Wohngebiet in KerpenGrabensystem bewahrt Sindorfer vor vollgelaufenen Kellern
Kerpen-Sindorf – „Gut dass wir diese Gräben haben. Sonst wären vielleicht auch unsere Keller abgesoffen.“ Die beiden Frauen, die gerade mit ihren Hunden durch das Vogelrutherfeld spazieren, sind sich einig: Das Entwässerungssystem des Wohngebietes, das bei der Entsorgung des Oberflächenwassers ohne ein unterirdisches Kanalnetz auskommt, hat den starken Regen in der vergangenen Woche gut aufgefangen und somit seine wohl bislang größte Bewährungsprobe bestanden. Ein, zwei Tage lang stand das Wasser noch in den offenen Gräben, die gut gefüllt waren, bis es dann nach und nach abfloss und versickerte.
Kerpen: 3000 Menschen leben im Vogelruther Feld
Bei der Stadt Kerpen wird diese Nachricht mit Freude aufgenommen: Denn als das rund 80 Hektar große Wohngebiet vor rund 30 Jahren in Angriff genommen wurde und schrittweise entstand, war das Grabensystem noch umstritten.
Rund 3000 Menschen leben mittlerweile im Vogelrutherfeld: Wie Martin Schoppe, Städteplaner der Stadtverwaltung, erläutert, handelt es sich bei dem Gebiet um eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme. Für diese gab es besondere Landeszuschüsse, um relativ günstige Grundstückspreise realisieren zu können. Bedingung sei dabei von Seiten des Landes gewesen, dass es ein besonderes „innovatives, städtebauliches Element“ geben solle. „Das war dann die Regenwasserbeseitigung über Versickerungsmulden.“ Sämtliche Gebäude in dem Gebiet sind daran angeschlossen.
Kerpen: Mulden hängen nicht am Kanalnetz
Die offenen Mulden hängen nicht am städtischen Kanalnetz und belasten dieses deshalb auch bei stärksten Regenfällen nicht. Sie sind ein Lebensraum für Tiere und Pflanzen und haben damit eine viel höhere ökologische Wertigkeit als ein unterirdisches Rohrsystem. Zudem sind sie auch noch schön anzusehen und sorgen für mehr Abstand zwischen den Grundstücken, was dem Nachbarschaftsfrieden gut tut.
So gibt es hinter den Häusern offene Zuleitungsgräben, die in offene Versickerungsgräben münden. „Diese sind so dimensioniert, dass sie auch einem Starkregen stand halten können“, sagt Schoppe. Er schätzt, dass in dem Wohngebiet rund 20 bis 25 Kilometer offene Gräben existieren. „Für die schmalen Zuleitungsgräben hinter den Häusern sind die Hauseigentümer verantwortlich.
Muldensysteme in weiteren Kerpener Wohngebieten gefordert
Sie müssen in der Regel einmal im Jahr gesäubert und freigeschnitten werden. Straßenweise haben sich dafür Eigentümergemeinschaften, sogenannte Muldengemeinschaften, gebildet. Es stehe diesen frei, die Mulden in Eigenregie zu pflegen oder Firmen zu beauftragen. Die Stadt kümmert sich um die Pflege der Versickerungsgräben.
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Das alles ging anfangs nicht ohne Probleme ab. So mussten sich viele Anwohner erst daran gewöhnen, für die privaten Gräben außerhalb ihrer Grundstücksgrenzen zuständig zu sein. Mittlerweile scheint dies aber kein Thema im Vogelrutherfeld mehr zu sein.
Nach Meinung Schoppes sollte auch in anderen Neubaugebieten verstärkt auf Muldensysteme zur Entwässerung gesetzt werden. Doch bislang fehle es dafür noch an „Akzeptanz“.