutungen im Mund und am Körper bekam. Die Kinderärztin riet den Eheleuten am Telefon, mit Aylin sofort ins Krankenhaus zu fahren. „Wir haben hier alles stehen und liegen gelassen und sind los“, berichtet Raphaela Selvi.

Mit Blaulicht in die Kölner Uni-Klinik gefahren

Im Krankenhaus wurde Aylins Blut noch einmal untersucht. Danach haben die Ärzte die Eltern darauf vorbereitet, dass ihre Tochter an Leukämie erkrankt sein könnte. Vom Krankenhaus in Düren wurde das Mädchen noch am Abend, begleitet von ihrer Mutter, mit Blaulicht in die Kölner Universitätsklinik gefahren.

Hilflos, unendlich angespannt und voller Angst sah Ebu Bekir Selvi dem Rettungswagen hinterher. „In diesem Moment habe ich nur gedacht: Bitte Aylin, du darfst nicht sterben!“ In der Uniklinik wurde der Befund aus Düren noch in der Nacht bestätigt. Erst viel später sagten ihnen die Ärzte: „Wären Sie zwei oder drei Wochen später gekommen, dann wäre ihre Tochter gestorben, dann hätten wir ihr nicht mehr helfen können.“

Das Foto zeigt Aylins Eltern.

Raphaela und Ebu Bekir Selvi halten die Mutperlenkette in den Händen. Jedes Symbol steht für eine bereits überstandene Behandlung - dazu gehören auch zehn Bluttransfusionen.

An ihrem dritten Geburtstag, am 28. Oktober 2024, wurde Aylin operiert. Dabei wurde ihr ein sogenannter Broviac-Katheter gesetzt. „Das ist ein Zugang der unterhalb des Herzens in den Körper gelegt wird“, erklärt Raphaela Selvi. Über diesen Zugang wird Aylin seither mit allen erforderlichen Medikamenten versorgt, die sie bei den stationären und ambulanten Chemotherapien erhält – und die Bluttransfusionen, wenn die Blutwerte sehr schlecht sind.

„Wir leben immer noch wie programmiert – irgendwie funktionieren wir“, sagt Raphaela Selvi. Arbeiten gehen können sie aufgrund ihrer inneren Angespanntheit und der ständigen Angst um ihr Kind schon seit Oktober vergangenen Jahres nicht mehr. Die Ärzte haben sie krankgeschrieben. „Wir leben vom Krankengeld. An Sparen ist deswegen gar nicht zu denken“, erklärt Ebu Bekir Selvi. Gleichwohl wünschen sie ihrer Tochter nach den ganzen Chemotherapien eine Rehabilitationstherapie.

Mehrkosten durch Spendenplattform auffangen

Um zudem die aktuellen Mehrkosten aufzufangen, die durch die besondere Ernährung, die vielen Fahrten verbunden mit hohen Parkplatzkosten und die Zuschläge für die Medikamente entstehen, haben sie bei der Online-Plattform für Schwarmfinanzierung „Gofundme“ einen Spendenaufruf gestartet.

„Wir könnten uns zurzeit gar nicht auf die Arbeit konzentrieren“, sagt Raphaela Selvi. Zu groß sei die Angst, irgendeinen Virus mit nach Hause zu bringen. Jeder kleinste Infekt könnte für ihre Tochter zurzeit ja zu einer lebensbedrohlichen Situation führen. „Sie steckt mitten im dritten Chemo-Block“, beschreibt sie die Situation.

Wie zu Coronazeiten lassen sie Verwandte und ganz enge Freunde nur völlig ohne Infekt und nur mit Mundschutz in ihre Wohnung. In jedem Zimmer liegen Desinfektionstücher. Aylin darf nicht in den Kindergarten, sie darf nicht mit zum Einkaufen und draußen weder auf einen Spielplatz noch in die Nähe von Freunden.

Kraft gibt ihnen der Zusammenhalt in ihrer Familie, aber auch der Beistand enger guter Freunde, vor allen Dingen aber die Momente, in denen ihre Tochter sie anlächelt und so unbeschwert spielt und lacht, als sei sie gesund. Die Ärzte sagen, dass Aylin wieder ganz gesund werden kann“, sagt Ebu Bekir Selvi. Energisch ergänzt seine Frau: „Aylin wird wieder ganz gesund.“


Hier können Menschen die kleine Aylin unterstützen

Familie Selvi sammelt Spenden, um die finanzielle Belastung durch die Behandlung ihrer Tochter zu reduzieren, und hat dazu eine Kampagne auf der Plattform „Gofundme“ gestartet. Stand Freitag sind über 10.000 Euro eingegangen.