Die Kandidatur des derzeitigen Pressesprechers der Kolpingstadt ist mutig - und gewagt. Mit unerwarteten Wendungen geizt die CDU nicht.
KommentarMit der Wendung im Kampf um das Bürgermeisteramt in Kerpen hat keiner gerechnet

Addy Muckes und Harald Stingl wollen beide Bürgermeister für die CDU in Kerpen werden. (Archivfoto)
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Nachtigall, ick hör dir trapsen. Zum wiederholten Mal stellt sich Addy Muckes für die CDU als Bewerber für das Bürgermeisteramt in Kerpen auf. Und zum wiederholten Mal taucht plötzlich, rein zufällig, ein weiterer Mitbewerber für die Christdemokraten auf. 2020 war der plötzliche Mitbewerber Michael Robens, damals wie heute kein CDU-Mitglied, sondern parteilos. Alsbald spielte die plötzliche Kandidatur aber keine Rolle mehr, als Dieter Spürck doch noch zur Wahl antrat und diese knapp gegen Andreas Lipp (SPD) gewann.
Kerpen: Beide Kandidaten haben ihre Stärken
Und nun ist da Harald Stingl, der das Pressebüro der Stadt leitet. Verwaltungserfahrung hat er, keine Frage, wie kein anderer Kandidat in dieser Wahl. Auch seine Gründe für die Kandidatur klingen gut und richtig. Wenn nicht jetzt demokratisch engagieren, wann dann? Aber dennoch bleibt die Frage: Wie realistisch sind die Chancen auf das Amt für jemanden, der gerade erst in die Partei eingetreten ist?
Auch Addy Muckes konnte sich fachlich schon beweisen, gerade in der jüngsten Zeit: Als Erster Vertreter des Bürgermeisters übernahm er mit den anderen Stellvertretern aus der Politik und den hauptamtlichen Vertretern aus der Verwaltung Spürcks Aufgaben in dessen Abwesenheit. Zudem genießt er in der Stadt und unter den Parteikollegen einen guten Ruf, gibt sich nahbar und bodenständig. Dennoch hat Stingl ihm gegenüber vermutlich einen fachlichen Vorsprung, was die Kenntnisse über die verwaltungsinternen Abläufe betrifft.
Gerechnet hat mit dieser Wendung im Rennen um das Amt an der Spitze der Stadt wohl so gut wie niemand. Was sich aber über Stingls Kandidatur sagen lässt: Sie erfordert Mut. Denn sollte Stingl aus dieser Kommunalwahl nicht erfolgreich hervorgehen, bleibt ihm womöglich nicht einmal mehr sein bisheriger Job als Pressesprecher bei der Stadt. Denn, so bestätigt er der Redaktion, diese Entscheidung um seine Anstellung obliege dann dem Bürgermeister oder der Bürgermeisterin – also möglicherweise dem Mann, gegen den er wenige Monate zuvor verloren hätte.