Hilfe in Corona-KriseKerpener Friseursalon wird zur Tafel umgebaut
Kerpen – Drängelgitter vor dem Haus, Abstandshinweise auf dem Pflaster, Tütenausgabe durchs geöffnete Fenster, Mundschutz und Handschuhe für die Helfer: Bei der Ausgabe der Lebensmittel soll es sicher zugehen. Die Kerpener Bürgerinitiative „Gemeinsam“, die Sindorfer „Coronavirus-Solidarität“, die Kerpener „Friseure gegen Armut“ und die Teestube „Lichtblick“ haben im Friseursalon Hair Flair von Nadine Krüning am Ende der Stiftsstraße eine Hilfstafel auf die Beine gestellt.
Grund war die Tatsache, dass die Tafeln aus Gründen der gesundheitlichen Sicherheit ihren Betrieb eingestellt haben. Die Organisatoren der Hilfstafel suchten nach einem System, um die Bedürftigen trotzdem mit Lebensmitteln zu versorgen und gleichzeitig die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten.
Kerpen: Viele Lebensmittel von Händlern und Privatpersonen
Am Dienstag war der erste Ausgabetag. „Wir haben Lebensmittel von vielen Händlern bekommen, aber auch von vielen Privatpersonen“, berichtete Dirk Scholz, Gründer der Initiative „Gemeinsam“, die schon seit zwei Wochen Einkaufshilfen für Risikogruppen anbietet. Damit die Anlieferung der Lebensmittel nicht zu riskanten Begegnungen auf dem engen Hof hinter dem Friseurladen führt, haben die Ehrenamtler seit dem Wochenende die Spenden eingesammelt.
Wo sonst Haare geschnitten werden, stapeln sich jetzt die Lebensmittel, die in Tüten abgepackt werden. Nachdem die Kunden die Drängelgitter passiert haben, auch hier sind Sicherheitsabstände auf dem Boden markiert, wird ihnen durch das geöffnete Fenster eine Tüte herausgereicht. Darin befinden sich Nudeln, Brot, Reis, Hygieneartikel, Margarine, H-Milch, Saft, Tee, Kaffee, Konserven und vieles mehr. An einem Kühlwagen, den der Satzveyer Getränkehändler Meier kostenlos zur Verfügung stellte, werden weitere Tüten mit frischem Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Wurst und Käse über die Rampe gereicht.
Helfer berichten von „Corona-Solidarität“
„Das ist ein großartiges Angebot. Ohne die Hilfe wüsste ich nicht, wie es weitergeht“, sagte eine Abnehmerin am Eröffnungstag gestern. „Wir haben viele Anrufe mit Hilfeersuchen bekommen“, berichtete Michaela Mohnert von der „Corona-Solidarität“. Sie arbeitet im Schichtdienst an einem Krankenhausempfang. „Die Zeit bringe ich gerne auf. Wer weiß, ob man nicht irgendwann selbst mal Hilfe benötigt“, sagt die Mutter dreier Kinder.
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Erst am vergangenen Freitag hatten die Initiativen erste Pläne gemacht und sich das Ausgabesystem von der Stadt genehmigen lassen und innerhalb von drei Tagen die Hilfstafel auf die Beine gestellt, berichtete Scholz. Er ist in einem Sicherheitsdienst für Filmaufnahmen tätig. Auch diese Branche ruhe zurzeit. Aber er war auch schon vorher als Ehrenamtler aktiv.
Ab nächster Woche findet die Ausgabe immer mittwochs von von 10 bis 13 Uhr statt. Nachgedacht wird auch über weitere Ausgaben in anderen Ortsteilen. Am ersten Tag kamen über 50 Bedürftige, die kostenlos Lebensmittel bekamen. „Das muss sich erst herumsprechen“, sagte Scholz.
Parallel dazu ist ein Lieferwagen unterwegs zu den Menschen im ganzen Stadtgebiet, die als Risikogruppe nicht selbst zu der Hilfstafel an der Stiftsstraße kommen sollen.