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SpendeFrauen stricken 600 „Knubbelchen“ für Kinder bei Feuerwehr-Einsätzen in Kerpen

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Menschen vor Körben mit „Knubbelchen“.

Gaby Funke (Mitte) überreichte mehr als 600 „Knubbelchen“ an die Kerpener Wehr.

Die kleinen Stoffpuppen sollen Kindern Trost spenden, die etwa verletzt wurden. Aber auch die Einsatzkräfte haben etwas davon: ein gutes Gefühl.

Feuerwehrleute müssen hart im Nehmen sein. Doch „Einsätze, bei denen Kinder betroffen sind, sind immer eine Herausforderung“, sagte André Haupts, Leiter der Feuerwehr Kerpen, der jetzt zu Gast in der Kerpener Spinnstube war. Dort hatten sich Inhaberin Gaby Funke sowie fleißige Strickerinnen aus ihrer Kundschaft mit Haupts und seinen Kollegen getroffen. Grund war die Übergabe von mehr als 600 „Knubbelchen“, die unter anderem Elke Gajewski, Dagmar Sacher und Evelyn Krebs gestrickt hatten.

Kleine Puppen mit großer psychologischer Wirkung

Die weichen Wollmännchen mit Zipfelmütze werden nun auf Kerpener Rettungs- und Notarztwagen verteilt. Werden die Einsatzkräfte mit einem verunglückten oder verletzten Kind konfrontiert, können sie ein solches „Knubbelchen“ überreichen.

Die scheinbar kleine Geste zeige große Wirkung, versicherte Haupts: „Es ist eine Möglichkeit, einen Zugang zu den Kindern zu finden. Auch die Mitarbeiter fühlen sich extrem gut damit.“ Die Knubbelchen seien „Brückenbauer und Seelentröster zugleich.“

Dr. Torsten Schellhaas, Ärztlicher Leiter des Notarztstandortes, fügt hinzu: „Es ist häufig so, dass es für die Kinder eine stressige Situation ist – sie haben Angst, alles ist ungewohnt, vielleicht ist die Mutter nicht da, sondern fremde Menschen.“ Das Geschenk sei eine Ablenkung und führe oft dazu, dass die Kinder sich wohler fühlten.

Das Foto zeigt ein genähtes Wollmännchen.

Solche Knubbelchen, gefertigt aus Wollresten, können Kindern bei einem Einsatz Trost spenden. Für die Mitarbeiter gibt das auch ein gutes Gefühl.

Zu etwa 200 Einsätzen mit Kindern musste 2023 in Kerpen ein Notarzt ausrücken, Einsätze mit Rettungswagen ausgenommen. Gemessen an der Gesamtzahl der Einsätze seien in etwa zehn bis 15 Prozent Kinder unter 18 Jahren betroffen, berichtete Schellhaas. Oft seien es glücklicherweise nur kleinere Verletzungen, um die die Sanitäter sich kümmern müssten – eine Platzwunde bei einem Sturz in der Kita oder ein Sportunfall in der Schule.

Doch es gebe auch Einsätze, „die sind extrem schwierig“, sagte Haupts. „Maximal in Erinnerung geblieben“ sei ihnen ein Kind, das vor etwa zwei Jahren in Kerpen in einen Teich gefallen sei. „Da ist passiert, was nie passieren darf.“

Einschneidende Erlebnisse haben Aktion ins Leben gerufen

Doch das Kind konnte gerettet werden. „Und es kam einige Monate später kerngesund auf die Wache und hat sich bedankt. Auch so etwas hilft sehr“, versicherte Haupts.

Einen ähnlich einschneidenden Einsatz hat Gaby Funke vor etwa zehn Jahren selbst im engeren Umfeld erlebt. Danach hat sie die Knubbelchen-Aktion ins Leben gerufen. Seither sammelt sie die gestrickten Werke und veranstaltet regelmäßig Übergaben an die Feuerwehr.

Sage und schreibe 364 Stück hat Sacher für die aktuelle Übergabe gestrickt, Gajewski kam auf 132. Haupts bedankte sich bei allen Frauen gleichermaßen: „Das ist gelebtes Ehrenamt und Engagement. Wir haben bewegte Zeiten, viele Menschen haben Sorgen. Doch wenn sich alle einbringen, dann geht es uns auch allen irgendwann wieder besser“, betonte der Leiter der Feuerwehr.