Im Kerpener Capitol-Theater stellte Gerd Köster klar: Mit seinen Auftritten sollen die gemeinsamen Lieder weiterleben.
Erinnerungen an <a target="_blank" data-li-document-ref="664499" href="https://example.dumont.de/article/664499">Frank Hocker</a>Gerd Köster tritt in Kerpen mit neuem Weggefährten auf
Aufhören und was ganz anderes machen? Vielleicht den ersten deutschen Nervenkostümverleih eröffnen? Nach dem plötzlichen Tod von Frank Hocker im vergangenen Oktober hat Gerd Köster sicher viel darüber nachgedacht, wie es nach über 40 gemeinsamen Musikjahren denn nun ohne den engen Freund und kongenialen Bandkollegen weitergehen soll.
Die Antwort gab der Kölner Rockpoet am Freitagabend im Capitol-Kino: „Der Frank ist zwar nicht mehr da, aber wir zwei haben ja eine ganze Herde Babys, sprich Lieder, gemacht“, sagte Köster. „Und diese Lieder haben ein Recht darauf weiterzuleben.“ Da war im gut gefüllten Filmtheater gleich mal der erste kräftige Spontanapplaus angesagt.
Frank Hockers Einzug in die ewigen Rock-Gründe
Dass der Kölschrock-Veteran, der so kraftvoll und ausdrucksstark singt und so wortgewandt textet wie kaum ein Zweiter in der Domstadt-Szene, mit neuen Weggefährten weitermacht, werteten die vielen treuen Fans bei aller Trauer über Frank Hockers Einzug in die ewigen Rock-Gründe deutlich hörbar als gute Nachricht.
Weil das Wiederhören Freude macht, hatte Köster für den Kerpener Neustart-Abend neben einigen neueren Songs wie einer Hommage an die Boxlegende Müllers Aap vor allem ältere, teils eng mit dem verstorbenen Gitarristen verbundene Songperlen aus der prall gefüllten „The Piano Has Been Drinking“- und „Köster & Hocker“-Schatztruhe gefischt.
Von der Tom-Waits-Adaption „Maat höösch“ und die rührende Eckgaststätten-Ballade „Ming vier Wäng“ über die treffsicher das kölsche Lebensgefühl auf den Punkt bringenden „Buure Säu“ bis hin zum Liebeslied „E Mädche“ und den gespenstischen Mitternacht-Showdown „Zapfsäul 8“ reichte die Palette. Nicht fehlen durften Kösters feinherb-komischen, kneipenphilosophischen Zwischenmoderationen.
Erleichtert freuten sich die Fans darüber, dass sich der inzwischen auch schon 67 Jahre alte und nach eigener Einschätzung „von gesalzener Altersmilde zerfressene“ Barde seinen ganz eigenen Humor trotz allem bewahrt hat. Also alles wie immer bei „Jächt“? Nicht ganz: Musikalisch trumpften „Köster und Weggefährten“, wie der Projektname nun lautet, mit einem dezent aufgepeppten Sound auf.
Die Musik klingt rockiger und härter
Das Ganze klingt nun etwas rockiger, lauter, härter – aber dank exquisiter Bandbesetzung nach wie vor einfach gut. So präsentierte sich der vom unvergessenen Musikkabarett Ars Vitalis bekannte Leverkusener Buddy Sacher als ganz cooler E-Gitarrist, der auf Anhieb bestens mit Gerd Kösters ostfriesischem Dauergast Helmut Krumminga an der Akustikgitarre harmonierte.
Zudem gehört jetzt auch ein Schlagzeug zur Besetzung. Am Freitag saß Wolly Düse, der die Domstadt-Szene vor allem in den Nullerjahren mit der Garagenrock-Formation Cowboys On Dope aufgemischt hat, in der Trommelbude. Er wird sich fortan wohl mit Gerhard Sagemüller von Kozmic Blue abwechseln.
Das Erkennungsmerkmal bleibt aber Gerd Kösters raue und doch ungemein gefühlvolle Gesangsstimme – hochemotional zu genießen vor allem bei der als allerletzte Zugabe a cappella servierten Ballade vom letzten Träubchen am Weinstock. Das in stehenden Beifall gefasste Publikumsvotum war eindeutig: Weitermachen, Jächt!